AMOS, TORI - Strange Little Girls
Mehr über Amos, Tori
- Genre:
- Alternative
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Atlantic Records
- Release:
- 18.09.2001
- New Age
- '97 Bonnie & Clyde
- Strange Little Girl
- Enjoy The Silence
- I'm Not In Love
- Rattlesnakes
- Time
- Heart Of Gold
- I Don't Like Mondays
- Happiness Is A Warm Gun
- Raining Blood
- Real Men
<p>Zwölf Schwestern in neuem Gewand.</p>
Leicht angeschrägt bietet TORI AMOS die ersten beiden Stücke ihres Coveralbums "Strange Little Girls" dar, sodass VELVET UNDERGROUNDs 'New Age' gegen Ende wie eine Drohung klingt - "This is the beginning of a new age..." - und tatsächlich wird diese Drohung dann in der Mörderballade ''97 Bonnie & Clyde' wahr. Diese klingt der verstörende Soundtrack zu einem düsteren Hörspiel, wenn Ms. Amos hier EMINEMs Worte halb haucht und halb flüstert, die als Beruhigung für die Tochter dienen sollen, die noch zu jung ist, um zu begreifen, dass der Vater gerade die von ihm dahingeschlachtete Mutter am See versenkt und sie dementsprechend auch nicht mehr wiederkommen wird.
Vom traumhaft schaurigen Videoclip zum quasi Titelsong von THE STRANGLERS will ich gar nicht ausfürlich schwärmen; den schaut man besser selbst, aber dass Frau Amos es hinbekommen hat, DEPECHE MODE zu covern, deren Sound doch sonst untrennbar mit ihren Songs verwachsen ist, das verdient besonderes Lob. 'Enjoy The Silence' funktioniert im intimen Klavierarrangement zu Toris wie im Duett gedoppelter Stimme ganz ausgezeichnet, ebenso wie die kühle, elektronisch untermalte Gefühlsverleugnung 'I'm Not In Love' (10CC).
Überhaupt hat die Künstlerin hier Songs versammelt, deren Protagonisten in ihren Gefühlen nicht so recht zu Hause sind, sei es in LLOYD COLEs verloren klingendem 'Rattlesnakes' oder in TOM WAITS' bittersüßer Ballade 'Time', die zweifellos einen der Höhepunkte des Albums darstellt. Handelt es sich dabei um eines der zugänglichsten Stücke auf "Strange Little Girls", so hat TORI AMOS in ihrer Interpretation von NEIL YOUNGs 'Heart Of Gold' alles dafür getan, es dem Hörer nicht zu einfach zu machen: Kratzbürstig, verzerrt, sehnsüchtig überdehnt, heulend, verworren leidend zieht sich das schleppende, aufschürfende Stück vier Minuten lang dahin, ohne fündig zu werden. Wahnsinn.
Und mit dem geht es auch weiter, denn der erste von zwei nun folgenden Knarrensongs ist das Amok-zum-Wochenbeginn-Stück 'I Don't Like Mondays' von THE BOOMTOWN RATS, an den sich das THE BEATLES-Makeover 'Happiness Is A Warm Gun' anschließt. Noch schwieriger wiederzuerkennen als letzteres ist jedoch das SLAYER-Cover. Ja, das war richtig gelesen, denn 'Raining Blood' ist es, das hier extrem verfremdet und entschleunigt als beunruhigend träumerisch und bedächtig zelebrierte Macht- und Gewaltfantasie daherkommt. Die Apokalypse als ätherischer und geradezu erotischer Lusttraum. Wem das zu verstörend oder auch einfach nur zu abgehoben erscheint, kann mittels JOE JACKSONs 'Real Men' wieder zurück auf den Boden der Tatsachen(?) finden. Was ist das denn nun, ein echter Mann? Auch TORI AMOS lässt die Frage offen, und wen das nicht befriedigt, der möge "Strange Little Girls" einfach noch mal von vorne hören - wieder und wieder und wieder. Langweilig will die Scheibe nämlich einfach nicht werden.
Anspieltipps: Rattlesnakes, Time, Happiness Is A Warm Gun, Raining Blood.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Eike Schmitz