ANAAL NATHRAKH - Endarkenment
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2020
Mehr über Anaal Nathrakh
- Genre:
- Black Metal / Grindcore / Industrial
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Metal Blade / Sony Music
- Release:
- 02.10.2020
- Endarkenment
- Thus, Always, To Tyrants
- The Age Of Starlight Ends
- Libidinous (A Pig with Cocks in Its Eyes)
- Beyond Words
- Feeding The Death Machine
- Create Art, Though the World May Perish
- Singularity
- Punish Them
- Requiem
Schwarzgrindige Aggro-Melodiebombe.
ANAAL NATHRAKH, die Band mit dem Namen, der an sich eher nach einem Fachbuch für Gastroenterologie klingt als nach sagenhaftem Schlagenodem, ist inzwischen auch schon gut zwanzig Jahre am Start und legt dieser Tage mit "Endarkenment" bereits ihr elftes Studioalbum vor. Im Zweijahrestakt hat das Duo aus Engelland sich also seine ganz eigene Nische in schwarzen Fels gemeißelt, und das gerne auch mal mit dem Presslufthammer statt mit dem Faustkeil. So atmet das neue Album letztlich all jene Luft und Nebenluft, welche die Band über nun zwei Dekaden auszeichnet, und setzt sich bei Spiel "Reise nach Jerusalem" zwischen alles Stühle der extremen metallischen Tonkunst.
Das Grundgerüst ist nach wie vor rasend schneller, geifernder Black Metal, der aber ebenso mit sehr dominanten symphonischen Elementen und Keyboardwänden, sowie mit industrialisiertem Druminferno garniert wird; dazu gibt es dann neben dem typischen heißeren Black-Metal-Gesangsstil auch gerne und oft kürzere hysterische Keiforgien in bester alter Grindcore-mit-Blastbeat-Tradition, sowie gelegentlich mal ein wenig aus dem Nichts kommende Klargesang-Bombast-Momente die glatt von DIMMU BORGIR oder BORKNAGAR geborgt sein könnten.
Das klingt nach einer wilden Achterbahnfahrt, doch unterm Strich ist "Endarkenment" dann doch deutlich vorhersehbarer und kantenärmer als man sich das als Freund der berührten Genres erhofft hätte. Wo die Band sterile Blastbeats bemüht und sich an kaltem Industrial-Flair versucht, da zieht sie gegen ein Monster des technoiden Totalitarismus wie MYSTICUM gnadenlos den Kürzeren, wo sie bombastisch und majestätisch agiert, da sieht sie gegenüber den vorgenannten Borkenborgern eher wenig Land, und wo es in industrielle Noise-Grind-Gefilde geht, da wird der geneigte Hörer sein Heil vielleicht eher bei APHEX TWIN oder THE BERZERKER suchen. Und wenn dann am Ende noch der Heldentenor in bester stratovariöser Manier loslegt, dann haben wir uns die Zielgruppe endgültig zerschossen?
Doch ist es wirklich so schlimm? Sind die Einflüsse und Stilelemente der Band aus Birmingham ernsthaft so weit auseinander, das es für deren Synthese keine Basis mehr gäbe? Nein, das finde ich tatsächlich nicht. Was dem Vorzeichen nach zur Kakophonie ausarten müsste, wird durch oft sehr gelungene Melodielinien der Gitarren, der Keyboards und oft auch des Klargesangs als Klammer zusammengehalten. Die synthetischen Sounds lassen dem Gitarreninferno genug Raum, um metallische Kante zu bewahren, und die Songs haben gute Hooks. Das eröffnende Titelstück hat zum Beispiel einiges an gefälliger orchestral-choraler Theatralik zu bieten, die ein Ergebnis abliefert das als uneheliches Kind von Shagrath und Attila Dorn durchgehen könnte, das sich dann bei 'Thus, Always, To Tyrants' einem Industrial-Grind-Workshop anschließt und richtig das Speien lernt, während irgendwo der "The Omen"-Soundtrack mitläuft.
Für meinen persönlichen Geschmack ist es aber unterm Strich doch etwas zu viel von allem. Zu viel Sound, zu viel Lärm, zu viele Noten, ja, eine letztlich dann doch ins Kakophonische ausartende Legierung aus widerstrebenden Elementen der Melodie und der Aggression. Wer die als Vergleichsgrößen heran gezogenen Truppen indes als wuchtig und laut in Szene gesetzte Chimäre erleben möchte, der darf ANAAL NATHRAKH gerne eine Chance geben, denn gut gemacht ist das alles schon, und ein durch und durch gelungener, sphärischer Song wie 'The Age Of Starlight Ends' kann dann auch den Kritiker und Skeptiker für sich einnehmen, ebenso das so gelungene wie zeitgeistkritische Wortspiel im Titel des Werkes, das die Unaufgeklärtheit des Geistes beklagt.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle