ATTACKER - The Unknown
Mehr über Attacker
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Sentinel Steel / Battle Cry
- Release:
- 08.04.2006
- This Is Power
- Anger Aggression
- Blessed With This Curse
- The Unknown
- Nail It Down
- I Am Sinn
- Your Own World
- Devil's War
- Brainshake
- Tieneblas
- Fear Of Disgrace
Die New Yorker Metal-Maschine ATTACKER, die viele von euch schon beim "Keep It True" und beim "Headbangers Open Air" in ganzer Stärke erleben konnten, ist knapp zwei Jahre nach ihrem Reunion-Album "Soul Taker" zurück, um zu demonstrieren, dass sie es mit ihrem Comeback wirklich ernst meint. Stieß der Vorgänger noch weitgehend auf wohlwollende, aber doch irgendwie verhaltene Reaktionen, kann man den Herrschaften mit "The Unknown" nun endgültig attestieren, dass sie den Sprung aus den Achtzigern in die Gegenwart geschafft haben, ohne etwas von ihrer Authentizität und klassischen Ausrichtung zu verlieren.
So ist auch ihr viertes Werk ein reinrassiges US-Metal-Album, stilistisch tief in den Achtzigern verwurzelt, mit dynamischen Nackenbrechern vollgepackt und mit Bob Mitchells Sirenenstimme veredelt. Es ist einfach eine wahre Freude, der Band hier zuzuhören. Zumal die Kompositionen heuer durchweg ausgefeilter und zwingender wirken als noch vor zwei Jahren und dazu auch noch in einem wirklich perfekten Soundgewand aus den Boxen kommen, das gerade auch die hervorragende Bassarbeit von Rückkehrer Lou Ciarlo toll zur Geltung kommen lässt. Habe ich vorher klassischen US-Metal erwähnt, dann meine ich damit, dass ATTACKER völlig kompromisslos kantige und aggressiv voranpreschende Riffs am laufenden Band raushauen, diese mit tollen Hooks garnieren und in ihrer gehobenen Midtempo-Dynamik nicht selten an METAL CHURCH erinnern. Dazu passt eben auch Mitchells erwähnte Stimme perfekt, die mit ihrer Mischung aus Reibeisen und Sirene zwar nicht unbedingt komplett einzigartig ist, aber doch in jedem Fall sehr eindrucksvoll. ATTACKER-Neulingen sei sie als hochklassige Kreuzung aus David Wayne, Udo Dirkschneider und Rob Halford umschrieben, und die alten Fans wissen insoweit ohnehin schon, was sie zu erwarten haben.
Widmen wir uns deshalb nun den Stücken auf diesem Viertling der amerikanischen Stahlschmiede. Den Anfang macht das Quintett mit dem programmatisch betitelten 'This Is Power', denn vor Kraft strotzen die New Yorker hier wirklich. Das Tempo ist ordentlich angezogen, die Gitarristen Benetatos und Marinelli riffen sich ins Metal-Nirvana und schleudern dabei massenweise coole Leads aus dem Ärmel, denen Bob Mitchell mit seiner Stimme noch etliche weitere Hooks hinzufügt, so dass man sich einen besseren Einstieg in das Album kaum hätte wünschen können. 'Anger Aggression' ist stampfender und etwas ausladender, dazu passend klingt Mitchell hier auch etwas rauer und Udo-mäßiger, jedoch nicht ohne die berüchtigte Sirene doch noch auszupacken. Vor allem kann sich aber Schlagzeuger Mike Sabatini beweisen. Tolles Drumming! Dass sie aber auch melodischer können, beweisen ATTACKER auf dem eingängigen 'Blessed With This Curse', das über einen starken Chorus mit dämonischen Backing-Vocals verfügt. Das Titelstück kommt dann mit richtig genialem Riffing um die Ecke, das mich - ebenso wie die Hooklines im Refrain - durchaus ein bisschen an JAG PANZER erinnert. Das ist natürlich vollumfänglich als Kompliment gemeint, und 'The Unknown' ist für mich auch fraglos eines der Highlights des Albums. In dieser Tour geht es weiter, ohne Ausfälle und mit einer ganzen Reihe von Stücken, die allesamt etliche prägnante Momente enthalten, die den US-Metal-Freak glücklich machen sollten. Sei es das knackige 'Nail It Down' mit seinen überbordenden Leads, das unbarmherzige 'I Am Sinn' mit seinen aggressiven Shouts oder das schnelle, rockige 'Your Own World' mit seinen coolen Gitarreneffekten und den wirklich tollen Gesangsmelodien samt Backings. Hier passt einfach alles und ich kann mir kaum vorstellen, dass auch nur ein alter Fan davon enttäuscht sein dürfte. Der reguläre Teil des Albums endet mit dem ausladenden Siebenminüter 'Devil's War', der ATTACKER vielschichtiger präsentiert als üblich. Erneut bekommt Bassist Lou viel Freiraum und die Gitarren entfalten sich langsam und getragen. Gleich zu Anfang gibt es zwei umwerfende Soli, zunächst von Pat Marinelli, dann von Mike Benetatos. Auch Bob Mitchell singt streckenweise cleaner und etwas höher als üblich, so dass das Stück als das ATTACKER-Epos der Neuzeit durchgeht. Ganz groß! Als Dreingabe enthält die Erstauflage der CD noch drei Bonustracks, die ebenfalls überzeugen können: Den Anfang macht der AC/DC- oder KROKUS-lastige Rocker 'Brainshake', der die Scheibe gegen Ende noch einmal ungemein auflockert und gnadenlos in die Beine geht. Alsdann führt uns ein filigranes aber leider etwas zu kurzes Akustik-Gitarren-Zwischenspiel zum abschließenden Stampfer 'Fear Of Disgrace', der die Band sehr düster und hart präsentiert.
Für ATTACKER-Anhänger ist es ohnehin ein bedenkenloser Pflichtkauf, und auch der sonstige US-Metal-Maniac kann mit "The Unknown" eigentlich kaum etwas falsch machen. Musikalisch über jeden Zweifel erhaben, schaffen es die Jungs dieses mal auch kompositorisch auf ganzer Linie zu überzeugen, so dass kein Song zum Überspringen einlädt. Da zudem der Sound voll in Ordnung geht, das Booklet wirklich toll gestaltet ist und von einem passenden Artwork von Jowita Kaminska geziert wird, spreche ich für jeden Genrefan eine ganz dicke Empfehlung aus, zumindest mal reinzuhören oder am besten sofort zuzuschlagen. ATTACKER sind endgültig zurück, und zwar richtig!
Anspieltipps: This Is Power, The Unknown, Your Own World, Devil's War, Brainshake
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle