BARCODE - Showdown
Mehr über Barcode
- Genre:
- Hardcore
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 11.04.2005
- Shots Out
- Rise To Dignity
- Showdown
- For What It's Worth
- Fanatics
- End The War
- No Lust For Life
- Bad Standing
- Drinkslinger
- In The Pit
- Make My Day
- Padre Siffredi
- Game Of The Lame
- Stressed
- Aggressive Grim Filthy
- I'm A Rebel
Voller Klischees, doch herrlich ehrlich! Wenn es im Duden das Wort "Hardcore" gäbe, dann müssten da, neben diversen Porno-Darstellern, eindeutig auch BARCODE genannt werden! Nicht nur, weil sie ihr letztes Album sogar schlicht nur "Hardcore" nannten, sondern, weil sie ein Musterbeispiel für die typische Band dieses Genre sind. Na ja, mal davon abgesehen, dass die Jungs nicht von der Ostküste Amerikas stammen.
Mit "Showdown" veröffentlichen BARCODE nun ihr erstes Album unter ihrem neuen Label Nuclear Blast. Einen soundtechnischen Quantensprung wie beim EKTOMORF Major-Debüt 'Destroy' letztes Jahr hatte dies zwar nicht zur Folge, jedoch kann man mit Stolz auf eine fette, schnelle Platte blicken.
Wie eingangs schon erwähnt, erfüllen die Jungs aus dem Land mit den glücklichsten Einwohnern Europas (Dänemark) jedes Klischee einer Hardcore-Band. Allem voran die Länge der Tracks, bei denen lediglich zwei Stücke die zweieinhalb Minuten Schallmauer durchbrechen. Es gab in letzter Zeit genug Bands, die sich in dieser Hinsicht mit experimentellen, wie Kaugummi in die Länge gezogenen Liedern auf die Fresse gelegt haben. BARCODE hingegen ergeben sich bereitwillig in ihr Schicksal und packen eben 16 Lieder auf ihr Album. Dass die Laufzeit dennoch bei knackigen 35 Minuten bleibt, ist absolut vertretbar.
Los geht’s musikalisch mit einem typischen Donnerschlag in Form einer hasserfüllten Ansage, als hätte alles und jeder BARCODE bereits vergessen und verscharrt. Nach der überzeugenden "Hardcore" wäre das eigentlich gar nicht nötig, aber das gehört nun mal zum guten Ton. Und wenn wir schon einmal dabei sind, dann lassen sich auch gleich die Lieder herausfiltern, die sich zu solchen Themen noch ausführlich äußern. Diese bilden nämlich die gesamten einleitenden Stücke. Sei es nun 'Rise Of Dignity', 'Showdown' oder 'For What It's Worth', sie alle schießen gegen die Ungläubigen, Skeptiker und Pseudos. Dabei ist allerdings nicht zu vergessen, dass es sich stets um bärenstarke Stücke handelt, die allesamt die unverkennbare Handschrift von BARCODE tragen.
Obwohl es bei 'For What It's Worth' noch heftiger zugeht als ohnehin schon, zeichnet sich bereits ab, dass bei der Produktion darauf geachtet wurde, dass bei allem Geballer der Gesang nicht untergeht. Butchs Stimme ist stets tonangebend und angenehm klar verständlich. Schließlich haben BARCODE etwas zu sagen, auch wenn es, von dem kritischen 'Fanatics' mal abgesehen, nicht sonderlich kriegsentscheidend ist. Bei jenem Track wurde entgegen der Bandphilosophie ausnahmsweise auf die politische Schiene gewechselt, um Strömungen der amerikanischen Gesellschaft ins Visier zu nehmen. Bei den übrigen Liedern belässt man es aber eher dabei, nicht ganz so ernst gemeinte Dinge zu besingen. Da wären zum Bleistift die unterwürfige Lobpreisung einer Kneipe mit 'Drinkslinger', der obligatorische Running Gag, einem Porno-Darsteller zu huldigen, diesmal in Form des stöhnenden 'Padre Siffredi', oder der augenzwinkernde Duellhandschuh 'Make My Day', bei dem mal eben jeder sein Fett wegkriegt, der permanent im Rampenlicht steht.
So extrem abwechslungsreich wie die Themen der Lyrics, schafft es die Musik freilich nicht zu sein. Dennoch stempelt man auf den größten Teil der Playlist nicht zu verachtende Melodien. Besonders gelungen ist das bei 'Lust For Life' und dem bereits erwähnten 'Make My Day'. Es gibt aber noch ganz andere Hooklines. Vor allem gegen Ende der Laufzeit drückt man mit 'Aggressive Grim Filthy' ein Lied in den Gehörgang, das mit seinem bestialisch treibenden, zum Abgehen zwingenden Refrain "Sing with one voice - make some noise!" zu einem der stärksten auf "Showdown" avanciert. Und auch der Rausschmeißer 'I'm A Rebel' kann sich hören lassen! Mit seinem hymnenhaften Cantus wähnt man sich in einem Pub voller Hooligans, und das alles immer verbunden mit einer richtig guten Zeit.
Dass man mit 'In The Pit' auch einen so typischen Hardcore-Song auf der Platte hat, dass es fast weh tut, macht letztlich gar nichts, denn bei BARCODE wirkt nun mal alles ein bisschen ehrlicher und unaufgesetzter.
Eigentlich schade, dass diese Band, da Gitarrist Dr. J seine Stimme für die jungen Hüpfer von HATESPHERE prügelt, eine Subexistenz führt. Immerhin, kann man sagen, merkt man dies nur an der quantitativ mageren Live-Präsenz, zu keinem Zeitpunkt aber auf dem Album. BARCODE hatten spätestens seit der hammermäßigen "Hardcore" das Zeug zur Major-Band. Zwar ist dieses Album nicht mehr ganz so roh wie der Vorgänger, doch ist man, was Spielfreude und Freestyle angeht, seinen Prinzipien treu geblieben. Was Nuclear Blast mit ihrem Vertrag für BARCODE taten, ist wie einem erfahrenen Raubtier die Zähne zu schärfen. Wie gut dieses wiederum damit umgehen kann, wird gleich in den ersten Sekunden klargestellt: "Hardcore fest in Satan's nest!"
Anspieltipps: Rise To Dignity, No Lust For Life, Make My Day, Aggressive Grim Filthy
- Redakteur:
- Michael Langlotz