ANAAL NATHRAKH - Domine Non Es Dignus
Mehr über Anaal Nathrakh
- Genre:
- Extreme Black Metal
- Label:
- Season Of Mist
- Release:
- 01.11.2004
- I Wish I Could Vomit Blood On You ... People
- The Oblivion Gene
- Do Not Speak
- Procreation Of The Wretched
- To Err is Human, To Dream - Futile
- Revaluation Of All Values
- The Final Destruction Of Dignity
- Swallow The World
- This Cannot Be The End
- Rage, Rage Against The Dying Of The Light
"If you want a picture of the future, imagine a boot standing on a face forever!"
Satan findet immer mehr Formen. Die britischen Black-Metal-Krieger ANAAL NATHRAKH kämpfen dafür, dass diese Entwicklung zumindest auf musikalischer Ebene neue Höhepunkte erreicht. Seit der Bandgründung im unheiligen Jahr 1999 sorgen sie weltweit immer wieder für Verwirrung. In Amerika wollte man gar die in Folterungen irakischer Gefangener verwendeten Songs von METALLICA durch die Musik der durchgeknallten Engländer ersetzen. Wenigsten einer in der Regierungsbehörde schien also verstanden zu haben, worum es ANAAL NATHRAKH geht: die totale Verwüstung der menschlichen Existenz - zumindest auf der Bewusstseinsebene. Und wirklich, lässt man sich auf die hirnerweichende Monsterinstrumentierung von "Domine Non Es Dignus" ein, ist das Entkommen ungewiss.
Mit ihrem zweiten Studioalbum setzen sie neue Maßstäbe, wenn es darum geht, wer den bösesten, extremsten und brutalsten Metal spielt. Die Coverversionen der MAYHEMschen Klassiker 'De Mysteriis Dom Sathanas' und 'Carnage' sind Geschichte und auch die Kollaboration des verrückten Ungarn Attila Chisar ist nicht mehr von Nöten, denn Sänger V.I.T.R.I.O.L. meistert alle erdenklichen Stimmformen mit unangefochtener Perfektion und Leidenschaft. Nun legt er sogar noch die Stärke einer Opernstimme an den Tag, die gefährlich nahe an jene von ex-EMPEROR Isahn herankommt. Wenn es EMPEROR noch gäbe, dann wären sie wohl an dem Punkt gelandet, von dem ANAAL NATHRAKH jetzt ausschwärmen: dem totalen musikalischen Wahnsinn, ähnlich rauschhaft wie Wagner es gerne gehabt hätte. Hier geht es schon gar nicht mehr um technische Raffinessen oder Geschwindigkeitsrekorde (die werden nebenbei aufgestellt). Denn darüber geht die gefühlsmäßige Kraft dieser extremen Form des Metal noch weit hinaus! Die Musik als Mittel zum Zweck: Hier wird einfach mal im Vorbeigehen alles verbraten, was Metal bis jetzt zu bieten hatte - Black, Death, Thrash, Speed, Heavy ... Der Stil spielt keine Rolle, solange es nur noch zermürbender wirkt.
Das Unglaubliche an diesem gut 40-minütigen Stück Psychoterror ist, dass zwischen all den dicht gepackten und 666-mal um die Ecke geschachtelten Soundkonstruktionen keine Keyboards verwendet wurden und auch die dämonischen Stimmausgeburten keinem Effektgerät entspringen. Wo kommt dann nur das ganze Frauengeschrei, Maschinenfeuer, Getrommel und Glockengebimmel her? Das ist die perfekte Hölle! Bisher gibt es nur wenige andere Bands, die ähnlich gewaltsam zu Werke gehen: Die französischen ARKHON INFAUSTUS bleiben freilich auf lyrischer und konzeptueller Ebene unerreicht, aber dafür tun ANAAL NATHRAKH einfach noch mehr weh. Wer einen passenden Begleitsoundtrack zur körperlichen Selbstkasteiung benötigt, ist hier gerade recht beraten bzw. sollte sich lieber der Musik ergeben und einfach zuhören, nichts weiter. Jedem stärkeren Individuum ist mit "Domine Non Es Dignus" eine hypertone Dosis Spiritualität gegeben, die sich freilich nur hart verstoffwechseln lässt. Zum Teil endet der ganze Schmerz nur noch in absurdem Geschrei, Gestöhne, Gemurmel. Vom buddhistischen Om bis zum lebensechten Blutkotzen wird so ziemlich alles an Artikulationsformen ausgelotet, was der kranke Mensch so von sich geben kann.
'I Whish I Could Vomit Blood On You ... People' heißt der Auftakt dieser ins bodenlose Nichts drehenden Spirale der Chaosmanifestation. ANAAL NATHRAKH wünschen? Sie tun es doch! Ich fühl mich jedenfalls ziemlich leibhaft angekotzt durch diese Musik, weil mir langsam die Superlative ausgehen. Zeigt mir einfach eine Band, die noch brutaler und noch extremer ihre Instrumente spielt. Dann schreibe ich weiter.
Anspieltipps: Gesamtkunstwerk! Einfach immer und immer wieder reinziehen! Ansonsten einfach mal 'This Cannot Be The End' antesten.
- Redakteur:
- Wiebke Rost