ARGUS - Boldly Stride The Doomed
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2011
Mehr über Argus
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Cruz Del Sur (Alive)
- Release:
- 13.05.2011
- Abandoning The Gates Of Byzantium
- A Curse On The World
- Wolves Of Dusk
- The Ladder
- Durendal
- 42-7-29
- Boldly Stride The Doomed
- Fading Silver Light
- Pieces Of Your Smile
- The Ruins Of Ouroboros
Jetzt mit Brombeeren auf der Sahnehaube
Schon der Erstling von ARGUS war ein echtes Sahnehäubchen in Sachen doomiger Traditionsmetal. Was die Jungs aus Pennsylvania auf dem Nachfolger "Boldly Stride The Doomed" abliefern, stellt mal eben alles in Schatten, was auf diesem Sektor in den letzten Jahren veröffentlicht wurde. Das Quintett um den ehemaligen PENANCE-Fronter Butch Balich entfesselt während der zehn Nummern eine musikalische Urgewalt, die den Hörer nicht nur unwillkürlich mitreißt, nein, sie potenziert sich mit jedem weiteren Durchlauf. Mir fällt jetzt spontan kein anderes Album ein, welches ich in den letzten Monaten über Wochen hinweg immer und immer wieder angehört habe, ohne dass ich eine Sekunde gelangweilt war. Hier stimmt wirklich alles.
Wie, ihr seid noch immer hier und seid nicht sofort los gegangen, um dieses Meisterwerk zu kaufen? Hm, dann muss ich wohl noch etwas detaillierter darauf eingehen. Wie man anhand des alten Arbeitgebers von Sänger Balich vermuten kann, ist der Grundsound der Band im Doom verwurzelt. Aufgrund der sehr kraftvollen und gleichzeitig einfühlsamen Gitarrenarbeit höre ich aber ebenso alte Hardrock-Legenden wie THIN LIZZY oder gar BLACKFOOT heraus. Das heißt, wir können massenhaft doppelte Leads genießen, die mal von US-Metal tauglichen Kauzriffs und mal von beinahe aus dem erdigen Southernrock stammenden Mitreißakkorden unterlegt werden. Dazu addiert sich die extrem kraftvolle, etwas raue Stimme von Butch, die mit brachialem Feingeist unfassbar tolle Melodien singt. Gänsehäute im Sechserpack.
Die Truppe bietet auf "Boldly Stride The Doomed" für jeden Freund traditioneller Klänge etwas und ist dabei geschickt genug, die einzelnen Stilistikpartikel in den Songs gekonnt zu vermischen, so dass es immer höchst originell klingt. Ein Umstand, der für Puristen eventuell ein Problem darstellen wird, da es keinen reinen Doomsong gibt. Oh, halt, ich vergaß '42-7-29'. Diese Nummer, die mich an kleines bisschen an die göttlichen NOMAD SON erinnert, schwelgt elegisch von Glockenschlägen unterlegt aus der heimischen Beschallungselektronik und versetzt den Zuhörer in eine Trance, aus der man durch das herrlich leichtfüßige Solo im Schlussteil sanft entlassen wird. Was für eine musikalische Großtat! Und dass ausgerechnet an diese Walze der beinahe speedige Titeltrack anschließt, dürfte auch kein Zufall sein. Herrlich, wie die Riffs bei dieser nicht einmal drei Minuten langen Nummer saftig aus den Boxen spritzen. Danach erst mal kalt duschen.
Weitere Unfassbarkeiten hören auf so wundervolle Namen wie 'Durendal' und 'Pieces Of Your Smile'. Zwei Kompositionen, die allein schon die unten angeheftete Note rechtfertigen. Es fällt mir schwer, diese Musik in ein schnödes Wortkorsett zu zwängen, denn emotionaler und musikalisch spannendere Musik habe ich in letzter Zeit nicht zu hören bekommen. 'Durendal' hat tolle THIN LIZZY-Harmonien, arbeitet mit feinen Stereoeffekten, bei denen auf dem einen Kanal eine mitreißende Rhythmusklampfe Adrenalin pumpt, während das andere Ohr von fesselnder Melodik umschmeichelt wird. Dazu kommt der grandiose Aufbau der Nummer, der weitab von jeder Reißbrettschematik, diese Nummer auch beim dreißigsten Durchlauf noch zu einer Abenteuerfahrt macht. Und schlussendlich ist es auch hier wieder die stimmliche Leistung, die als Sahnehaubitze auf dieser Brombeernummer sitzt.
Wenden wir uns der längsten Langnummer des Albums zu – 'Pieces Of Your Smile'- und versuchen zu verstehen, wie man so viele Gefühle in lumpige elf Minuten packen kann. Was vom Titel her wie eine banale Schmachtballade klingt, ist in Wirklichkeit eine ergreifende, vor Kraft strotzende Emotionskeule, bei der man völlig fassungslos in die Knie geht. Ein Text zum Heulen schön, unterlegt von Lynott-würdigen Zaubereien. Ehrfürchtig verneige ich mein Haupt. Mehr geht nicht.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Holger Andrae