BEHEMOTH - Demigod
Mehr über Behemoth
- Genre:
- Extreme Metal
- Label:
- Regain
- Release:
- 29.10.2004
- Sculpting The Throne Ov Seth
- Demigod
- Conquer All
- The Nephilim Rising
- Towards Babylon
- Before Aeons Came
- Mysterium Coniunctionis (Hermanubis)
- XUL
- Slaves Shall Serve
- The Reign Ov Shemsu-Hor
Revolution!!! Es bricht eine neue Ära an und BEHEMOTH sind ihr Verkünder. Mit "Demigod" schaffen die Polen das Standardwerk für ein neues Genre: Es wird das Album sein, worauf sich alle Vertreter und Fans des sogenannten "Extreme Metal" später einmal berufen werden. Zwar geistert der Begriff als solcher schon eine ganze Weile durch die bunte Metalwelt, auch der Vorgänger "ZOS KIA KULTUS" hätte ihm ohne weiteres zugeordnet werden können, doch beließen es die Kritiker dabei, diesen Vorboten als einen den Black Metal, für den BEHEMOTH einst standen, weiterführenden Death Metal zu klassifizieren. Jetzt werden diese Bezeichnungen aber entgültig über den Haufen geworfen, denn nichts könnte den Charakter des siebenten BEHEMOTH-Albums besser beschreiben als das "Extreme" im Metal: Härte, Geschwindigkeit, Power und Präzision werden mit "Demigod" auf eine neue Spitze getrieben; Eingängigkeit, Atmosphäre und atonale Melodien bringen die ganze Wucht, mit der "Demigod" aus den Boxen bricht, zum Fließen.
Los geht der ganze musikalische Wahnsinn mit dem auf einer spanischen Akustikgitarre gespielten Intro von 'Sculpting The Throne Of Seth', welches gnadenlos von einem mächtigen Einleitungsriff zerdonnert wird. Es folgt Blastdrumming in Reinkultur, in das alsbald Nergals Stimme aus der Hölle einfällt. Immer wieder zermürben absolut unberechenbare Breaks jeden Eindruck von Gängigkeit. Es ist wohl der komplexeste der zehn Songs. Er endet brachial und fährt langsam die Geschwindigkeit herunter, während äußerst straighte Gitarren und ein neidheischendes Solo, von denen es noch zu Dutzenden auf "Demigod" regnet, dem Ganzen die Krone aufsetzen.
Nur kurz ist die Stille nach dem ersten Inferno. Sie wird gebrochen von magisch klar tönenden Jagdhörnern, die auch nach Einbruch der wütenden Gitarren und aufgärenden Kriegstrommeln noch weiter hallen. Es ist der Titelsong 'Demigod', welcher vor Chaosriffs, satten Breaks und mächtigen Rhythmen nur so wimmelt. "Hail Satan!" brüllt es mitten in dem Getose, welches sich anhört wie der Soundtrack zum Aufmarsch höllengeborener Truppen am Tage des jüngsten Gerichtes. Wird der Halbgott dann bestehen können? Der mächtige Kampschrei am Lied-Ende lässt alles darauf hindeuten.
'Conquer All' ist die Single zum Album und kommt im Midtempo daher. Es wird ein Video dazu geben mit Band in Aktion, Nergal auf einem Thron und nackter Frau im Engel-Look - eben allem, was dazugehört. Das Drumming zwingt zum Moshen, die Gitarren nehmen Gefangene, die orientalisch angehauchten Breaks machen den Song nicht zu berechenbar. Besonders gelungen: der weitgefächerte Sound und das Solo am Ende, begleitet von einem Zauberspruch.
'The Nephilim Rising' ist ein klassischer Death-Metal-Reißer im MORBID-ANGEL-Stil. Es wimmelt nur so von Blastattacken und vertrackten Gitarren. Auch fehlt es nicht an der dämonisch-psychedelischen Wirkung, wie es die amerikanischen Halbgötter zum ersten Mal auf "Altars Of Madness" zelebrierten. Dazwischen mengen sich schleppende Grundrhythmen und verzerrte Stimmen aus der Tiefe, welche urplötzlich zu einem vernichtenden "We are chaos!" aufschreien. Mit einem Mal laden recht gängige Riffs zum Mitgehen ein, beginnt das Stück zu grooven, darüber legt sich wieder ein seinesgleichen suchendes Solo und abschließend lässt eine spanische Akustikgitarre das ganze Martyrium ausklingen.
An dieser Stelle empfiehlt sich eine Hörpause, denn der nächste Track ist nur mit frisch getankter Energie und neu aufgebrachter Konzentrationsfähigkeit zu bewältigen. Es besteht akute Hyperventilations- und SHT-Gefahr, sollte man ernsthaft versuchen, hier noch taktfolgsam mitzubangen. Für 'Towards Babylon' gibt es nur eine Beschreibung: schnell, hart und brutal. In einer undurchschaubaren Dichte dröhnen die Gitarren und das Schlagzeug ins Unendliche, bis ein völlig kranker Break und ein verrücktes (im Sinne von asynchron, verzerrt, dystonal usw.) Solo den ganzen Song kippen. Nergals Growling kommt hier besonders stark rüber.
Dagegen ist 'Before Aeons Came' schon fast als langsam einzustufen. Es ist der Song, welcher noch am meisten im Black Metal alter "Pandemonic Incantation"-Tage wurzelt. Er ist wohl auch der dunkelste. Passend dazu hört sich Nergal rau und keifig an. Ein wenig erinnert das Teil mit seiner harten Metallpolierung an neuzeitliche ZYKLON-Taten.
'Mysterium Coniunctionis (Hermanubis)' trägt seinen Namen nicht umsonst, es ist vielleicht das mysteriöseste Stück auf "Demigod". Es geht wiederum sehr schnell und vertrackt voran, wird aber im letzten Drittel völlig unerwartet von wiehernden Gitarren durchgewirbelt, die jeden noch so apathisch Veranlagten aufschrecken. Final ist das Teil nur noch zum Kopfwegbangen gemacht.
Und nun kommt er: 'XUL', wo Karl Sanders von NILE die Solos beisteuerte. Er lässt die Gitarren in diesem kraftvollen Metalsong förmlich weinen. Man merkt, dass hier eine ganz besondere Chemie zwischen den zwei Musikern geherrscht haben muss; das Stück klingt eigenartig positiv und energisch im schaffenden Sinne. Hier werden Träume war. Zudem verfügt es über einen Monsterbreak, als wenn nach Äonen der Dunkelheit plötzlich Licht durch den dunklen Himmel brechen würde.
An den leisen Ausklang von 'Xul' knüpft 'Slaves Shall Serve' mit einem mantrischen Sprachgesang an, in den wiederum sehr dicht gespielte Gitarren und Highspeeddrums hineinstürzen. Mit dem im Prinzip recht gängigen Rhythmus und vereinzelten Midtempoparts ist er neben 'Conquer All' der zweite Hit. Stellenweise erinnert die Gestaltung mit thrashigen Einschlägen an MELECHESH. Mittendrin jaulen die Gitarren in Höhen auf, die man in einer solch tiefgestimmten Atmosphäre wohl noch nicht gehört hat. Das dreimalig gebrüllte "Slaves Shall Serve" zwingt dann entgültig jeden aufbegehrenden Kritiker zu Boden. Knie nieder!
Hat man diese 35-minütige Tortur tatsächlich überlebt, gewährt einem das acht Minuten währende 'The Reign Ov Shemsu-Hor' endlich eine Verschnaufpause. Episch und schwermütig schleppen sich Drumming und Riffs dahin, reitend wie ein geschlagener König in der Wüste. Doch die Ruhe währt nur kurz, der zweite Teil des Stückes rast wieder voran, die Härte von Stimme und Schlagzeug sind wie Schläge mit der Faust in die Magengrube. Dazwischen brechen schräge Solos los, die noch mehr Chaos in dem apokalyptischen Inferno aus Double-Bass-Donnern und schnellem Bass-Spiel verbreiten. Brachial schreitet die Rhythmusgitarre zum letzten Schlag bis sich alle Instrumente in der Verzerrung und letztlich im Nichts verlieren. Surround, surround! Was für ein Weitensound, den BEHEMOTH da im schwedischen Dub Sound Studio fabriziert haben.
Dem ist nichts mehr anzufügen außer dem Zitat von Karl Sanders: "'Demigod' ist eine spektakuläre musikalische Leistung. Es ist wahrer Metal, und es spricht den verborgenen resonanten Akkord an, welcher im Herzen eines jeden Metallers lebt. Wenn ich mir dieses Album anhöre, dann komme ich nicht umhin, mir ganze Horden von Leuten vorzustellen, die an jeder einzelnen Note hängen werden, während sie Tobsuchtsanfälle erleiden - jedes einzelne Riff kennend und liebend. Fucking Blazing!"
Anspieltipps sind eigentlich alle Songs, aber hier die vielleicht am leichtesten zugänglichen: Conquer All, Demigod, Xul, Towards Babylon, Slaves Shall Serve
- Redakteur:
- Wiebke Rost