AMPLIFIER - Echo Street
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2013
Mehr über Amplifier
- Genre:
- New Artrock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- K Scope (Edel)
- Release:
- 15.03.2013
- Matmos
- The Wheel
- Extra Vehicular
- Where The River Goes
- Paris In The Spring
- Between Today And Yesterday
- Echo Street
- Mary Rose
Ein Nachglühen auf den Oktopus?
Anno 2010 hat ein gewaltiger Oktopus von Körper und Geist der britischen Musiker AMPLIFIER Besitz ergriffen und diese benutzt, eines der opulentesten Progalben der letzen Jahre einzuspielen. Das Tentakelvieh protzte nur vor Gigantismus, Größenwahnsinn und vor allem unbändiger Kraft, die den Sound und die Kompositionen von "The Octopus" prägte.
Nun steht der Nachfolger "Echo Street" in den Startlöchern und die Proggemeinde ist sicher schon gespannt wie ein Flitzebogen, ob Mastermind Sel Balamir und seine Mitstreiter erneut von einem solchen Monstrum heimgesucht werden.
Nun, nach etlichen Durchgängen von "Echo Street" bleibt als Fazit festzuhalten: Der Oktopus hat die Briten losgelassen, prägt jedoch immer noch unterschwellig ihre Gedanken. Der Opener 'Matmos' beginnt sehr verhalten, fast sogar schüchtern, als ob AMPLIFIER Angst haben würden, die in der Tiefe lauernde Riesenkrake würde einen ihrer Tentakel nach ihnen ausfahren. Ja, dezent getragen gefällt sich 'Matmos' in atmosphärischen Klängen, ohne groß auffällig zu werden. Doch schon bei 'The Wheel' grummelt es in der Tiefe. Balamirs Effekt-Kiste produziert wieder tief verzerrte, hallende Gitarrensounds, unterlegt von einem bissigen Bass und groovigen Drums. Eine Haifischschar wird aufgeschreckt, dunkle Synthiesounds durchziehen das Weltmeer und ein Tiefenbeben möchte einen Tsunami auslösen. Eine saftige Steigerung gegen Ende des Songs mit tausend Schichten wirbelnder Gitarreneffekte bringt den Oktopus zum Atmen. Auch 'Extra Vehikular' schlägt nach anfänglichen Late-FLOYD-Vibes in eine ähnlich Kerbe. Doch AMPLIFIER wecken den Oktopus nicht komplett auf. 'Where The River Goes' ist eher ein durchdachtes (New-)Art-Rock-Epos mit tollem Gesang, 'Between Today And Yesterday' eine herzerwärmende, von tollen Akustikgitarren und Satzgesängen geprägte Ballade mit feinen Twists und auch der Rest der CD wirkt irgendwie aufgeräumter und sortierter als zuvor.
Natürlich grummelt die Krake hin und wieder in Form von wilden, ausschweifenden Soundorgien, zum Beispiel beim Titelsong, aber insgesamt hat "Echo Street" einen weitaus gesetzteren Charakter als das tobende Chaosopus "The Octopus". Doch es ist auch kein Schritt zurück zum Debut oder zu "Insider", dafür ist der floydig-spacerockige Anteil in der Musik zu dominant. AMPLIFIER bewegen sich weiterhin vorwärts, der Klang der CD ist kaum zu toppen, die Musiker agieren auf höchstem Niveau und Sel Balamir mit seinem unaufdringlichen Gesang und vor allem mit seinem Gitarrenspiel, das den Einsatz von Effekten zur großen Kunst macht, ist mittlerweile mehr und mehr ein Hero des Progrocks. Somit ist "Echo" in der Tat ein gutes Motto zu "Echo Street", die ich am besten mit der Phrase "ein Nachglühen auf den Oktopus" zusammenfassen kann. Wieder einmal faszinierende Musik einer faszinierenden Band.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Thomas Becker