BALTIMOORE - Ultimate Tribute
Mehr über Baltimoore
- Genre:
- Hard Rock
- Label:
- Lion Music / Alive Music
- Release:
- 23.01.2004
- Kill The King
- Rock Candy
- Beggars Day
- Never Say Die
- Samurai
- Freedom
- She
- Love Child
- Mississippi Queen
- Solid Gold Brass
- Riff Raff
- The Rocker
"BALTIMOORE ist Björn Lodin, und Musiker, die von ihm ausgewählt wurden" - dies beschreibt diese schwedische Band recht eindeutig. 1987 gegründet und ursprünglich als Soloband des ehemaligen STEADY READY-Sängers geplant, erhielten BALTIMOORE eben jenen Namen, den Lodin bis heute beibehielt. Zusammen mit Gitarrist Thomas Larsson (GLENN HUGHES) begann Lodin mit dem Songwriting für "There's No Danger On The Roof", welches letztendlich 1989 veröffentlicht wurde. Nach einem kurzen Intermezzo mit den Schweizern KROKUS, das allerdings nicht in einer festen Zusammenarbeit endete, kehrte Lodin nach Schweden zurück und brachte 1990 das Album "Freak" unter die Leute - gemeinsam mit Gitarrist Stefan Bergström (SKINTRADE).
Während eines Gigs auf der Insel Aland lernte Lodin Nikolo Kotzev (BRAZEN ABBOT) kennen, der schließlich bei BALTIMOORE fest einstieg. Aus dieser Zusammenarbeit von Lodin und Kotzev resultierten die beiden Alben "Double Density" (1992) und "Thought For Food" (1994) - Letzteres mit Ian Haugland (EUROPE) am Schlagzeug. Nach der Veröffentlichung des 1994er-Albums war das Feuer zwischen Lodin und Kotzev erloschen und der bulgarische Gitarrist verließ die Band, die sich daraufhin auflöste.
Im Jahr 2000 kehrte Lodin zusammen mit Thomas Larsson und dem Album "Original Sin" wieder ins Musikgeschehen zurück und schob 2001 das Album "Best Of Baltimoore" nach. - Nun melden sich BALTIMOORE erneut zurück, und zwar mit ihrem sechsten Longplayer "Ultimate Tribute".
Wie der Titel des Albums schon vermuten lässt, widmen sich Björn Lodin und seine Mannen ihren persönlichen Lieblingssongs, und mit RAINBOWs 'Kill The King' legen sie auch gleich mit einem gern gecoverten Stück los. Da sich BALTIMOORE relativ nah am Original orientieren, macht eigentlich nur der Gesang einen signifikanten Unterschied aus. Im Vergleich zu Ronnie James Dio kommt die Stimme von Björn Lodin etwas schwachbrüstig daher, aber einem solchen Song schadet das natürlich keineswegs.
Auch bei dem MONTROSE-Klassiker 'Rock Candy' weichen BALTIMOORE nicht allzu weit von der Vorgabe ab, und wie schon das Original, so groovt der Song auch in dieser Version wie Hölle. Wieder einmal ist es auch hier der Gesang, der den Unterschied ausmacht: Sammy Hagar ist natürlich eine sehr hohe Messlatte, doch Björn Lodin schlägt sich recht achtbar.
Das anschließende 'Beggars Day' - von Nils Lofgren geschrieben und von NAZARETH bekannt gemacht - scheint dann aber ganz auf die rauhe Stimme von Björn Lodin abgestimmt zu sein. Konnte der Schotte Dan McCafferty mit seinem verrauchten Gesang diesem Stück schon das gewisse Etwas verleihen, so kann der Schwede hier noch einen drauf setzen. Doch nicht nur Björn Lodin selbst prägt diesen Song - nein, in dem längeren Instrumentalteil kann sich auch der Gitarrist Thomas Larsson auszeichnen.
Großartig verändert wurde auch 'Never Say Die' nicht, obwohl BALTIMOORE dem Song ein ganz anderes Flair geben. Wenn man diese Cover-Version hört, dann würde man nicht unbedingt auf die Idee kommen, dass das Original von BLACK SABBATH stammt.
Richtig groovig geht es anschließend weiter mit 'Samurai' von der MICHAEL SCHENKER GROUP, das vor allem durch die hervorragende Gitarrenarbeit überzeugen kann. Das gilt in gleichem Maße auch für das folgende 'Freedom', aber bei einer JIMI HENDRIX-Nummer ist das ja auch nicht weiter verwunderlich.
Sehr nahe am Original bleiben BALTIMOORE auch bei 'She' von KISS. Dies liegt zum einen an dem markanten Gitarrenriff, das den gesamten Song prägt, zum anderen schenken sich Gene Simmons und Björn Lodin gesanglich auch nicht viel.
Warum sich BALTIMOORE danach an 'Love Child' herangewagt haben, kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Gut, ein DEEP PURPLE-Song gehört schon auf ein solches Album, aber muss es gerade ein Stück aus der Coverdale-/Bolin-Phase sein? - Wie auch immer - diese Neuauflage ist zwar solide, aber nicht mehr und auch nicht weniger.
Deutlich besser gelungen - meiner Meinung nach - ist dagegen MOUNTAINs 'Mississippi Queen', das vor allem von der rauhen Stimme Björn Lodins lebt, aber auch der enorm bluesige Drive wird in dieser Version gut wiedergegeben.
Eher mäßig ist dann aber wieder die Umsetzung von 'Solid Gold Brass' von SWEET. Instrumental gesehen, geht die Nummer ja durchaus in Ordnung, aber beim Gesang merkt man deutlich, dass der Song nicht für Björn Lodin geschrieben wurde. Natürlich ist auch die Stimme von Bon Scott (R.I.P.) nahezu unerreichbar für den Schweden, aber dennoch kommt das AC/DCsche 'Riff Raff' sehr viel besser daher. Insbesondere das typische Riffing wurde sehr gut übernommen, auch wenn die Nummer dadurch eher eine Kopie als eine Coverversion ist.
Auch beim abschließenden Song, dem THIN LIZZY-Klassiker 'The Rocker' bleiben BALTIMOORE ihrer Vorgehensweise treu, denn auch dieses Stück wurde weitestgehend im Originalzustand belassen. Hier war das aber auch kein großer Fehler, denn sowohl stimmlich als auch musikalisch passt das Ganze sehr gut zusammen.
Nun, was bleibt als Fazit zu sagen?! - BALTIMOORE haben ein solides Album eingespielt, das technisch nahezu keine Kritik zulässt, aber in Bezug auf Kreativität haben sich Björn Lodin & Co. nicht gerade überschlagen. Und deshalb kann ich - auch wenn die Coverversionen im Großen und Ganzen gut gelungen sind - beim besten Willen keine Kaufempfehlung aussprechen, da man mit den Originalfassungen immer noch besser bedient ist. Wer sich aber eine partytaugliche Scheibe mit allerlei Rock-Klassikern zulegen möchte, der kann natürlich auch "Ultimate Tribute" in seine Einkaufsliste aufnehmen - schlechte Musik holt er sich damit ja schließlich nicht ins Haus...
Anspieltipps: Kill The King; Beggars Day; Riff Raff
- Redakteur:
- Martin Schaich