AVANTASIA - The Mystery Of Time
Mehr über Avantasia
- Genre:
- Heavy Metal / Melodic Speed Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Nuclear Blast / Warner
- Release:
- 29.03.2013
- Spectres
- The Watchmakers Dream
- Black Orchid
- Where Clock Hands Freeze
- Sleepwalking
- Savior In The Clockwork
- Invoke The Machine
- Whats Left Of Me
- Dweller In A Dream
- The Great Mystery
AVANTASIA in Höchstform!
Auf die Frage, ob AVANTASIA auch bei der zweiten Wiedergeburt noch relevant ist und Qualität bietet, kann man nach zahllosen Durchläufen von "The Mystery Of Time" nur mit "ja" antworten. Ohnehin hatte niemand dem arbeitswütigen Tobi Sammet abgenommen, dass der Auftritt auf dem Wacken Open Air 2011 das Ende seines Allstar-Projekts sein würde. Viele Fans des melodischen Metal werden ihm dankbar sein, dass nunmehr das sechste AVANTASIA-Album das Licht der Öffentlichkeit erblickt.
Es hat sich eine ganze Menge getan bei AVANTASIA. Da sind vor allem die vielen neuen Stargäste, die gemeinsam mit Mastermind Tobias Sammet und Produzent/Hauptgitarrist Sascha Paeth eine neue Ära der Metal-Epen einläuten. So leihen unter anderem Joe Lynn Turner (ex-RAINBOW, ex-DEEP PURPLE), Bill Byford (SAXON) neben Stammgoldkehlchen Michael Kiske den Figuren aus Sammets Schöpfung ihre Stimmen. Auch Ronnie Atkins (PRETTY MAIDS) und Eric Martin (MR. BIG) sind zu hören, und Bob Catley (MAGNUM) darf natürlich nicht fehlen. Wer findet, dass jetzt schon zu viel Namedropping stattgefunden hat, sollte nicht weiterlesen. Denn neben verschiedenen Sängern waren auf jedem AVANTASIA-Album auch namhafte Instrumentalisten beteiligt. Daran hat sich nichts geändert. Russell Gilbrook (URIAH HEEP) sitzt bei "The Mystery Of Time" hinter der Schießbude, während Bruce Klick (KISS) und Arjen Lucassen (AYREON) an der Gitarre solieren. Auch Ferdy Doernberg (AXEL RUDI PELL) ist auf einem Track an der Hammond-Orgel zu hören.
Alleine diese Besetzung verteilt so viel Vorschusslorbeeren für die Platte, wie sie auch die Erwartungshaltung in andere Sphären schießen lässt. Die Entwarnung folgt aber: das Songmaterial ist richtig toll, ja sogar besser als das der "Wicked Trilogy". So mancher Track spielt sich in die gleiche Liga wie der erste Teil der "Metal Opera", die ich für das beste Melodic-Speed-Metal-Album seit den beiden "Keeper"-Scheiben halte. Was mich so begeistert, ist vor allem die Homogenität des ganzen Albums. Es mag wohl dem Einsatz eines "richtigen" Sinfonieorchesters zu verdanken sein, dass vor der Produktion im Prinzip jede Kleinigkeit auskomponiert werden musste. Diese Mühe hat sich auf jeden Fall ausgezahlt! Ganz zu schweigen davon, dass das Filmorchester Babelsberg eine weitere Klangdimension in den Sammet'schen Kosmos bringt, der anno 2013 schlüssig und überzeugend wie eh und je tönt, aber ein mitreissendes Moment besitzt, wie es die letzten Werke nicht aufweisen konnten.
Neben der erwähnten Homogenität sind es naturgemäß die einzelnen Songs, an denen sich das Album messen lassen muss und die vom ersten bis zum letzten Track reine Hits sind. Innerhalb der stilistischen Grenzen findet man alle Facetten musikalischen Könnens, die diesen Rock-Epos so außergewöhnlich machen. Mitreissende Refrains mit hammermäßigen Melodien, intelligentes Songwriting mit einem sehr geschickten Einsatz des Orchesters und genau das richtige Gespür dafür, wie lange ein Songteil sein sollte und wie kitschig es werden darf, markieren die Stärken von AVANTASIA. Das ist auch nichts wirklich neues, doch scheint sich Meister Sammet bei "The Mystery Of Time" auf die Essenz seiner Stärken konzentriert zu haben, was zum besten AVANTASIA-Album seit der bahnbrechenden Debüt-LP führt. Es wird für Bands in diesem Metier schwierig sein, sich an diese Output messen zu lassen. Einen weiteren Beweis für die Klasse von AVANTASIA wird es im Frühjahr geben, wenn es mit einer großen Besetzung wieder auf große Tour geht.
Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass "The Mystery Of Time" mit seiner orchestralen Größe und seinen Ohrwürmern das weite Feld des Melodic (Speed) Metal dieses Jahr absolut dominieren wird. Selbst verdiente Bands wie NIGHTWISH können mit ihren jüngsten Werken da nicht mithalten. Von der Eingängigkeit und Beständigkeit der Songs mal ganz zu schweigen. Und natürlich spielen auch sämtliche Gastmusiker eine erhebliche Rolle, ganz gleich ob sie Flitzefinger-Soli vortragen oder Frontmann Sammet am Mikro mehr als nur Paroli bieten. Es ist jedes Mal ein Vergnügen, wenn man die Dialoge und Duette verfolgt, für die die Epen bei AVANTASIA geschaffen wurden. Zusammen mit dem überaus gelungenen Artwork von Rodney Matthews steht hier bald eine LP in den Läden, die erstens das Wort "Gesamtkunstwerk" mehr als verdient hat und zweitens jetzt schon einen sicheren Platz in meinen Jahres Top Ten belegt. Dass noch einmal so ein Kracher aus dem Hause Sammet ansteht, hatte ich zwar gehofft, aber meine Erwartungen wurden dabei deutlich übertroffen. Melodic Metal aus dem Lehrbuch!
Anspieltipps: 'The Watchmakers Dream', 'Where Clock Hands Freeze', 'Dweller In A Dream'
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Interview mit Tobias Sammet
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Nils Macher