AMPLIFIER - The Astronaut Dismantles HAL
Mehr über Amplifier
- Genre:
- Rock
- Label:
- Steamhammer / SPV
- Release:
- 14.10.2005
- Continuum
- Into The Space Age
- For Marcia
- The Brain Room
- Everyday Combat
- Live Human
Glaubt man den englischen Medien, dann ist dieses britische Trio die Rettung und Zukunft des Rock. Punkt. Das sitzt. Aber englische Zeitungen neigen traditionell zu maßlosen Übertreibungen, also sollte man sich doch erst mal die Musik anhören, die AMPLIFIER anzubieten haben. Die erste Gelegenheit dazu gab das selbstbetitelte Debütalbum, das vor kurzem wiederveröffentlicht wurde. Darauf gab es in der Tat vielversprechenden Rock zu hören, der zwischen psychedelischen 70er-Sounds und unkonventioneller Moderne schwebte.
Nun präsentiert diese mit über 35 Minuten recht üppige EP neues Material aus der Insel-Songschmiede. Und es hat sich was getan. Man hat offenbar keine Lust mehr auf geradlinige Rocksongs, sondern braut einen ganz und gar eigenen Soundcocktail, der sich auf der einen Seite klar zu legendären Vorbildern wie LED ZEPPELIN oder THE WHO bekennt, auf der anderen Seite aber auch eine eigenwillige Komponente mit einfließen lässt. Die EP beginnt mit dem sehr sperrigen 'Continuum', das sich innerhalb seiner knapp neun Minuten erst langsam entfalten muss und sich nach ruhigem Start zu einem abgehobenen Verstärkersturm entwickelt, der auch einige spacige Experimente beinhaltet. Auch die Entwicklung der Stimme von Sel Balamir ahmt die Musik nach: zunächst unscheinbar und zurückgenommen, dann jedoch immer aggressiver und leidenschaftlicher bis hin zu einem fast schon anstrengenden Organ.
Und anstrengend bleibt es, denn 'Into The Space Age' hält, was der Titel verspricht. Ungewöhnliche Klangspielereien zu psychedelisch-sphärischen Retro-Rock-Sounds. Die "Zukunft des Rock" klingt verdammt nach hartem 70er-Sound. Aber das soll mir nur recht sein, wenn dabei solche Songs rauskommen.
Das epische 'For Marcia' bringt das AMPLIFIER-Raumschiff dann in ruhigere und fast schon balladeske Weiten, in denen man angetrieben vom entrückten Gesang über den Walfang oder ähnlich abstrakte Dinge sinnieren kann. Schwer zu erklären, was die Faszination dieser Band ausmacht. Denn streng genommen klingen die Briten nun wirklich nicht revolutionär neu oder innovativ, nur halt so verdammt anders als die meisten aktuellen Bands. Und genau das ist das Wichtige.
Am Ende stehen mit 'Everyday Combat' und 'Live Human' noch zwei Stücke, die in bewährter Manier fließen, wabern und zwischenzeitlich rocken. Spätestens da entscheidet sich, ob man gefangen ist in den Soundgebilden des Trios oder entnervt aufgibt und sich weltlicheren Dingen zuwendet.
Ich jedenfalls gönne mir jetzt noch einen Flug und schaue mir den Weltraum an. Inspirierend!
Anspieltipps: Continuum, Into The Space Age, Everyday Combat
- Redakteur:
- Kilian Fried