APOKALYPTISCHEN REITER, DIE - Have A Nice Trip
Mehr über Apokalyptischen Reiter, Die
- Genre:
- Reiter-Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 17.03.2003
- Vier Reiter stehen bereit
- Warum?
- Sehnsucht
- Terra Nola
- We Will Never Die
- Baila Conmígo
- Ride On
- Du kleiner Wicht
- Komm
- Das Paradies
- Fatima
- Wo die Geister ganz still sterben
- Seid Willkommen
- Master Of The Wind (Bonustrack)
Vor acht Jahren wurde in Thüringen eine Band gegründet, die man einfach nicht mit normalen Maßstäben messen kann. Eine Band, die man mit keiner anderen Kapelle auf diesem Globus vergleichen kann und die so unberechenbar ist, wie man unberechenbarer nicht sein könnte. Eine Band, die eine Kategorie für sich darstellt und die man wohl nur lieben oder mit Verachtung strafen kann. Die Rede ist von: DIE APOKALYPTISCHEN REITER. Also Vorhang auf für deren viertes Album "Have A Nice Trip".
"Vier Reiter stehen bereit" knüppelt erstmal frisch von der Leber weg los und ist mit den brutalsten Riffs des ganzen Albums ausgestattet. "Warum?" ist ein ähnlich heftiges Kaliber, aber im Gegensatz zum Opener etwas majestätischer und wartet zudem im Refrain mit fröstelnd-schaurigem Frauengesang auf. Bei "Sehnsucht", das verhaltener startet und etwas mehr im Mittelalter-Stil daherkommt, zieht sich ein flottes Pianothema durch den ganzen Song. Es wird schon bei den drei ersten Songs deutlich, dass durchaus eine harte und aggressive Grundrichtung vorherrschend ist, aber auch niemals ein Stück komplett durchgeknüppelt wird. Immer wieder werden die brachialen Attacken unterbrochen durch Keyboard-Intermezzi, ruhigen bis majestätischen Gesang und herzergreifende oder düstere Melodien. Das ist das eigentlich Besondere an diesem Album: dass man ein heftiges Abmoshvergnügen so dermaßen abwechslungsreich und variabel gestalten kann. Da wird wirklich alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, zu einem Gesamtsound vermischt, wie er vielseitiger nicht sein könnte. Death Metal, Thrash Metal, Black Metal, Mittelalterliches, RAMMSTEINiges, Pop, Grind bis hin zu spanischer Flamenco-Musik, es ist einfach alles dabei. Besondere Erwähnung verdienen meines Erachtens noch die auf spanisch gesungene Flamenco-Nummer "Baila Conmígo", die direkt einem spanischen Volksfest entsprungen zu sein scheint, und "Das Paradies", ein sehr ruhiger und eingängiger Song mit richtig guten Lyrics, die durchaus auch zum Nachdenken animieren können, ohne gleich den pädagogischen Zeigefinger zu erheben. Generell sind die Texte nämlich keineswegs so durchgeknallt wie mancher bei dieser Band vielleicht vermuten würde, sondern sie überraschen mit teilweise richtig tiefgründigen Inhalten und intelligenten Aussagen. Von daher ist es auch sehr begrüßenswert, dass man noch mehr als beim Vorgänger "All You Need Is Love" auf deutschsprachige Lyrics setzt, denn neben der Musik sollte man sich auch die ruhig mal zu Gemüte führen.
Bemerkenswert an diesem Album ist, dass kein Song auch nur annähernd einem anderen gleicht. Sprich: "Have A Nice Trip" beinhaltet 13 absolut einzigartige Songs, die auch für sich allein stehen könnten, denn jeder geht irgendwie in eine andere Richtung und ist für sich etwas Besonderes. Man hat aber trotzdem das Gefühl, dass sich alles logisch zusammenfügt. Die Songs reichen von brachialen Knüppelattacken ("Vier Reiter stehen bereit", "Wo die Geister ganz still sterben") über mittelalterlich angehauchte Songs ("Sehnsucht", "Du kleiner Wicht") bis hin zu ruhigen, gefühlsbetonten Balladen ("Baila Conmígo", "Das Paradies"). Es gibt so vieles auf "Have A Nice Trip" zu entdecken, dass man durchaus ein paar Dutzend Durchläufe für das Album braucht. Und Achtung: Fast alle Songs mutieren nach mehrmaligem Hören zu absoluten Ohrwürmern. Wahrhaftig eine immer wieder überraschende und kurzweilige Rundreise. Eine der Überraschungen ist der Bonustrack, da covert man nämlich "Master Of The Wind" von MANOWAR in einer entspannten, relativ originalgetreuen Version. Das Coverartwork zeigt übrigens die Gegensätze zu den vier apokalyptischen Reitern, also die positive Form von Tod, Krieg, Seuche und Hungersnot. Die limitierte Erstauflage des Albums wird ein Klapp-Digipack sein, wo man das Cover auf 55 cm Breite auseinanderklappen kann.
Man kann eigentlich nur zu einem Fazit kommen: DIE APOKALYPTISCHEN REITER ziehen halt ohne Rücksicht ihr Ding durch und damit fahren sie glänzend, denn wenn dabei etwas wie "Have A Nice Trip" herauskommt, dann kann man nur sagen: Hut ab! Jeder, der keine Scheuklappen trägt und ungewöhnlichen Dingen durchaus aufgeschlossen gegenüber steht, MUSS der Band und speziell diesem Album einfach Gehör schenken.
Anspieltipps: Vier Reiter stehen bereit, Warum?, Sehnsucht, Baila Conmígo, Das Paradies, Seid Willkommen
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer