AUF DER MAUR - Auf der Maur
Mehr über Auf der Maur
- Genre:
- Alternative Rock
- Label:
- EMI
- Release:
- 02.02.2004
- Lightning Is My Girl
- Followed The Waves
- Real A Lie
- Head Unbound
- Taste You
- Beast Of Honor
- I'll Be Anything You Want
- My Foggy Notion
- Would If I Could
- Overpower Thee
- Skin Receiver
- I Need I Want I Will
Die Frau am Bass. Die Background-Sängerin. Bei zwei der wichtigsten Bands der Neunzigerjahre. Dabei ist es kein wirklich revolutionärer Schritt, den die Frau mit dem wundervollen Namen MELISSA AUF DER MAUR mit dieser Platte tut - Dave Grohl, mit dem man sie über lediglich zwei Ecken auch in Verbindung bringen kann, hat es auch getan: Von der Rhythmusfraktion und vom Hintergrunddarsteller zum Frontmikrophon und Hauptsongwriter. Sie schreibe schon seit Jahren ihre eigenen Songs, sagt sie. Hört man ihre selbstbetitelte erste Solo-Scheibe, fragt man sich, warum sie erst jetzt damit rausrückt.
Fangen wir ganz vorne an: Melissa spielt den Bass bei Courtney Loves Band HOLE, wird im Jahre 2000 kurzerhand von Billy Corgan abgeworben, um mit den SMASHING PUMPKINS, die ihrerseits gerade eine Bassistin verloren haben, ein letztes Jahr live zu rocken. Längst hat hinter den Kulissen Mastermind Billy Corgan beschlossen, die Band ins eigene Schwert stürzen zu lassen. Melissa nimmt das Angebot an (wer könnte es ablehnen mit einem solchen Songwriter in einer Band zu spielen?), tourt ein knappes Jahr mit den PUMPKINS durch die ganze Welt und ist anschließend wieder ohne Band. HOLE lösen sich ebenfalls auf, und Melissa sammelt in den drauf folgenden Jahren ihre Songs und Ideen, lädt befreundete Musiker ein, die größtenteils aus dem QUEENS OF THE STONE AGE-Umfeld stammen, um ihr erstes eigenes Album zu schreiben, das nun, Anfang 2004, endlich vollendet ist.
Schon der Auftakt ist ziemlich furios: Die Single 'Followed The Waves' vereint richtig harte Wüstenrock-Riffs mit Melissas zerbrechlicher und dennoch eindringlicher Stimme und einigen minimalen, psychedelischen Slideparts und zaubert mittels eines Einzeilers ("My Heart lies to you") und dem unwiderstehlichen Refrain einen Song, der dem Hörer klarmachen soll: Das hier ist groß.
Die zwölf Kompositionen lassen an Vielfalt und Ausprägung kaum Wünsche offen und machen klar, dass hier erstens nur die erste Liga an kreativen Musikern (u.v.a. James Iha, Ex-SMASHING PUMPKINS-Gitarrist, Jeordie White, Ex-MARILYN MANSON und jetzt A PERFECT CIRCLE und natürlich auch die komplette QUEENS OF THE STONE AGE-Besetzung mit Mark Lannegan, Josh Homme und Nick Oliveri) und zweitens eine wirklich außergewöhnliche Songwriterin am Werk waren: Man höre nur die unbeschreiblich schönen, psychedelischen Schmetterlinge mit den Titeln 'My Foggy Notion' und 'Skin Receiver', von denen es hier noch so einige weitere gibt, die eindringliche Vollblut-Ballade 'Would If I Could' oder den QUEENS-inspirierten Rocker 'I Need I Want I Will', der immer wieder komplett in freakige Passagen abdriftet. Der Rest des Material steht diesen exemplarischen Meisterstücken in nichts nach.
Was hier im Endeffekt bleibt, ist ein extrem ambitioniertes, fast völlig perfekt konstruiertes Album voller ungewöhnlicher Ideen, Melodien und Songs, das einige wirklich gute Musiker an den restlichen Instrumenten beinhaltet und künstlerisch kaum wertvoller, hochwertiger und spannender sein könnte, welches aber im Gegenzug auch für einige Leute zu kopflastig und damit abschreckend wirken dürfte, und trotzdem gut genug ist, um in Fan-Kreisen zum Kult zu avancieren. Mit ziemlicher Sicherheit schon jetzt das am meisten unterbewertete und überraschendste Album dieses Jahres. Wer hätte schon wirklich geglaubt, dass die erste wirklich starke Alternative-Platte dieses Jahres von einer Bassistin kommt?
Anspieltipps: Followed The Waves, My Foggy Notion, Skin Receiver, I'll be Anything You Want
- Redakteur:
- Sebastian Baumer