ARSIS - A Celebration Of Guilt
Mehr über Arsis
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- Earache / SPV
- Release:
- 11.05.2005
- The Face Of My Innocence
- Maddening Disdain
- Seven Whispers Fell Silent
- Return
- Worship Depraved
- Carnal Ways To Recreate The Heart
- Dust And Guilt
- Elegant And Perverse
- The Sadistic Motives Behind Bereavement Letters
- Looking To Nothing
- Wholly Night
Auch wenn vom ersten Ton an klar ist, dass ARSIS aus Virginia sich mit Leib und Seele dem aggressiven und dennoch sehr melodischen Death Metal verschrieben haben, dessen Gesang eine wunderbare Gratwanderung zwischen den Stilen des Black und Death Metal darstellt, und sie so wunderbar in die völlig ausgeleierte Schublade des Melodic Death Metal passen, lassen sie den Schlimmes ahnenden Hörer doch unmittelbar wissen, dass sie anders sind als die unzähligen Klone der bekannten Szenevorreiter aus Göteborg. Ich habe an neue MeloDeath-Releases wirklich in aller Regel keine großen Erwartungen mehr, doch das amerikanische Duo hat mich mit "A Celebration Of Guilt" eindrucksvoll aus meiner gleichgültigen Haltung diesem Genre gegenüber erweckt.
Auch wenn der Sound dieser Monsterscheibe natürlich auch nicht gerade übermäßig eigenständig ist, machen die elf Songgranaten doch unmissverständlich klar, dass es ARSIS nach mehr dürstet, als danach, eine von vielen melodischen Todesbleibands zu sein, die ein bisschen auf dem Erfolg der Szene mitschippern will. Die Jungs verzichten komplett auf die modernen, elektronischen Elemente, die in der Mutterstadt des Stils heutzutage hip sind, ebenso meiden sie jegliche Hardcoretendenz, doch auf der anderen Seite walzen sie das melodische Element der Leadgitarren auch nicht endlos aus, wie es etwa IN FLAMES zeitweise getan haben, und Keyboards spielen überhaupt keine Rolle - wir haben es mit einem massiven Gitarrenalbum zu tun. Das alles führt dazu, dass die Musik, welche Hauptsongwriter, Sänger und Multiinstrumentalist James Malone und sein wahnsinnig starker Trommelknecht Michael Van Dyne (höllische Blasts und Doublebassattacken bei 'Return') hier zum Besten geben, genau den Biss hat, den ich innerhalb dieser Szene in den letzten Jahren so schmerzlich vermisst habe. Dabei ist es ganz gleich, ob man den langen, aber zu keiner Sekunde langweiligen Opener 'The Face Of My Innocence' oder das eher kurze Breakmonster 'Maddening Disdain' anspielt. Alle Songs haben mörderisch gute Leads, die jedoch nicht Selbstzweck sind und auch auf die hundertfach gehörten MAIDEN-Reminiszenzen verzichten. Dafür sind sie stets in extrem heftige Riffs eingebettet, welche uns dazu zwingen, ARSIS auch als wirkliche Death-Metal-Band ernst zu nehmen, und sie nicht sofort als weitere Trendreiterkapelle abzuhaken. Einige Wintersturmmelodien, wie etwa bei 'Seven Whispers Fell Silent' oder 'Worship Depraved', sowie James Malones heißerer Gesang dürften dafür sorgen, dass sich auch durchaus der eine oder andere Anhänger schwarzmetallischer Klänge im Hause ARSIS pudelwohl fühlen dürfte.
Die Promokampagne des Labels zielt vor allem auf Fans der jeweils späten Phasen von CARCASS und IMMORTAL, sowie auf Anhänger von AT THE GATES ab, und so leid es mir tut, mit besseren Vergleichen kann auch ich nicht dienen. Wer diesen drei Bands hohe Wertschätzung entgegenbringt und dabei auch mit einem teilweise extrem technischen Ansatz nach DEATHschem Vorbild klarkommt, der kann mit "A Celebration Of Guilt" eigentlich nichts falsch machen, läuft aber dennoch nicht Gefahr, eine plumpe Kopie jener Bands zu erwischen. Dafür sind die Jungs viel zu charakterstark und kompositorisch zwingend, was in Anbetracht der Tatsache, dass es sich hier um ein Debütalbum handelt, sehr bemerkenswert ist. Der Sound ist sehr druckvoll und dennoch transparent und differenziert und somit das perfekte Rückgrat für diese Art von Musik, da sich alle Feinheiten wunderbar raushören lassen. Besonders gelungen ist auch das Booklet, das neben einem sehr schön gestalteten und originellen Logo und dem bizarren aber extrem stilvollen Monstercover auch im Interieur mit tollen Grafiken aufwarten kann, die stilistisch dem Coverartwork entsprechen, jedoch andere Motive zeigen.
Ihr seht mich also überraschend begeistert ob des Eindrucks dieser Scheibe, die für mich so etwas wie der Anstoß sein könnte, mich wieder mehr mit einer Szene zu beschäftigen, die für mich künstlerisch schon lange nicht mehr viel zu bieten hatte. Mit jungen Bands wie ARSIS besteht noch Hoffnung für den in einer Sackgasse steckenden melodischen Death Metal, und so bleibt mir das Fazit, dass "A Celebration Of Guilt" für Genrefans durchaus eine Art Pflichtkauf darstellt, aber auch das Zeug dazu hat, Skeptiker und Gegner der Stilrichtung eines Besseren zu belehren.
Anspieltipps: The Face Of My Innocence, Worship Depraved, The Sadistic Motives ...
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle