ANCIENT - Back To The Land Of The Dead
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2016
Mehr über Ancient
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Soulseller Records
- Release:
- 16.09.2016
- Beyond The Blood Moon
- The Sempiternal Haze
- The Empyrean Sword
- The Ancient Disarray
- Occlude The Gates
- Defiance And Rage
- The Prodigal Years
- The Awakening
- Death Will Die
- The Spiral
- Petrified By Their End
- 13 Candles
Ein Titel, wie er schon lange nicht mehr Programm war!
ALDA, es ist echt nicht zu fassen, welch eine UNRU derzeit im Black Metal herrscht. War es früher die Faszination von Teufel, Tod und Zerstörung, hat man heute schon ANCST, sich ein Stück gegrilltes Fleisch auf den Teller zu legen und davor, dass bei sinkenden Temperaturen der gezwirbelte Bart an der Hornbrille festfriert. Schon klar, da draußen freuen sich viele einen AST über diese Entwicklung, andere jedoch feiern den Moment, an dem die Wölfe unter lauter Jaulen aus dem Thronsaal geprügelt werden und das Kind in Thränen ertrinkt. Wenn Black Metal wieder zu dem wird, was er einst war, für was er stand, und womit er all die Faszination geschaffen hat: böse und nihilistisch, der Soundtrack zur Misanthropie. Es müssen keine Kirchen mehr brennen, niemand muss mehr ermordet werden, aber zumindest darf diese Musik, dieser einstige Lebensstil gerne wieder etwas mehr all den Strickjackenträgern entrissen werden.
Selbstverständlich gibt es glücklicherweise noch einige Bands (vor allem im Underground), die eine ähnliche Sichtweise haben, desweiteren hat das überraschende Comeback von DARK FUNERAL und das letzte INQUISITION-Werk gezeigt, dass gerade die Alten noch nicht bereit sind, das Schwert aus der Hand zu geben. Und nun gesellt sich mit ANCIENT eine weitere altgediente Band dazu, die mir gerade mit dem "Mad Grandiose Bloodfiends"-Werk Mitte der Neunziger immer wieder ein Lächeln ins Gesicht (bzw. einen grimmigen Blick in die Augen) gezaubert hat.
Nach den Frühwerken hat sich Aphazel (oder Zel, wie er sich heute nennt) ein Stück weit vom typischen Norweger-Black Metal wegbewegt. Zwar konnte man den Einfluss noch immer heraushören, dennoch klangen Ancient seit "The Cainian Chronicle" anders als die anderen Landsleute, was sich auch im Soundgewand bemerkbar machte, das hier zwar ebenfalls etwas verwaschen, aber eher dynamisch und klar war. Leider war 2004 nach "Night Visit" Schicht im Schacht, und der Fan musste sich 12 Jahre gedulden, etwas neues von (Apha)Zel zu hören. Und - soviel ist klar - das lange Warten hat sich mehr als gelohnt.
Mit 'Land Of The Dead' legt man direkt einen Opener vor, der jede Hipster-Kapelle im Vorbeigehen zu Staub zerbröselt. Die Blastbeats von Nick Barker sind wie Hammerschläge, trotzdem ist der Song bei aller Geschwindigkeit kein vertonter Güterzug, sondern einfach eine brachiale Walze, die sich unaufhaltsam den Weg bahnt. Auch bei den anderen Tracks geht man im gehobenen Tempo zu Werke, holt aber immer wieder den Fuß vom Gas und geizt weder mit Akustikeinlagen noch mit großartigen, sich nie in den Vordergrund drängenden Melodien (Highlight: 'The Empyrean Sword'). Im einen Augenblick ertappt man sich dabei, wie man alles kurz und klein prügelnd durch die Wohnung wütet, um sich im nächsten auf den Boden zu setzen und den oben bereits genannten Melodien zu lauschen (wieso habe ich noch nicht das Akustikinstrumental 'The Prodigal Years' genannt?) und sich einfach fallen zu lassen.
Es fällt mir wahrlich schwer, dieses Werk in Worten zu erklären, man muss es als Fan des Neunziger-Black-Metal gehört haben. Und dass ANCIENT mit Coverversionen ein goldenes Händchen beweist, hat die Gruppe mit der großartigen Version des MERCYFUL FATE-Krachers 'Black Funeral' bereits zu Zeiten von "Mad Grandiose Bloodfiends" bewiesen. Nun hat sie sich an BATHORYs '13 Candles' gewagt und zeigt, wie großartig man auch diesem Klassiker huldigen kann. Das i-Tüpfelchen auf einem Werk, das ganz knapp an der Höchstwertung vorbeischrammt. Das kann beim nächsten Werk - hoffentlich nicht erst in 12 Jahren - aber ganz anders aussehen!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Michael Meyer