ARCH ENEMY - Deceivers
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2022
Mehr über Arch Enemy
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Century Media
- Release:
- 12.08.2022
- Handshake With Hell
- Deceiver, Deceiver
- In The Eye Of The Storm
- The Watcher
- Poisoned Arrow
- Sunset Over The Empire
- House Of Mirrors
- Spreading Black Wings
- Mourning Star
- One Last Time
- Exiled From Earth
Steigerung zum Vorgänger mit etwas zu vorhersehbaren Rezept.
Lange mussten wir auf den elften Release aus dem Hause ARCH ENEMY warten. Fünf Jahre sind schon arg ungewöhnlich für die multinationale Truppe mit schwedischen Wurzeln, denn normalerweise haut uns Bandkopf Michael Amott alle drei Sonnenumkreisungen eine neue Platte um die Ohren. Klar, auch hier hat die Corona-Zwangspause sicher ihre Rolle gespielt, doch vielleicht hat dem Fünfer die Pause nach "Will To Power" auch gut getan, denn irgendwie wirkte der letzte Silberling weitestgehend saft- und kraftlos. Ob die Formkuve mit "Deceivers" nun wieder nach oben zeigt und Höheflüge der Marke "War Eternal" oder "Khaos Legions" erreicht werden?
Die Antwort darauf muss in meinen Augen "nein" lauten, denn die Betrüger und "Will To Power" sind doch irgendwie Brüder im Geiste. Soll heißen, Michael Amott schließt mit seinem Songwriting direkt beim Vorgänger an und etabliert für die elf frischen Kompositionen weitestgehend ein Muster, das sich leider recht flott auslutscht. Los geht es zumeist ruhig und gerne auch mit hoch interessanten Gitarren-Leads, doch sobald der Song richtig beginnt, übernimmt eine generisches Galopp-Riff das Zepter, das hin und wieder von ein paar offenen Akkorden aufgelockert wird. Ein paar Beispiele gefällig? Dann hört euch doch einmal 'Deceiver, Deceiver', 'The Watcher', 'In The Eye Of The Storm', 'Exiled From Earth' und 'One Last Time' hintereinander an und sagt mir, dass euch die Ähnlichkeiten nicht auffallen. Ehrlich, ich finde es bewundernswert, dass Amott und Loomis die Hauptrifffs dieser Songs auseinanderhalten können. Mir als Hörer gelingt das nach mehreren Hördurchläufen noch immer nicht so recht.
Und auch wenn der vorherige Absatz extrem negativ klingt, möchte ich doch unterstreichen, dass "Deceivers" eine deutliche Steigerung im Vergleich zu "Will To Power" ist. Denn auch wenn anno 2022 bei ARCH ENEMY noch lange nicht alles wieder Gold ist, was glänzt, hat der Fünfer wenigstens wieder mehr Songs im Gepäck, die als echte Highlights durchgehen. So ist 'The Watcher' trotz stumpfem Hauptriff im Refrain sehr gelungen, 'Poisoned Arrow' hat ungewohnte und dadurch spannende Melodien im Gepäck und auch das überraschend langsame 'Spreading Black Wings' bricht wohltuend aus dem sonstigen Schema der Songs aus. Ebenso ist das cool rockende 'In The Eye Of The Storm' ein Volltreffer, 'Handshake With Hell' markiert einen soliden Opener, auch wenn mir der Klargesang im ARCH ENEMY-Kontext noch immer nicht so recht gefällt, und 'House Of Mirros' überzeugt mit coolen Leads und einem richtig starken Gesangsmetrum im Refrain. Das alles überstrahlende Glanzlicht bleib für mich aber 'Sunset Over The Empire' mit seinen wunderbar epischen Melodien im Refrain.
Die Benotung der Scheibe fällt mir angesichts dieser Dualität auch wirklich nicht leicht, denn Highlights und eher generische Stangenware halten sich irgendwie die Waage auf "Deceivers". Klar, auch die eher nach Schema-F komponierten Nummern haben immer ihre Momente, doch zu selten werden mir die Qualitäten von Loomis und Amott an den Sechsaitern ins rechte Licht gerückt. Begründet liegt das teilweise auch im Sound, der gerade die Lead-Gitarre oftmals weit in den Hintergrund rückt und damit Spannungsmomente verschenkt. Alissa bekommt dafür gesanglich umso mehr Passagen zugestanden, in denen sie brillieren kann, nur fehlt diesen dann eben doch oft das spannende musikalische Fundament.
Von Glanzpunkten wie "War Eternal" sind wir hier also noch immer ein gutes Stück entfernt, doch die Steigerung zum direkten Vorgänger ist mir am Ende 7,5 Punkte wert. Mehr geht aber nicht, denn wer mit Michael Amott und Jeff Loomis (auch wenn dieser leider abseits seiner Soli nicht ins Songwriting eingebunden wird) zwei absolute Riff-Meister in den eigenen Reihen hat, muss mir doch etwas mehr bieten als immer wiederkehrende und generische Galopp-Riffs.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs