ANTHEM - Crimson & Jet Black
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2023
Mehr über Anthem
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Reaper Entertainment
- Release:
- 21.04.2023
- Snake Eyes
- Wheels Of Fire
- Howling Days
- Roaring Vortex
- Blood Brothers
- Master Of Disaster
- Void Ark
- Faster
- Burn Down The Wall
- Mystic Echoes
- Danger Flight
Japanisches Heavy-Metal-Flagschiff wieder auf Kurs in internationalen Gewässern!
Ach ja, der Name ANTHEM zaubert mir auch im Jahre des Herrn 2023 noch immer ein frohes Lächeln aufs Gesicht. Blitzblanker Edelstahl vergeht eben nicht so schnell. Ende der 1980er bildeten diese umtriebigen Japaner einen hell strahlenden, weithin gut sichtbaren Stern am Heavy-Metal-Firmament. Bärenstarke Alben wie "Gypsy Ways", "Hunting Time" oder "No Smoke Without Fire" erschienen außerhalb Japans über Music For Nations und genossen ein hohes Ansehen bei den Schwermetall-Jüngern weltweit, was sie hoffentlich auch heutzutage noch tun. Zu hören gibt es darauf nämlich eine gradlinig flotte, quicklebendige und äußerst spielfreudige Mischung aus NWoBHM, fein geschliffenem US Metal und dynamischem Heavy Rock. Also das Beste aus JUDAS PRIEST, VICIOUS RUMORS und SCORPIONS, könnte man sagen, wenn man es sehr gut mit der Truppe um das letzte verbliebene Gründungsmitglied, Bassist Naoto Shibata, meint. Gemeinsam mit EARTHSHACKER und LOUDNESS hielt ANTHEM jedenfalls die weiße Fahne mit dem hübschen roten Kreis in der Mitte tapfer und beharrlich hoch.
Leider war 1992 dann erstmal Schluss; wie so viele Heavy Metal-Bands alter Schule zu dieser Zeit wurden auch ANTHEM weggespült aus dem öffentlichen Interesse, in Japan eher nicht von zotteliger Grungern, sondern von einer schrägen Horde aus Visual Kei-Posern. Das erfreuliche Comeback der Truppe nach 2000 wurde in Europa kaum noch wahrgenommen, auch wenn die Band sich in ihrer Heimat schnell wieder zu einer festen Größe entwickelte und beharrlich weiter Alben veröffentlichte. Vor vier Jahren versuchte man es noch einmal mit den Schritt über die eigenen Landesgrenzen hinaus und warf mit "Nucleus" eine Zusammenstellung neu aufgenommener Songs der letzten beiden Dekaden auf den internationalen Markt. Die Corona-Pandemie verhinderte dann ein schnelles Nachlegen inklusiver einer amtlichen Tour. Blieb also mehr Zeit um am brandneuen Output zu feilen, und das hat dem jetzt vorliegenden "Crimson & Jet Black" hörbar gut getan.
Wie die Appetizer-Videoclips schon vermuten und erhoffen ließen, geht auf diesem achtzehnten (!) regulären Studioalbum von ANTHEM mächtig die Post ab. Die Jungs haben wirklich gar nichts verlernt und knallen uns eine herzerfrischende, fett produzierte und mit exzellenten Songkrachern bestückte Mischung aus edlem Melodic Metal, kraftvollem Power Metal und kernigem Hardrock vor den Latz. Über diesem stabilen Fundament thront die tolle Stimme von Yukio Morikawa, dessen manchmal etwas eigenwillige Phrasierung dem Gesamtsound noch eine zusätzliche eigene Note verpasst. "Crimson & Jet Black" ist eine wahre Freude für das puristische Metaller-Herz und läuft über weite Strecken rein wie eine kühle Gerstenkaltschale an einem heißen Sommertag. Schön dass es neben all dem aktuellen Schlager-Metal-Quatsch und Deathcore-Lärm auch so etwas noch gibt. Auch wenn nicht alle Lieder das herausragende Niveau des Opening-Trios aus 'Snake Eyes', 'Wheels Of Fire' und 'Howling Days' halten können und sich gerade im dritten Viertel der Platte einige Längen einschleichen, ist "Crimson & Jet Black" im Grunde ein Pflichtkauf für alle metallischen Traditionalisten. Well done, guys!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Martin van der Laan