ANNA KATHARINA - Saitensprung
Mehr über Anna Katharina
- Genre:
- Mittelalterliche Musik / Klassik / Neue Musik / Songwritermusik
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- F.A.M.E. Recordings / edel distribution
- Release:
- 16.10.2009
- Captain Islay
- In der Halle des Bergkönigs
- Nimbu Pani
- Zigeunerweisen
- Loibere Risen
- Hüttenlargo / Nuttentango / Glückskeks
- Flying Cow
- Geschüttelt - nicht gerührt
- Bach Partita E-Dur
- Close Your Eyes - Version Anna Katharina
<p class="MsoNormal">Schön geworden ist das zweite Soloalbum von Anna Katharina Kränzlein, und dürfte mit überraschend moderner Produktion selbst notorische Mittelaltermusikverweigerer ansprechen.</p>
Ich bin kein großer Freund von Mittelalterbands. Doch was SCHANDMAUL-Geigerin ANNA KATHARINA mit "Saitensprung“ abgeliefert hat, vermag mich zu überzeugen. Schön ist – neben dem Abwechslungsreichtum der Kompositionen – auch, dass die einzelnen Stücke nie zu lang geraten sind, sondern kompakte Stücke, die auf den Punkt bringen, was die Künstlerin uns mitzuteilen hat.
Den Anfang macht 'Captain Islay’ mit einer abgerundeten Wogenfahrt zwischen entspannt dümpelnd und wild bewegt. Herrlich frisch, obwohl sicherlich zu den meistgecoverten Klassikern zählend, ist ihre Version von EDVARD GRIEGs 'In der Halle des Bergkönigs’ – hier originell synkopiert. Auf das für europäisch sozialisierte Ohren exotisch-melancholisch wirkende 'Nimbu Pani’ folgt mit den tief gehenden 'Zigeunerweisen’ eine Komposition, welche die Künstlerin erstmals im zarten Alter von zwölf Jahren einzustudieren begann. Hübsch ist an "Saitensprung“ auch die Aufmachung, die uns in kurzen Texten solche Dinge rund um die einzelnen Stücke wissen lässt. Dort erfahren wir auch, dass 'Hüttenlargo / Nuttentango / Glückskeks’ kein Medley ist, sondern dass sich das Trio Anna Katharina Kränzlein (Geige, Bratsche, Drehleier, Gesang), Michael Ende (Bass), Specki T.D. (Drums & Percussion) bloß nicht auf den definitiven Titel des Stückes einigen konnte.
Einen lockeren Umgang mit den Werken finden wir allerdings nicht nur bei der Namensgebung; so dürften die 'Zigeunerweisen’ im Original wohl kaum von einem derart kraftvollen Jazzschlagzeug begleitet worden sein. Im Kontrast dazu steht ’Loibere Risen’, ein zur Drehleier dargebotenes Minnelied, welches als einziges Stück des Albums an Mittelaltermärkte gemahnt. Der Dreifachtitel hingegen klingt nachgerade modern.
Interessanterweise passen einige von Produzent Günther Gebauer eingefügte, programmierte Arrangements nämlich recht gut zu den organischen Streicherklängen. Handwerksfetischisten mögen sich am kristallklaren, fast schon abgeleckten Klang dieser Produktionen stören, doch die Seele der Stücke leidet darunter kaum. Aber für Tanzbarkeit ist gesorgt, sei es beim Fiddle-Stück 'Flying Cow’ oder der verhinderten Bondmelodie 'Geschüttelt – nicht gerührt’. Um die Ausgewogenheit zwischen Eigen- und Fremdkompositionen wiederherzustellen folgen mit den 'Bach Partita E-Dur’ und 'Close Your Eyes – Version Anna Katharina’ noch zwei Überarbeitungen von Material aus den Federn von JOHANN SEBASTIAN BACH und BÉLA RIEGER. Beachtlich ist auch ANNA KATHARINAs Version jenes Stückes von LEONARD COHEN, an dem außer JEFF BUCKLEY fast jeder gescheitert ist, der sich daran jemals versuchte. Überragend klingt es hier zwar auch wieder nicht, doch alleine sich neben dem Original und der BUCKLEY-Version auch nur halbwegs im Sattel halten zu können zeugt von Können und Mut. Das wiegt dann auch auf, dass Anna Katharina den guten Jeff B. im Booklet falsch geschrieben hat. Ansonsten gilt aber: "Saitensprung“ ist rundum gelungen – 'Hallelujah’!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Eike Schmitz