BECOMING THE ARCHETYPE - Terminate Damnation
Mehr über Becoming The Archetype
- Genre:
- Metalcore
- Label:
- Abacus / EMI
- Release:
- 02.12.2005
- March Of The Dead
- Into Oblivion
- One Man Parade
- Elegy
- Night's Sorrow
- The Epigone
- Beyond Adaptation
- No Fall Too Far
- Ex Nihilo
- Denouement
- The Trivial Paroxysm
Hattet ihr in letzter Zeit auch ab und zu das Gefühl, dass Metalcore und modernerer Death / Thrash amerikanischer Prägung in einer Sackgasse stecken? Dass einfach zu viel davon sehr eintönig und abwechslungsarm rüberkommt? Nun, mir ging es so, doch diese junge Truppe aus Atlanta / Georgia ist eine der seltenen Ausnahmen, die es mit ihrem Debütalbum geschafft hat, mich ein wenig aus dieser indifferenten Haltung herauszulocken, denn wenn BECOMING THE ARCHETYPE etwas zu bieten hat, dann ist es Abwechslung - und zwar gleich in Hülle und Fülle.
Die Band holzt sich im Gegensatz zu vielen Artgenossen nicht kompromisslos durch zehn dreieinhalb-minütige Abrissbirnen mit durchweg hysterischem Gegeifer und hektischen Riff-und-Break-Orgien. Die Musiker geben sich unheimlich viel Mühe, ihre Stücke variantenreich zu gestalten. So fährt etwa das elfminütige 'Elegy' ein ganzes Arsenal an Stimmungswechseln auf und scheut sich kein bisschen davor, in eine kernige und aggressive, moderne Thrash-Nummer einen sehr ausgedehnten und melancholischen Pianopart von Seth Hecox einzubauen, dem einstweilen ein wunderbar melodisches, fast schon als neoklassisch zu bezeichnendes Gitarrenlead zur Seite tritt (was nun wahrlich nicht alltäglich für diese Art von Musik ist), bevor die Coda in melodisch-thrashige Gefilde zurückkehrt. Dennoch lassen die US-Amerikaner die nötige Durchschlagskraft nicht vermissen. Schon nach dem sehr schönen, von Orgelsynths und einer dominanten Leadmelodie geprägten Intro geht 'Into Oblivion' voll auf die Zwölf. Hier riffen sich die Herren Jon Star und Sean Cunningham mächtig heftig durch die Botanik und der singende Bassist Jason Wisdom brüllt sich nach allen Regeln der Kunst die Lunge aus dem Hals. Doch auch hier ist Platz für ein schönes Break mit sich anschließenden akustischen Gitarren, bevor der Song wieder recht heavy wird und sich von hymnischen Riffs tragen lässt, nur um kurz darauf in CARCASS-artige Gitarrenpassagen zu verfallen.
Die weiteren Stücke paaren mal Thrash mit schwedischem Death Metal - mal der alten, mal der neueren Schule - und halten natürlich auch dabei völlig anders gelagerte Abschnitte bereit, welche B.T.A. deutlich progressiver erscheinen lassen. Dann gibt es auch mal ein rein akustisches, iberisch klingendes Gitarrenintermezzo wie 'Night's Sorrow' (fantastisch!), das sehr schön und ausführlich in das von melodischem Death Metal beeinflusste 'The Epigone' mit tollem Drumming von Brent Duckett überleitet. Andernorts gibt sich die Band Grindcore-lastiger, dann wieder melodischer und ruhiger, nur um uns im nächsten Moment mit infernalischen Blasts zu überziehen, wie es etwa beim starken Rausschmeißer 'The Trivial Paroxysm' der Fall ist.
Folge dieser Vielfalt von Einflüssen, welche die Jungs von BECOMING THE ARCHETYPE nur zu gerne in einen einzigen Song packen, ist natürlich, dass "Terminate Damnation" beim ersten Hören recht schwer verdaulich wirkt und schon seine Zeit braucht, um richtig zu zünden. Dafür ist das Album herrlich unvorhersehbar und bleibt sehr lange spannend. Erstaunlicherweise wirkt es trotz all der verschiedenen Stilelemente wie ein Werk aus einem Guss. Die Band verzettelt sich nicht und nichts bleibt nur Stückwerk. Jeder Song hat Hand und Fuß, und so bleibt mir die Feststellung, dass sich mit BECOMING THE ARCHETYPE der Aufgang eines neuen Sternes am Firmament des zeitgemäßen Metals abzeichnet, der durchaus eure Aufmerksamkeit verdient hat. Völlig egal ob ihr grundsätzlich mehr auf Death, Grind, Metalcore oder auch progressiven Thrash steht. Hier wird für jeden was geboten. Das gesamte Album könnt ihr als Audio-Stream kostenlos auf der E-Card der Band anhören, so dass es keine Ausrede gibt, es nicht wenigstens zu versuchen.
Anspieltipps: Into Oblivion, Elegy, The Epigone, The Trivial Paroxysm
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle