ANSELMO, PHILIP H. & THE ILLEGALS - Walk Through Exits Only
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/2013
Mehr über Anselmo, Philip H. & The Illegals
- Genre:
- Sludge
- ∅-Note:
- 5.00
- Label:
- Season Of Mist (Soulfood)
- Release:
- 19.07.2013
- Music Media Is My Whore
- Battalion Of Zero
- Betrayed
- Usurper Bastard's Rant
- Walk Through Exits Only
- Bedroom Destroyer
- Bedridden
- Irrelevant Walls And Computer Screens
Phil Anselmo ist zurück, wütender als jemals zuvor!
Phil Anselmo ist ja bekanntlich ein Arbeitstier. Wenn er grad nicht total ausgelastet ist, sucht er sich Musiker für ein neues Projekt zusammen. Zwischen SUPERJOINT RITUAL, DOWN und den Arbeiten an seiner Autobiographie ist offenbar noch genug Zeit und Platz für ein weiteres musikalisches Projekt. Mit ausgewählten Musikern, zusammengefasst unter dem Namen THE ILLEGALS, veröffentlicht der Sympathiebolzen ein Album, das nicht besser zu seinem eigenen Label Housecore Records hätte passen können. In Kooperation mit Season Of Mist haut Phil acht Gewaltausbrüche raus, die sich nach eigenen Angaben irgendwo zwischen Hardcore, Thrash und Sludge Metal bewegen. Gibt man sich dem Gebolze hin oder sucht man lieber den nächsten "Exit"?
Alles fängt so ruhig an, 'Music Media Is My Whore' beginnt schleppend, fast ruhig und mit einer verstörenden Gitarre im Hintergrund. Dazu ein Dampfhammerrhythmus und eine sehr eigenartige Gesangsleistung. Keine Screams, keine Growls, nichts Halbes und nichts Ganzes. Und dann Peng, 'Battalion'. Wieder diese merkwürdigen "Pseudogrowls" (die sich übrigens durch das ganze Album ziehen) und ein unzusammenhängendes Gitarrengeschrubbel, hier kann man noch am ehesten ein echtes Genre ausmachen (Thrash oder so ähnlich), das Riffing ist manchmal ein METALLICA Rip-Off und dann wieder wie ein einziges Hintergrundrauschen. Die Songs wissen nicht, in welche Richtung sie jetzt gehen wollen und anstatt darüber nachzudenken, wird drauflos geholzt.
Im Vorfeld hat Anselmo noch getönt, er wolle mit dem Album kein gewöhnliches Metal-Album nach Schema F abliefern. Es gäbe keine versteckten Wortspiele und Botschaften, alles sei "direkt vor deiner Nase". Nun, das fasst das Album ganz gut zusammen. Allerdings spielen die Texte bei dem Gesamtergebnis überhaupt keine Rolle, ich will mich nicht damit auseinandersetzen, weil mich die Scheibe musikalisch gar nicht dazu einlädt oder neugierig auf die Texte macht. Was einem da nun an die Birne geworfen wird, geht im allgemeinen Krach unter. Auch die im Vorfeld auf diversen Internetportalen gestreuten Aussage, "Walk Through Exits Only" würde sehr stark an die alte Zeit mit PANTERA erinnern, ist ein gefährlicher Vergleich. Man kann schon irgendwo im Sound besonders die Spätwerke von PANTERA ausmachen, es klingt jedenfalls ähnlich wütend (als Beispiel sei hier der Titeltrack genannt). Aber das ist dann schon viel Wunschdenken.
Die Songs auf "Walk Through Exits Only" klingen alle sehr ähnlich, da sticht nichts groß heraus. Und leider geht dieser krude Sludge/Thrash/Hardcore-Mix absolut nicht auf, auch wenn man dem guten Phil das Gegenteil wünschen würde. Lediglich der Titeltrack besitzt eine Art Struktur und überzeugt zumindest bei den ersten 5-6 Durchläufen. Ansonsten wirkt die Scheibe zum Ende hin sehr ermüdend, das Gefrickel ist nur ganz selten annehmbar und vor allem Phils "Gesangsleistung" ist erschreckend. Ich attestiere den Mitmusikern keine Talentlosigkeit, aber das Gesamtwerk hört sich wie ein Autounfall an. Ein Autounfall, der knapp 40 Minuten dauert. Manche mögen das ja sehr ansprechend finden, mit Sludge, Hardcore oder Thrash hat das Ergebnis aber wenig zutun. Richtige Songstrukturen auszumachen ist sehr schwer, das wirre, chaotische Gitarrenspiel macht eine Menge kaputt. Erst fragt man sich, was einen denn da erwischt hat, dann macht sich Verwunderung und Ärger breit. Besonders von Phil Anselmo ist man eigentlich sehr viel Hochwertigeres, Unterhaltsameres gewohnt, darum enttäuscht das Endresultat nur noch mehr. Er sollte sich mit DOWN auf die nächste EP konzentrieren oder mal wieder mit SUPERJOINT RITUAL touren. Selbst als Personifizierung seines Housecore Records Labels absolut verzichtbar. Wirklich schade.
- Note:
- 5.00
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe