BALANCE OF POWER - Fresh From The Abyss
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/24
Mehr über Balance Of Power
- Genre:
- Melodic Progressive Power Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Massacre Records
- Release:
- 19.04.2024
- Last Man Down
- Never Be Here Again
- Monster
- Rage Of Ages
- Abyss
- Velocity
- Deadlands
- One More Time Around The Sun
Mehr als willkommenes Comeback einer Underground-Legende, zündet aber nicht so wie erhofft.
Ja, auf dieses Album habe ich mich riesig gefreut! Gut zwanzig Jahre ist es her, dass mich eine britische Band namens BALANCE OF POWER mit dem Hammer-Album "Heathen Machine" komplett aus den Sandaletten blies. Die kontinuierliche Steigerung über die vorherigen Alben hinweg kulminierte nun in einem Funken sprühenden und vor Kreativität und Spielfreude fast zerberstendem Stück Prog/Power Metal, das die Truppe an die Spitze des Genres im Vereinigten Königreich katapultierte - an zwar Seite an Seite mit der nicht minder großartigen Formation SHADOWKEEP. "Heathen Machine" wurde in der Szene allenthalben sehr gut aufgenommen, manche sprachen gar von einem englischen Pendant zu US-Legenden wie LETHAL und HEIR APPARENT. Dennoch war nach einem Triple aus einer Zusammenstellung älterer Songs, einer Live-CD und einer DVD leider schon wieder Schicht im Schacht und der Name BALANCE OF POWER geriet nach und nach in Vergessenheit.
Glaubt man dem Infoblatt zu "Fresh From The Abyss", haben wir das Comeback-Album zumindest in Teilen der Corona-Pandemie zu verdanken. Vermutlich war es den Gründungsmitgliedern Lionel Hicks (Schlagzeug) und Tony Ritchie (Bass) schlichtweg zu langweilig geworden. Jedenfalls entstand die hier zur Debatte stehende Platte in eben diesem Zeitraum mit einer gewissen Hazel Jade am Mikro und einer Gitarrenfraktion, die inzwischen schon wieder ausgetauscht wurde. Stilistisch knüpft "Fresh From The Abyss" durchaus an die glorreichen alten Tage an. Der Start mit 'Last Man Down' kann auch qualitativ mithalten. Gleich sind sie wieder da, die schwebenden Keyboard-Teppiche, die schnurrenden und drückenden Riffs und die dramaturgisch wertvollen Arrangements. Veredelt wird das Ganze durch virtuose Solo-Passagen und eine absolut sturmfeste Hookline.
Doch im weiteren Verlauf von "Fresh From The Abyss" gelangt leider mehr und mehr Wasser in den zunächst noch berauschenden Prog/Power-Wein. Schon der zweite Song, 'Never Be Here Again', wirkt überraschend banal und etwas pomadig auf mich, trotz vieler hübscher Kleinigkeiten und Spielereien. Da fehlt einfach die Spannung, das gewisse magische Etwas. Mit 'Monster' verhält es sich nicht viel anders. Ich vermisse das kompositorische Momentum, die musikalische Frische und Unbekümmertheit. Und der Refrain passt eher zu einer zweitklassigen Hardrock-Combo. Für bessere Stimmung sorgt dann das druckvoll sägende 'Abyss', das sich zwar etwas weiter weg bewegt vom klassischen BALANCE OF POWER-Sound, dafür aber die Bude ordentlich rockt. Hier passt jetzt auch Hazels rockröhrige Stimme besser ins Klangbild. Insgesamt macht die zweite Halbzeit von "Fresh From The Abyss" noch einiges an Boden wieder gut, doch wirklich umfassende und ungetrübte Begeisterung will auch dabei nicht aufkommen.
Somit stellt das BALANCE OF POWER-Comeback für mich persönlich eine kleine Enttäuschung dar. Vielleicht waren meine Erwartungen aber auch zu hoch. Am Ende bleibt da schon noch einiges übrig auf der Habenseite und "Fresh From The Abyss" hat sich insgesamt das Prädikat "gutes Album" redlich verdient. Allerdings wird man es mit dem neuen Material schwer haben, aus der großen grauen Masse herauszustechen. Meine Note enthält mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen halben Sympathie- und Wehmutspunkt.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Martin van der Laan