ANDROMEDA - Manifest Tyranny
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2011
Mehr über Andromeda
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Inner Wound (Cargo Records)
- Release:
- 25.11.2011
- Preemptive Strike
- Lies R Us
- Stay Unaware
- Survival Of The Richest
- False Flag
- Chosen By God
- Asylum
- Play Dead
- Go Back To Sleep
- Antidote
Hochbegabte schwedische Proggies zwischen Earcandy und innerer Zerrissenheit
Prog-Metal-Gourmets dürften bei Nennung des Namens ANDROMEDA in träumerische Verzückung geraten; hat das Quintett aus dem schwedischen Malmö doch bereits auf vier mehr als hörenswerten Langeisen sein Talent eindrucksvoll bewiesen. Man könnte ANDROMEDA allerdings auch als Beispiel dafür hernehmen, dass künstlerische Begabung und konstant gute Leistungen im metallischen Parallel-Universum nicht unbedingt mit zählbarem Erfolg belohnt werden. Die Aufmerksamkeit eines breiteren Publikums blieb der Truppe bisher verwehrt. Dabei hatte es 2001 mit dem viel gelobten Debüt "Extension Of The Wish", das seinerzeit bei Century Media erschien, äußerst viel versprechend begonnen. Nach mehreren Labelwechseln ist die Truppe um Goldkehlchen David Fremberg nun bei der kleinen, aber feinen Firma Inner Wound Recordings gelandet und legt mit "Manifest Tyranny" ein neues Werk vor, das Fans von PAIN OF SALVATION, DREAM THEATER, und SHADOW GALLERY unbedingt mal genauer unter die Lupe nehmen sollten.
Die große Stärke von ANDROMEDA liegt in der gekonnten und eleganten Verschmelzung von atmosphärischem Prog Rock mit FLOWER KINGS-Schlagseite und wuchtigem, aber doch melodiebetontem Metal, verziert mit einigen ekstatischen Frickel-Eruptionen. Das ruppige, eindringliche und knackig kurze 'Preemptive Strike' ist ein exquisiter Weckruf zum Einstieg, der den Boden bereitet für 'Lies R Us', einer der grandiosesten Melodic-Prog-Metal-Hymnen des Jahres mit göttlichem Gänsehaut-Chorus für die Ewigkeit. 'Stay Unaware' kommt da schon etwas kantiger und schwerer verdaulich rüber, brilliert allerdings durch atemlose Dichte und Intensität, die sich in einen herrlich entspannten Refrain entlädt. Der ruhige Mittelteil, den Davids wunderbare, bedeutungsschwangere Stimme allein trägt, ist wirklich ganz großes Kino. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch die sehr schöne Halbballade 'Survival Of The Richest'.
Danach nimmt das Album eine etwas andere Wendung. Das fast zehnminütige 'False Flag', dem ich zumindest in der ersten Hälfte fast schon SOUNDGARDEN-Einflüsse nachsagen möchte, gerät trotz unüberhörbarer Klasse zum anstrengendsten Track des Albums. In 'Chosen By God' nerven die zähen Spoken Words-Passagen ziemlich ab. Die mögen ja konzeptionell wichtig sein, sind dem Hörgenuss aber nicht gerade zuträglich. Glücklicherweise geht es dann wieder bergauf in das letzte Drittel der Scheibe mit 'Asylum', das den Kontrast zwischen Zerbrechlichkeit und Wut noch einmal eindrucksvoll zelebriert, und dem zerrissenen, hypnotischen 'Play Dead'. Das Album endet mit der hübschen Ballade 'Go Back To Sleep' und dem kompakten, melodisch hochwertigen Rausschmeißer 'Antidote', das mich entfernt an rezente THRESHOLD-Großtaten erinnert.
Fazit: ANDROMEDA machen es dem Hörer nicht ganz leicht. Während die großartigen ersten vier Lieder von "Manifest Destiny" sich sofort im Hirn festsetzen und ein hohes Suchtpotential entwickeln, braucht der Rest der Scheibe einiges an Ruhe und Geduld, bis er sich erschließt. Kein Zweifel, wir haben es hier mit tollen Musikern und ambitionierten Songschreibern zu tun. Allerdings agieren die Herren für den ganz großen Wurf phasenweise noch zu fahrig und hektisch. Da wäre weniger manchmal mehr. Trotzdem haben wir es hier mit einem starken, empfehlenswerten Prog-Metal-Album zu tun, das hoffentlich seine Hörer finden wird.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Martin van der Laan