ANYONE - In Humanity
Mehr über Anyone
- Genre:
- Prog / Rock
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- TogethermenT Records / Just For Kicks
- Release:
- 10.12.2021
- Elations
- The Disappearing Everything
- Apocalypse
- The Pale Blue Dot
- Emergence
- Don't Swallow Tomorrow
- Whole World's On Fire
- Transfiguration
- On The Ending Earth ...
- Misanthropist
- The Madness
- In Humanity
- Curtain Call
Handwerklich anspruchsvoll, kompositorisch aber ohne roten Faden.
Die Geschichte der Prog-Rocker ANYONE ist durchaus turbulent und interessant. Gegründet unter dem Namen SYLVIA im Jahr 1995, bestand das Projekt zunächst aus FOO FIGHTERS-Drummer Taylor Hawkins, Jon Davison (seit 2012 Frontmann von YES) und Mastermind Riz Story. Doch im Jahr 2005 war nach verschiedensten Besetzungswechseln erst einmal Schluss und knapp zehn Jahre zogen ins Land, bevor Riz die Band als Ein-Mann-Projekt wiederbelebte und im Jahr 2020 mit "On The Ending Earth ..." ein neues Langeisen vorlegte, dem nun mit dem Doppelalbum "In Humanity" ein Nachfolger zur Seite gestellt wird.
Musikalisch kann man sich die Abenteuer des Multiinstrumentalisten dabei ganz grob als Mischung zwischen RUSH, YES und GENESIS mit Peter Gabriel am Mikrofon vorstellen. Dass die Langrille mit diesen Einflüssen als Grundgerüst keine Musik für den Genuss nebenbei beinhaltet, dürfte wohl vorab klar sein. Doch auch wenn man sich mit Kopfhörern in die beiden CDs vertieft, ist es nicht immer einfach, den Gedankengängen und Kompositionen von Riz zu folgen. Bestes Beispiel hierfür ist schon der Opener 'Elations', der zwischen Prog-Rock-Ausbrüchen und verträumten Passagen hin und herwechselt und in knapp neun Minuten viele gute Ansätze erkennen lässt, ohne in seiner Gesamtheit zu überzeugen. 'The Disappearing Everything' und 'The Pale Blue Dot' schlagen größtenteils in die gleiche musikalische Kerbe, während sich 'Apocalypse' mit seinen Singer-Songwriter-Momenten deutlich eingängiger und erstmalig auch überzeugender präsentiert.
'Emergence' ist dann endlich der erste echte Durchbruch, mixt den vertrackten Prog mit einer guten Portion Eingängigkeit und entpuppt sich auch dank härterer Gitarren als erster wirklicher Glanzpunkt. Noch besser gefällt mir sogar 'Don't Swallow Tomorrow', das mit seinen rhythmischen Synkopen und metallischen Gitarrenwänden sogar klare Parallelen zu TOOL offenbart. Der Rest des Doppel-Silberlings ist danach ein bunter Mix aus den beiden Extremen, die wir bis hierhin erlebt haben. Teilweise fragt man sich angesichts verrückter Experimente wie dem passend betitelten 'The Madness' oder 'In Humanity' was Riz uns mit seinen Sound-Collagen sagen will, während andererseits 'Misanthropist' wieder ein echter Kracher ist, der sich vor sämtlichen Genre-Kollegen nicht verstecken muss.
Unter dem Strich fällt es mir somit auch wirklich schwer, ANYONE und 'In Humanity' ins Herz zu schließen. Der Musiker in mir hegt einerseits großen Respekt vor der handwerklichen Leistung, die Riz Story hier an sämtlichen Instrumenten abruft, der Musikliebhaber vermisst aber gleichzeitig die fesselnden Momente, die eben Kollegen wie TOOL, YES oder RUSH bei aller Experimentierfreude zu bieten haben und die mich Platten dieser Bands immer wieder in den Player legen lassen. Prog-Freunde und -Freundinnen dürfen hier trotzdem mal ein Ohr riskieren - vielleicht findet ihr ja einen besseren Zugang zu Riz Gedankenwelt als ich.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs