ASKARA - Lights Of Night
Mehr über Askara
- Genre:
- Gothic Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Fastball Music / BOB-Media
- Release:
- 08.04.2022
- The Birth Of A Star
- Nocturne Of Cold Mystery
- Through Fire
- By God
- To Ailsa Rock
- Reprise: Harbour Lights
- Hibernation
- Dark Night Of The Soul Pt. 1
- Seven Years
- Viator
- The King's Song
Bemerkenswerter Zweitling der jungen Gothic-Metal-Band aus der Schweiz.
Der traditionelle Gothic Metal mit dem Markenzeichen des binären Wechselgesangs zwischen finsterem Growl und kristalliner Klarheit war nur selten wirklich mein Steckenpferd, und umso überraschender war es, dass mich die Schweizer ASKARA anno 2016 mit deren Debütalbum "Horizon Of Hope" aus dem Stand begeistern konnten. Doch schon damals war die Band eben kein reiner Genregänger. Ihre Musik, welche die Musiker selbst als Melodic Dark Metal beschreiben, bot seinerzeit einfach etwas mehr als Generik, und das findet nun seine Fortsetzung: Pünktlich zum zehnten Bandjubiläum erschien bereits im vergangenen Jahr der Nachfolger "Lights Of Night", und der Verfasser dieser Zeilen hätte es fast verpasst, euch hierüber den ihm gebührenden Bericht zu erstatten. Fast ist aber nicht ganz, und es wäre tatsächlich eine Schande gewesen, euch die Kunde von diesem gelungenen Zweitling vorzuenthalten, der in ein so genretypisches wie wunderhübsches Artwork mit einer durch den nächtlichen, vom silbernen Mondlicht durchflutenden Wald fliegenden Eule gehüllt ist.
Die optischen Vorzeichen sind also schon einmal vielversprechend, und das zum damaligen Zeitpunkt noch unveränderte Line-up (inzwischen ist mit Emanuel ein neuer Schlagwerker am Start) bestätigt dieselben auch mit der aufgebotenen Musik, bei der es sich im Grunde durchaus um klassischen Gothic Metal handelt, der zwar weiterhin die bekannten Stilelemente der späten Neunziger aufbietet, diese jedoch auf innovative und eigenwillige Art miteinander verbindet, so dass sich eine Mélange ergibt, die durchaus bereits jetzt eine markante eigene Note erkennen lässt. Diese wird vor allem getragen von Frontfrau Miril Schmidt, die neben dem emotionalen, nicht übertrieben hohen Klargesang auch für das stets markante und die Songs tragende Piano verantwortlich zeichnet. So wird etwa das balladeske 'Hibernation' mit seiner verträumten winterlichen Stimmung zu einem echten Highlight, das im Wesentlichen ohne metallische Härte auskommt, dafür aber mit intensiven Streicherparts garniert ist. Dem setzt im Balladenfach das tolle 'Seven Years' sogar noch eins drauf, denn hier sind die Hooklines echte Hinhorcher und gehen einem kaum mehr aus dem Sinn.
Doch auch wenn das Quartett aus Basel die ruhigeren und getrageneren Gefilde verlässt und sich verstärkt metallischer Härte widmet, kann "Lights Of Night" absolut überzeugen, weil etwa der nach dem kurzen instrumentalen Intro erklingende Opener 'Nocturne Of Cold Mystery' nicht in die Falle tappt, dass sich ein growlender Sänger und eine flötende Sängerin einfach in bester und abgedroschener "Beauty and the Beast"-Manier anschmachten, sondern einen Drive und eine Dynamik entwickeln, die absolut mitreißen können. Noch härter und intensiver präsentiert sich das packende 'Through Fire', bei dem Elia den Löwenanteil des Gesangs übernimmt, der eine tolle Symbiose mit dem Piano als Kontrapunkt und mit Benjs feinen Gitarrenpassagen als Multiplikator eingeht. Das im Genre durchaus auch beliebte Beauty-and-the-Beast-Schema wird am ehesten noch bei 'Viator' bedient, doch auch dies ist gelungen umgesetzt, weil in dem Song die massigen Riffs und der vertrackte Rhythmus ein Abgleiten in kitschige Sphären effektiv zu verhindern wissen. Dass danach beim abschließenden 'The King's Song' Sänger Elia in den Versen das Heft des Handelns weitgehend übernimmt, und mit teils schwarzmetallischem Keifen, teils tiefen Death-Metal-Growls eine aggressive und düstere Grundstimmung erzeugt, die lediglich in den Refrains von Miril, sowie in den sehr schönen, elegischen Soli von Gitarrist Benj aufgelockert wird, tut dem Oeuvre insgesamt sehr gut, und so endet ein tolles Album mit einem weiteren Highlight.
Mag das Gothic-Metal-Genre in den späten Neunzigern und kurz nach der Jahrtausendwende auch noch so überfüllt gewesen sein, so ist es doch heute, zwanzig Jahre später, durchaus bemerkenswert, in diesem Stilbereich von einer jungen Gruppe solch überzeugende Werke aufgetischt zu bekommen, und so ist diese Band aus Basel eine absolut begrüßenswerte Ausnahmeerscheinung. Daher nochmals ein aufrichtiges Pardon für die späte Rezension, denn ich denke, dass ihr ASKARA auf jeden Fall eine Chance geben solltet, wenn ihr den Gothic Metal im Herzen tragt.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle