ANGEL WITCH - Angel Of Light
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2019
Mehr über Angel Witch
- Genre:
- Heavy Metal / NWoBHM
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Metal Blade / Sony Music
- Release:
- 01.11.2019
- Don't Turn Your Back
- Death From Andromeda
- We Are Damned
- The Night Is Calling
- Condemned
- Window Of Despair
- I Am Infinity
- Angel Of Light
Kevin Heybourne mit einem weiteren so überraschenden wie guten Comeback nach sieben Jahren.
Wenn durch die Gassen der Ruf schallt, dass die Engelhexe zurück sei, dann kommt dies meist ziemlich unverhofft, denn diese Band - sicherlich eine der legendärsten der NWoBHM-Zunft - hat nicht die Angewohnheit in Friedenszeiten viel Aufhebens um sich zu machen. So hat auch dieses Mal sicherlich kaum jemand die britischen Veteranen um Bandgründer und Frontman Kevin Heybourne auf dem Schirm gehabt, als Metal Blade Records die Promotionskampagne in Form der Verlosung einer beidseitig mit dem ersten neuen Song seit sieben Jahren bespielten Musikkassette startete. Doch schon diese Vorabsingle auf Tape, der Verfasser dieser Zeilen hatte das Glück, eine zu gewinnen, erstickte etwaige Skepsis im Keim, denn ein Gutes haben die Geduld, die Beharrlichkeit und die öffentliche Zurückhaltung von Kevin Heybourne und seinen Mannen fraglos: Niemand muss ernsthafte Zweifel daran hegen, dass sich die Band alle Zeit genommen hat, die sie brauchte, um dem großen Namen und dem noch größeren musikalischen Erbe gerecht zu werden.
Anfang November wird es also sieben lange Jahre nach dem großartigen Comebackalbum soweit sein, und der Engel des Lichts gerät in unsere Umlaufbahn, und - ich möchte es direkt vorweg nehmen - er wird hell strahlen: Schon der flotte und für ANGEL WITCH urtypische Opener 'Don't Turn Your Back' macht es direkt klar, dass Kevin und seine Mitstreiter nichts verlernt haben. Die klassische Ausrichtung mag wenig verwundern, stammt das Stück doch bereits aus den Achtzigern und wurde damals auch live gespielt, jedoch nun erstmals als offzielle Studioversion ausgearbeitet. Die melodische Leadgitarre und der galoppierende Rhythmus atmen den puren Geist der NWoBHM, und Kevins Stimme ist eindringlich wie eh und je, wenn sie Hooklines schmettert, die sich hinter dem frühen Schaffen der Band nicht verstecken müssen.
Da ANGEL WITCH nie eine Band war, die ausschließlich auf schnelle Nummern setzte, schlagen immer wieder auch getragenere, heavy voran trabende Stücke wie etwa das mystische 'Death From Andromeda' mit seinen ausgedehnten instrumentalen Passagen und tollen Soli zu Buche, oder hier und da auch fast schon doomigen Vibes. Sich ausgiebig in Gitarrenleads zu ergehen ist ohnehin eine große Passion des Kevin Heybourne, die er auch beim starken 'We Are Damned' hemmungslos auslebt, dessen Leadarbeit durchaus nach wie vor erahnen lässt, dass ANGEL WITCH auch auf die Bay-Area-Thrash-Szene einen nicht zu unterschätzenden Einluss hatte, so wie man sicherlich auch in den Kinderzimmern der Herren Hetfield & Ulrich anno 1981 große Freude am gezupften Gitarrenintro, den Riffs und der dramatischen Struktur der folgenden getragenen Hymne 'The Night Is Calling' gehabt hätte, die - wie schon der Opener - ebenfalls ein erstmals fertig ausgearbeitetes Achtziger-Stück ist.
Ist bereits die erste Hälfte der Scheibe über jeden Zweifel erhaben, so können die Briten auf der B-Seite noch ein bisschen nachlegen und weitere Facetten ihres Sounds betonen: Die schneidenden Riffs und Soli von 'Condemned' brennen ein echtes Feuerwerk ab, während sich 'Window Of Despair' als schneller und dramatischer Rocker mit hinterhältigem Groove entpuppt, dem es ebenso wenig an glanzvollen Gitarrenattacken Heybournes und seines neuen Sidekicks Jimmey Martin mangelt, der seit 2015 bei ANGEL WITCH die zweite Klampfe bedient. Zum Ende des Albums hin beschert uns 'I Am Infinity' dann noch ein paar programmatisch passende, doomig-zähe SABBATH-Vibes, bevor das Titelstück der Scheibe den in recht epischer und packende Weise den Garaus macht und so ziemlich jeden ANGEL WITCH-Fan zufrieden zurück lassen sollte. Klar, einen unsterblichen Klassiker wie das Debütalbum erschafft man nicht noch einmal, doch kann Kevin Heybourne ohne Weiteres bescheinigt werden, dass er die Band so stiltreu wie möglich und auf solch qualitativ hohem Level weiterführt, dass es immer eine wahre Freude ist, dabei sein zu dürfen. So ist "Angel Of Light" für Fans der Hexe und NWoBHM-Aficionados im Allgemeinen eine fraglos wichtige Notiz auf dem Einkaufszettel wert.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle