AMOS, TORI - Fade To Red. Video Collection (2-DVD)
Mehr über Amos, Tori
- Genre:
- Songwriter Music
- Label:
- Sword & Stone / Rhino Home Video / Warner Music Vision
- Release:
- 24.03.2006
- Past The Mission [Jake Scott]
- Crucify [Cindy Palmano]
- Jackie's Strength [James Brown]
- A Sorta Fairytale [Sanji]
- Winter [Cindy Palmano]
- Spark [James Brown]
- Sleeps With Butterflies [Laurent Briet]
- Cornflake Girl (US Version) [Tori Amos, Nancy Bennett]
- Hey Jupiter (Dakota Version) [Earle Sebastian]
- Silent All These Years [Cindy Palmano]
- Professional Widow (Armand's Star Truck Funkin' Mix)
- Cornflake Girl (UK Version) [BIG TV!]
- A Sorta Fairytale (Behind The Scenes)
- Doughnut Song (Audio Track)
- Caught A Lite Sneeze [Mike Lipscombe]
- 1000 Oceans [Erick Ifergan]
- God [Melody McDaniel]
- Bliss [Loren Haynes]
- China [Cindy Palmano]
- Raspberry Swirl [Barnaby & Scott]
- Talula (The Tornado Mix) [Mark Kohr]
- Sweet The Sting [Alex Smith]
- Pretty Good Year [Cindy Palmano, Sam Riley]
- Professional Widow (Armand's Star Truck Funkin' Mix)
- Cornflake Girl (UK Version) [BIG TV!]
- A Sorta Fairytale (Behind The Scenes)
- Doughnut Song (Audio Track)
TORI AMOS hat in den letzten Jahren ihren scheinbar ewigen Geheimtippstatus nach und nach immer weiter ablegen können. In gleichem Maße wurde ihre Musik zunehmend ruhiger, jedoch ohne dabei an ihrer allzeit präsenten Schönheit zu verlieren. Nachdem mit "Scarlet's Walk" & "The Beekeeper" zwei Studioalben recht bald aufeinander folgten, erschien zunächst eine Zusammenstellung aus größtenteils zuvor veröffentlichten, älteren und neueren Songs ("Tales Of A Librarian"), und schließlich eine Reihe von >>offiziellen Bootlegs<< (Mitschnitte von 6 Konzerten). Seit Ende der Neunziger ist bereits eine Kollektion von Videoclips auf VHS in Umlauf, in diesem Jahrzehnt wurde die Live-DVD "Welcome To Sunny Florida" veröffentlicht, und nun folgt also auf dem gleichen Medium eine (Wieder-)Veröffentlichung der mittlerweile doch recht zahlreichen, audiovisuellen Kunstkurzfilmchen, wie man sie aus dem Musikfernsehen und einer Zeit kennt, als dort tatsächlich noch rund um die Uhr Musik gespielt wurde. Da dies nun ja nach der Totalübernahme durch bescheuerte Klingeltonwerbung für Deppentelefone und andere Formen der Volksverdummung bekanntlich kaum mehr der Fall ist, empfiehlt sich dem Musikliebhaber der Griff zu "Fade To Red" - allerdings auch, weil hier noch mehr geboten wird: Extensive Audiokommentare der Songwriterin zu sämtlichen Clips, beispielsweise; gleich zwei Versionen von 'Cornflake Girl' (story-telling for the Americas, surréalisme pour l'Europe); einen Videozusammenschnitt zum ARMAND-VAN-HELDEN-Remix von 'Professional Widow'; wahlweise L-PCM Stereo oder DTS 5.1 Surround Sound für die Musik; und ein 20-minütiges, aufschlussreiches 'Behind The Scenes' Feature zum Dreh des 'A Sorta Fairytale' Videos mit Adrien Brody ("Der Pianist").
Die Menügestaltung ist funktionsgerecht, schlicht und schön, sowie mit liebevoll geschnittener Musik unterlegt. Die Videoabfolge ist sehr gelungen gewählt. Die Clips selbst sind äußerst kunstvoll und abwechslungsreich. Was will man mehr? Nun, vielleicht eine weniger schlampige Untertitelung; lobenswert ist zwar, dass diese neben Englisch und Französisch zu sämtlichen Features auch in Deutsch zu haben ist, doch hat man sich dort bei der Übersetzung einige Schnitzer geleistet: Teils peinliche Vokabelfehler, Zeitenfehler, holprige Grammatik und schlechte Rechtschreibung trüben den Genuss (die ein oder andere Sinnentstellung miteingeschlossen), falls man als Hörer nicht ohnehin beim gut verständlichen Englisch bleibt. Dafür hat man sich aber immerhin redlich bemüht, alles zu übersetzen, und nicht Halbsätze oder gar ganze Sätze unter den Tisch fallen lassen, wie das andernorts ja leider mitunter der Fall ist. Man hätte für Chronologiefetischisten vielleicht noch die Entstehungsjahre der einzelnen Clips angeben können, das wäre schön gewesen. Sonst gibt es an den beiden Scheiben überhaupt nichts zu bemängeln. Doch das alles sind Kleinigkeiten, die das Gesamtangebot kaum schmälern. Echte Fans haben ja ohnehin alle Alben daheim, und können anhand der Angaben in den Credits (vom Album über den Regisseur bis zum Make-up) ihre eigene Reihenfolge zusammenwählen. Doch auch im Durchlauf ergibt sich ein schönes Kaleidoskop an Sinneseindrücken und Symboliken. Im Zweifel hilft meist der Audiokommentar weiter, in dem Tori auf die Grundgedanken und Geschichten hinter Song und Videokonzept ('Jackie's Strength', 'A Sorta Fairytale', 'Spark', 'Caught A Lite Sneeze') aber auch auf den Dreh selber eingeht ('Sleeps With Butterflies', 'Behind The Scenes') oder uns ihre Erinnerungen an die Entstehungszeit mitteilt: Da geht es etwa ums Tourleben, wie im Clip zu 'Bliss' quasi als bewegtes Fotoalbum festgehalten, um das Wunder, die Welt mit den Augen eines Kindes sehen zu dürfen, etwa im 'Behind the Scenes' oder auch zwischendurch immer mal wieder, um ihre Beziehung zum Pianospiel ('Sweet The Sting'), zur Religion ('Past The Mission', 'Crucify', 'Hey Jupiter', 'God') oder auch zur Cornish Coast, wo man sie im 'China' Clip an einem Steinklavier bewundern darf. Als Hörer bekommt man hier ausgewählte Songs aus ihrer gesamten Solokarriere geboten, als Zuschauer ein Panorama der Videokunst: Erzählerische Clips als Außenaufnahmen oder in Studiokulissen, Bluescreencollagen und Computeranimationen, surreal überschäumend mit psychologischen Symbolen aufgeladene Traumreisen und eher beobachtend distanziert in Szene gesetzte Installationen, Illustrationen und Abstraktionen, intime Porträts und ausgelassene Tanzszenen, Üppiges und Schlichtes - alles zu seiner Zeit, aber niemals Langeweile. Die ausgewählten Stücke sind - wie eigentlich alles von Tori - sowieso allererste Sahne: Fast schon klassisch anmutende Pianoperlen wie 'Past The Mission' & 'Pretty Good Year', vokal beeindruckende ('Crucify', 'Cornflake Girl') und einfach nur schöne Songs ('Silent All These Year', 'Pretty Good Year), Melancholisches ('1000 Oceans') und Aufgeregtes ('Raspberry Swirl'), jede Menge Tiefsinniges mit ausgefallenen Arrangements, der Gastauftritt eines Gospelchors ('Sweet The Sting'), Tanzbares mit Harpsichord ('Talula'), und sogar ein House Remix ('Professional Widow' - musikalisch weniger nach meinem Geschmack, dafür aber mit verdammt geschickt neu zusammengeschnittenem Schnelldurchlauf durch die vorliegende Videokollektion) - das alles kann sich hören lassen! Kurzum: Diese Doppel-DVD bietet so ziemlich alles, was man von einer so hoch profilierten Künstlerin erwarten durfte, und noch ein bisschen mehr.
Anspieltipps: Jackie's Strength, Hey Jupiter, 1000 Oceans, China, Pretty Good Year
- Redakteur:
- Eike Schmitz