ANTIGONE'S FATE - Insomnia
Mehr über Antigone's Fate
- Genre:
- Atmospheric Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Northern Silence
- Release:
- 26.01.2017
- In endlosen Eiswüsten
- Mauern aus Glas
- Insomnia
- Monumente des Verfalls
Antigone leidet atmosphärisch.
Es handelt sich hier um das Debüt-Album eines deutschen Ein-Mann-Projekts. Das ist im (atmosphärischen) Black Metal ja durchaus nichts Unübliches, beinhaltet aber auch immer die Gefahr, ein billig zusammengeschustertes Machwerk zu sein. Diesbezüglich gilt für ANTIGONE'S FATE jedoch Entwarnung. Sicher, wem das Organische in der Musik über alles geht, wird hier nicht glücklich, Schlagzeug-Plugin und Keyboard prägen den Sound. Aber solche Menschen sollten langsam auch gemerkt haben, dass diese Art von Musik eben genau so klingen soll. SUMMONIG kann hier als Paradebeispiel dienen. Die Produktion von "Insomnia" muss sich dahinter wirklich nicht verstecken. Das wunderschöne Cover-Artwork überzeugt auf jeden Fall und weckt große Erwartungen: Können die vier Stücke, von denen das kürzeste schon fast neun Minuten dauert, da mithalten? Wozu unnötig Spannung aufbauen: Sie können es.
'In endlosen Eiswüsten' macht den Anfang und gibt die Marschrichtung vor: Das Album hat Zeit. Zeit für eineinhalb Minuten unverzerrtes Gitarrenvorspiel, das sich kontinuierlich steigert und dann nahtlos in die Akkordfolge übergeht, die das erste Stück prägt. Dann setzt auch der Gesang ein, der zunächst growlend dann eher klagend-hymnisch tönt. Fast schon etwas schade, dass man oft die lyrisch durchaus interessanten Texte so schwer versteht. Diese kann man zwar auf die leidende Ödipus-Tochter beziehen, sie sind aber allgemein genug gehalten, um auch andere Interpretationen zuzulassen. Es folgt 'Mauern aus Glas', mit seinem fulminanten Black Metal-Beginn, was mich irgendwie an die Flammentriebe-Phase von DORNENREICH erinnert. In jedem Fall sehr überzeugend! Epischer Gesang, flirrende Gitarren, Doublebass-Geholze, plötzliche Tempowechsel: So spielt man melodischen Black Metal.
'Insomnia 32.3' schlägt in eine ähnliche Kerbe, drosselt allerdings das Tempo etwas. Es wechseln sich schwarzmetallische Rasereien mit hochmelodischen Passagen ab und auch im Gesang gibt es wieder diverse Variationen, was die ohnehin selten aufkommende Langeweile gleich wieder im Keim erstickt. Dennoch das Stück, das mich am wenigsten mitreißt.
Das abschließende 'Monumente des Verfalls' ist mit seinen über siebzehn Minuten Spielzeit dann ein echter Brocken. Im Aufbau sind Parallelen zum Opener erkennbar und hier wird nochmal alles hineingepackt, was ANTIGONE'S FATE ausmacht: Fast schon doomige Stellen, mit epischem Hall-Gesang, dann wieder krächziges Kreischen, für das so einige Black Metal-Sänger wohl ihre Seele verkaufen würden. Dieses Krächzen wird allerdings für meinen Geschmack auf dem Album zu sparsam eingesetzt. Dennoch, bei diesem Lied passt einfach alles, es verliert auch nach dem zehnten Durchlauf nichts von seinem Reiz, da es so viele Details zu entdecken gibt.
Neben den bereits erwähnten Bands, die als grober Vergleich dienen können, wäre noch NAGELFAR zu nennen, wobei die noch etwas ruppiger zu Werke gehen. ANTIGONE'S FATE klingen in Summe melodischer, intellektueller und atmosphärischer. Wer auch nur im Ansatz etwas mit dieser Art von Musik anfangen kann, sollte sich dieses wirklich überzeugende Debütalbum zu Gemüte führen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Jakob Schnapp