AUGUST BURNS RED - Leveler
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/2011
Mehr über August Burns Red
- Genre:
- Metalcore
- ∅-Note:
- 7.75
- Label:
- Hassle Records (Soulfood)
- Release:
- 24.06.2011
- Empire
- Internal Cannon
- Divisions
- Cutting The Ties
- Pangaea
- Carpe Diem
- 40 Nights
- Salt & Light
- Poor Millionaire
- 1/16/2011
- Boys Of Fall
- Leveler
- Internal Cannon (acoustic)(Bonus Track)
- Pangaea (performed By Bells)(Bonus Track)
- Boys Of Fall (performed By Zachary Veilleux)(Bonus Track)
- Empire (midi)(Bonus Track)
(K)eine faustdicke Überraschung
Etwas nervös widmete ich mich dem 2011er Output der Metalcore-Platzhirsche von AUGUST BURNS RED. Würde es den sympathischen Jungs aus Lancaster gelingen, mit "Leveler" ihren Platz an der Sonne zu verteidigen, nachdem sie 2009 mit "Constellations" in aller Bescheidenheit ein Album für die Ewigkeit geschaffen haben? Oder würden sie, wie zahllose Bands vor ihnen, der Verlockung erliegen, ihre Musik etwas konventioneller und zugänglicher zu gestalten, sie damit dem Mainstream zu öffnen, um so ihre Ausnahmestellung erfolgreicheren Verkaufszahlen zu opfern?
Zunächst kann Entwarnung gegeben werden: AUGUST BURNS RED bleiben sich treu wie eh und je, verzichten weiterhin auf konventionelle Songstrukturen, muten der Hörerschaft erneut diverse Überraschungsmomente zu – und bersten dabei vor Kreativität! "Leveler" dürfte den verspieltesten Output der Amis bis dato darstellen: Sei es im mächtigen, getragenen Opener 'Empire', sei es im flotten (und tanzbaren!) 'Interal Cannon', sei es beim ungewöhnlich langsamen 'Carpe Diem' – haufenweise ungehörte, verrückte Ideen, die zunächst für Stirnrunzeln, bald aber anerkennende Begeisterung sorgen. Gekonnt eingesetzte Gang-Vocals, Salsa-Grooves, und überirdische Gitarrenmelodien – woher nehmen die Jungs nur diesen Ideenreichtum? "Leveler" setzt dabei den auf "Constellations" eingeschlagenen Weg fort (weg vom stupiden Breakdown-Gemetzel, hin zu mehr Ausgewogenheit und zugleich mehr Komplexität), bietet dabei aber erfrischend viel Abwechslung: In 'Divisions' lotet Shouter Jake Luhrs seine Grenzen neu aus, 'Poor Millionaire' walzt auf wütend-brutale Weise alles zuvor Dagewesene platt, und in 'Boys Of Fall' bündelt die Band ihre Trademarks und lässt den Song in einem Gänsehaut-Outro der Extraklasse verklingen. Als Dreingabe gibt es mit dem Titeltrack anschließend ein brachial-aggressives Ausrufezeichen: So tief und bösartig dürfte man Luhrs noch nie zuvor gehört haben! Die Platte trägt ihren Titel also zurecht.
Begibt man sich allerdings in die 2009er Perspektive, relativiert sich der fast durchweg positive Eindruck schnell wieder - "Leveler" vermag seinem Vorgänger nämlich nicht einen Augenblick das Wasser zu reichen. Zu bemängeln wäre da eine bombastisch ausgefallene Produktion, nach dem Motto "Noch lauter, noch fetter, noch gewaltiger". Weniger wäre hier eindeutig mehr gewesen. Dann schlittert die Band überraschenderweise ein-, zweimal am reinen Kitsch vorbei (beispielsweise bei 'Salt & Light'); zugleich fehlt der eine Übersong, den die Amis sonst immer noch parat hatten. In sich geschlossene, stimmige Alben auf durchweg hohem Niveau schreiben können AUGUST BURNS RED ohne Frage – diesmal fehlt aber ein i-Tüpfelchen der Marke 'Composure' oder 'White Washed'. Am schwersten wiegt jedoch, dass "Leveler" durch seine Ausgelassenheit und fröhliche Verspieltheit erstaunlich harmlos und oberflächlich wirkt, sobald man den Vorgänger daneben stellt: "Constellations" war ein ernstes, ein düsteres, tiefschürfendes Werk, eine mächtige Klangwand, eine Einheit, schlicht und ergreifend ein reifes, nachdenkliches, vollkommenes Jahrhundert-Album, das selbst nach dem x-ten Durchgang noch Überraschungen für den Hörer versteckt hielt. Dermaßen packend und fesselnd ist "Leveler" nur in wenigen lichten Momenten.
Fakt ist dennoch, dass "Leveler" mit eines der wenigen Metalcore-Highlights des Jahres 2011 bleibt. Kaum einem anderen Genrevertreter gelang in den letzten Jahren eine so kreative Weiterentwicklung bei stets hörbarer Treue zu sich selbst, während weiterhin gekonnt alle Mainstream-Einflüsse umschifft werden. AUGUST BURNS RED gelingt es zwar nicht, die ultimative "Constellations" zu übertreffen, verteidigen ihren Thron aber souverän und überraschen den geneigten Hörer dabei mit einem kreativen Rundumschlag.
Anspieltipps: Empire, Pangaea, Boys of Fall
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause