AN EVENING WITH KNIVES - Serrated
Mehr über An Evening With Knives
- Genre:
- Post Metal / Stoner Doom / Sludge / Psychedelic
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Argonauta Records
- Release:
- 26.01.2018
- Come Undone
- Restless
- Blind Man's Guess
- Hysteria
- Fade Out
- Thoughts And Regrets
- Drowning In Daybreak
Sound ins Nirgendwo
Was das holländische Trio AN EVENING WITH KNIVES auf seinem Debütalbum "Serrated" fabriziert, hat etwas von einem psychedelisch-verstörenden Trip unter Einfluss irgendwelcher Halluzinogene, eine Reise ohne Anfang und Ende, ohne Ziel oder Zweck. Horror und Ekstase auf auditiver Ebene, Hand in Hand. Die surreale Fahrt beginnt mit 'Come Undone' noch irgendwie vertraut, mit einem erdigen Stoner-Bass-Fundament und grungig-warmen E-Gitarren, doch schon der Opener bemüht sich gar nicht um klar fassbare Strukturen, und je weiter der Türöffner Einblick in diese verstörende Bewusstseinsebene gewährt, desto unheimlicher, desto beklemmender wird es.
'Restless' macht anschließend klar, dass AN EVENING WITH KNIVES (der Bandname spricht eigentlich schon Bände - wer denkt dabei nicht automatisch an die verstörende 'Knife Party' der DEFTONES?) nichts übrig hat für lässigen Stoner Rock oder verklärte Post-Rock-Schwelgereien. Dabei sind die Ideengeber dieser schwer fassbaren Mixtur ziemlich offensichtlich: Von NEUROSIS gibt's den Hang zu Dissonanz und latentem Irrsinn, SLEEP & Co. liefern den verschleppten Stoner-Doom-Groove, während ALICE IN CHAINS und SOUNDGARDEN die rauchig-warmen Gitarren beisteuern – gerade die gelegentlichen, Hoffnung spendenden Soli könnten direkt von Jerry Cantrell stammen. Den gestammelt-gerufenen Sprechgesang und die allgegenwärtige Anarchie dürfte man alten HELMET-Tagen entliehen haben, die entrückte Stimmung von bereits erwähnten DEFTONES gepachtet.
Für jeden was dabei? Wie man's nimmt – zu den Klängen von "Serrated" könnte ohne Weiteres der Serienmörder eines trashigen B-Movie-Schockers losziehen. Wobei das Album ab 'Blind Man's Guess' auch durchaus beginnt, Spaß zu machen. Die rastlose, unaufhaltsame Fahrt gen Wahnsinn wird hier immer wieder atmosphärisch kontrastreich durch die erwähnten Gitarreneinwürfe gebremst; da kommt schon mal wohlige Gänsehaut auf. Auf Dauer nervig ist eher das eintönige Genöle von Marco Gelissen am Mic – in den instrumentalen Passagen vermag die Truppe Akzente zu setzen und zu gefallen, während der Sprechgesang in erster Linie nervt und noch nicht einmal wirklich zum psychedelischen Gesamtsound passt. Am Ende überschreitet AN EVENING WITH KNIVES auch noch die Schwelle gen CULT OF LUNA-Sludge; in diesen Momenten stört die wenig kreative Vokalarbeit naturgemäß weniger.
"Serrated" bliebe vermutlich eine anstrengende Angelegenheit, eine eher abstrakte musikalische Arbeit, würde nicht der Sechssaiter soviel Grund zur Freude bereiten. Egal ob das harsche, ausufernde 'Fade Out' beinahe von einem simplen, nachdenklichen Gitarrenlick aufgelöst wird, ob 'Blind Man's Guess' vorübergehend in schwärmerische Träumereien abdriftet, besagte Cantrell-Soli das schmerzhafte 'Thoughts And Regrets' abmildern, oder einfach der unsagbar traurige Einstieg zu 'Hysteria'- die drei Eindhovener haben auf alle Fälle verstanden, wie schmerzhaft-brutaler Anarcho-Rock erträglicher und teilweise sogar einfühlsam gestaltet werden kann. AN EVENING WITH KNIVES ist eine gar nicht mal so üble akustische Schmerztherapie, der es zwar (ganz bewusst?) an Struktur und Höhepunkten fehlt, die aber zu fesseln vermag und einen nicht zu unterschätzenden Sog entwickelt.
Anspieltipps: Blind Man's Guess, Thoughts And Regrets
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause