ARCKANUM - ÞÞÞÞÞÞÞÞÞÞÞ
Mehr über Arckanum
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Debemur Morti / Soulfood
- Release:
- 29.05.2009
- Þórhati
- Þann Svartís
- Þyrpas Ulfar
- Þursvitnir
- Þyrstr
- Þjóbaugvittr
- Þjazagaldr
- Þá Kómu Niflstormum
- Þrúðkyn
- Þríandi
- Þyteitr
Eine der wenigen noch wirklich geheimnisvollen alten Black-Metal-Bands mit einem großartigen neuen Album.
Kann man so verbohrt sein? In den Mittneunzigern war Black Metal meine große Leidenschaft. Anfangs ohne nationale Grenzen, global. So kam ich auch in den Genuss des großartigen Debüts "Fran Marder" des schwedischen Projekts ARCKANUM um das ehemalige SORHIN-Mitglied Shamaatae. Danach hat mir irgend ein komischer Floh ins Ohr gehustet, dass ich mich nur noch für norwegische Bands interessieren solle, und so blieb dann die weitere Diskographie ARCKANUMs leider außen vor, was ich nach dem inzwischen vielfachen Genuss von "ÞÞÞÞÞÞÞÞÞÞÞ" nur als ausgemachten Blödsinn betrachten kann. Wäre ich kein solcher Trottel gewesen, dann müsste ich heute nicht zahllose verpasste Black-Metal-Klassiker der Hochphase des Genres nachholen. Doch sei's drum, wenigstens hab ich die Möglichkeit neue Meisterwerke zu entdecken!
Eines davon ist fraglos die neue Scheibe des Chaos-Gnostikers Shamaatae, der hier dem Gotte Pan und dem Wolf im Manne huldigt. Wahrlich, was der Multiinstrumentalist hier vom Stapel lässt, kennt keine zeitlichen und räumlichen Beschränkungen. Es ist Musik von einer Schwärze und Kälte, als käme sie aus den Urzeiten der nordischen Welt, aus Ginnungagap selbst. Doch gleichzeitig auch rasend, wahnhaft und drückend; gegenwärtig im Klangbild, das kein Geringerer als Andy Classen für ARCKANUM absolut treffend zurecht gezimmert hat. In sehr ausdrucksstarker, Gift und Galle speiender Weise kündet Shaamaatae von der dunklen Seite der nordischen Mythen, von den Kräften, welche die Welt der Götter ins Chaos stürzen. 'Þórhati' - Hasser des Thor - heißt der klirrende und doch melodische Opener, der dem Hörer eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken jagt. Ein unglaublich starker, Nacken brechender Einstieg. Noch schneller rast 'Þann Svartís' über uns hinweg, in welchem es um die endlose schwarze, bodenlose Weite und Tiefe geht. Überraschend hier der rhythmische, schamanistisch wirkende Einschub im Mittelstück, zu dem eine für Black-Metal-Verhältnisse außergewöhnlich dominant solierende Gitarre tritt. Wenn sich zum brachialen 'Þyrpas Ulfar' die Werwölfe versammeln, legt Shamaatae noch mal ein paar Schippen Aggression und Geschwindigkeit nach, verliert aber dennoch nicht das feine Gespür für zwingende und eingängige Melodien. Seine einzigartig garstige Stimme passt perfekt zu den altnordischen Texten, und wenn zu guter Letzt die Wölfe heulend in das Klagelied einer einsamen, stark verzerrten Leadgitarre und eines stoisch wummernden Basses einstimmen, dann wird die Polarnacht lebendig. Auch Marschrhythmen und Groove sind ARCKANUM nicht fremd, was das mächtige 'Þrúðkyn' beweist. Insgesamt ist die Scheibe schlüssig und aus einem Guss, aber doch vielseitig und spannend.
Wer ARCKANUM kennt und schätzt, der kann mit "ÞÞÞÞÞÞÞÞÞÞÞ" absolut gar nichts falsch machen und muss umgehend zuschlagen. Wer Shamaatae und sein Projekt nicht kennt, und sich nach der vorstehenden Beschreibung vielleicht fragt, was denn nun ARCKANUM so sehr von all den anderen nordischen Wald-, Schnee-, Eis- und Wolfsfetischisten abgrenzt, der mag zur Kenntnis nehmen, dass ARCKANUM eben weder klischeehafte Deibelei noch verklärte Naturmystik zelebriert, sondern eine ganz eigene Art der Vertonung und des Besingens von Nacht und Chaos wählt, die zwar im äußeren Gewand des Black Metal daher kommt, aber doch eine Sonderrolle im Genre einnimmt. Wo viele andere Black-Metal-Bands trotz nach wie vor gegebener Klasse längst zu Popstars der harten Musik geworden sind und nahezu alle einst ach so geheimnisvollen Bands aus dem hohen Norden entzaubert und vermenschlicht sind, ist ARCKANUM noch immer ein unnahbarer Mythos, der eigenen Gesetzen folgt und dabei Alben erschafft, die etwas ganz besonderes sind. Wie gut, dass sich das rührige Label Debemur Morti aus Frankreich ARCKANUMs angenommen hat und neben diesem neuen Werk in Kürze auch die längst vergriffenen ersten drei Alben "Fran Marder", "Kostogher" und "Kampen" in schönen Neuauflagen wiederveröffentlichen wird. Dann können auch einstige Ignoranten wie ich die peinlichen Lücken schließen. Tut es mir gleich, aber holt euch auf jeden Fall gleich "ÞÞÞÞÞÞÞÞÞÞÞ".
Anspieltipps: Þórhati, Þann Svartís, Þyrpas Ulfar, Þyrstr, Þrúðkyn
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle