BAYSIDE - The Walking Wounded
Mehr über Bayside
- Genre:
- Indie Rock
- Label:
- Victory / Soulfood
- Release:
- 16.03.2007
- The Walking Wounded
- They're Not Horses, They're Unicorns
- Duality
- Carry On
- I and I
- Choice Hops And Bottled Self Esteem
- Head On A Plate
- Dear Your Holiness
- Landing Feet First
- Thankfully
- A Rite Of Passage
- (Pop)ular Science
Im Oktober 2005 mussten BAYSIDE einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen. Auf dem Weg zur nächsten Station ihrer Tour mit SILVERSTEIN und HAWTHORNE HEIGHTS geriet ihr Bus auf einer vereisten Straße ins Schleudern und überschlug sich. Während drei der vier Bandmitglieder mit leichten bis schweren Verletzungen davonkamen, kostete der Unfall Drummer John "Beatz" Holohan das Leben. Nach drei Wochen setzten Sänger/Gitarrist Anthony Raneri und sein Gitarrenpartner Jack O'Shea die angefangene Tour dennoch fort, indem sie bei den restlichen Gigs intime Unplugged-Sets spielten, was letztlich auch in einer persönlichen und schlicht "Acoustic" betitelten Scheibe gipfelte, die als Verarbeitung des Ereignisses zu sehen ist.
Auch die neue, nun wieder rockende Platte ist von Nachdenklichkeit geprägt, die sich sowohl in der Musik als auch in den Texten niederschlägt. Aber: Im Gegensatz zu den Emo-Zusammenrottungen, mit denen die Amis trotz Tour-Partnern wie den oben genannten nicht in einen Topf geworfen werden sollten, wirkt alles ehrlich. Kalkulierte Scheinemotionalität, mit der kleine Mädchen eingesammelt werden sollen, hat auf "The Walking Wounded" keinen Platz. BAYSIDE sind (verständlicherweise) in sich gegangen und haben zwölf melancholische, aber nicht verbitterte oder runterziehende Indie/College-Rocker zusammengestellt, die wie 'ne ernste Ausgabe von WEEZER tönen (man höre u. a. das coole 'Landing Feet First'!), sich allesamt als Treffer erweisen und keineswegs gemächlich voranschreiten (Balladeskes ist gar nicht am Start). Im dynamischen Anfangstrio 'The Walking Wounded'/'They're Not Horses, They're Unicorns'/'Duality' dreht das Quartett immer wieder an der Temposchraube, während die punkigen 'Carry On' und 'Dear Your Holiness' sogar überwiegend flott angelegt sind. Außerdem spendiert man den aufs Wesentliche reduzierten Tracks ein paar Details (hier mal kurze Soli, da mal ein Akkordeon oder eine Piano-Sequenz), und die Halbwertszeit des Materials ist ebenfalls hoch, was vor allem an den unaufdringlichen Gesangslinien liegt, die sich fast unbemerkt im Gedächtnis breitmachen.
Von den Lesern des Alternative-Press-Magazins wurden BAYSIDE jüngst zur unterbewertetsten Band 2006 gewählt. Gut, auf diesen Titel hätten sicher auch noch hundert andere Combos Anspruch gehabt, aber mit seinem dritten Lonplayer zeigt das Quartett, dass man auch im Jahr 2007 trendfreien Alternative Rock spielen kann, der sich ausschließlich über gute Songs definiert, die man sich auch dann noch wird anhören können, wenn die Heulbojen-Kommandos ihre fünfzehn Minuten Ruhm hatten und schon lange wieder in der örtlichen Bank arbeiten.
Anspieltipps: Duality, Carry On, Choice Hops And Bottled Self Esteem, Dear Your Holiness
- Redakteur:
- Oliver Schneider