BEARDFISH - Sleeping In Traffic: Part Two
Mehr über Beardfish
- Genre:
- Progressive Rock
- Label:
- Inside Out / SPV
- Release:
- 16.05.2008
- As The Sun Sets
- Into The Night
- The Hunter
- South Of The Border
- Cashflow
- The Downward Spiral / Chimay
- Sleeping in Traffic
- Sunrise Again
Fast auf den Tag genau ein Jahr nach Teil 1 lassen BEARDFISH "Sleeping In Traffic: Part Two" von der Kette. Die Schweden begleiten auf dieser zweiteiligen Veröffentlichung einen Tag im Leben eines Menschen. "Part 1" hatte den Tag im Visier, "Part 2" nimmt sich die Nacht vor, wobei nicht ganz klar wird, ob reale Erlebnisse bei Nacht oder Traumwelten beobachtet werden.
BEARDFISH sind große Individualisten, deren Klangwelt man so wohl kaum schon mal gehört haben dürfte. Sie spielen ausladenden Progressive Rock, schwelgen gelegentlich in unbekümmerter Hippielaune, zeigen sich dann wieder virtuos und aufeinander eingespielt wie eine erfahrene Liveband und beweisen nebenher noch Sinn für Humor. Zwar schöpfen auch BEARDFISH aus bekannten Vorbildern, aber bei jedem Stück schießen dem geneigten Hörer andere Bandnamen durch den Kopf. An Helden der 1970er wie YES, KING CRIMSON, CAMEL oder GROBSCHNITT mag der Altgediente denken, jüngere Prog-Fans dürften sich hie und da an die FLOWER KINGS oder SPOCK'S BEARD erinnert fühlen. Bei den satten Orgelklängen kommt der Gedanke auf Dave Greenslade (COLOSSEUM, GREENSLADE), auf den auch mal textlich angespielt wird. Genau diese Orgel gibt der Scheibe zusammen mit dem Moog, den Wah-Wah-Gitarren, dem unbeirrten Jammen, das durch eingängige Gesangslinien durchkreuzt wird, einen unverkennbaren Retro-Prog-Eindruck. Durch die ganze Platte hindurch erweist sich die vielseitige Bassgitarre, die röchelt, blubbert oder donnert, als eine zentrale Stütze.
Nach dem Intro 'As The Sun Sets' setzen 'Into The Night' und 'The Hunter' mit der erwähnten Mischung aus ausgetüftelten Arrangements und federleichtem Gesang ein, so dass mir gleich beim ersten Anhören NEKTAR in den Sinn kamen, jenes Kuriosum einer nicht-deutschen Krautrock-Band. 'South Of The Border' und 'Cashflow' rocken etwas heftiger; ihre Hörspielpassagen und die fiependen Keyboards wirken als ironische Brechung, sind für meinen Geschmack dann aber doch etwas arg lustig. Der beinahe instrumentale Doppelschlag 'The Downward Spiral / Chimay' dürfte der Favorit für die Prog-Puristen sein, wäre da nicht ... das über 35minütige Titelstück, ein rockiger, verträumter, abgedrehter Klangkosmos, der mehr Ideen verarbeitet als so manches komplette Album.
- Redakteur:
- Stefan Kayser