BELL, ERIC - Exile
Mehr über Bell, Eric
- Genre:
- Blues / Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- On The Edge / Cargo Records
- Release:
- 26.02.2016
- Deep In Your Heart
- Don’t Love Me No More
- Gotta Say Bye Bye
- Vote For Me
- Exile
- Little Boy Running
- Rip It Up
- Concrete Jungle
- Thank God
- Song For Gary
Aufwühlend und berührend.
Als Gründungsmitglied von THIN LIZZY sowie als (Mit-)Komponist einiger der bedeutendsten Werke der irischen Rockmusik-Geschichte ist ERIC BELL längst zu einer Legende geworden. Heutzutage darf er unter anderem darauf stolz sein, dass selbst der englische Premierminister sein Oeuvre zu schätzen weiß und immer wieder gerne auf seine Songs zur Erholung und Stärkung zurückgreift.
Kann gut sein, dass der gute Mann momentan verdammt viel von ERIC BELL konsumieren muss, um tagtäglich auf Vordermann zu kommen. So gesehen kommt das brandneue Studio-Album des 1973 bei LIZZY ausgestiegenen Gitarristen wohl zum optimalen Zeitpunkt. Da in den letzten Jahren relativ wenig von Mr. BELL zu vernehmen war, dürfte es aber nicht nur besagtem Politiker große Freude bereiten endlich wieder – genauer gesagt zum ersten Mal seit 2009, als "Lonely Nights In London" aufgelegt wurde - frisches Material von diesem Künstler vernehmen zu dürfen.
"Frisch" scheint in der Tat der treffende Begriff, denn "Exile" erweist sich keineswegs als Werk eines nur noch relativ wenig motiviert aufgeigenden, alternden Musikers. Keineswegs, noch nicht einmal Altersmilde kann man vernehmen, denn der Gitarrist versteht seine tief im traditionellen Blues-Rock verwurzelten Kompositionen mit jugendlich-euphorischer Hingabe, zugleich aber mit einem Tiefgang zu servieren wie das aktuell nur routinierte Alleskönner wie JOE BONAMASSA oder WALTER TROUT schaffen.
Seine Verbundenheit zur traditionellen Gangart äußert sich aber auch in der Herangehensweise der Aufnahmen. So schwört Eric immer noch auf Vorproduktionen am heimischen 4-Track-Recorder. Diese wiederum lässt er solange es eben nötig ist, reifen und erst dann darf die Chose von einem Sound- Engineer weiter bearbeitet werden. Ein gewisses Maß an Spontanität bleibt dadurch ebenso erhalten, wie eine Punktlandung der Nummer in Herz und Seele des Zuhörers.
Wie es sich für ein solches Album geradezu geziemt, sind auch die lyrischen Themen entsprechend tiefgründig und sehr persönlich gehalten. Geprägt von Selbstreflexion sowie dem Aufarbeiten persönlicher Geschehnisse wie dem Vaterwerden, lässt uns Eric jede Menge Autobiographisches vernehmen. Zum Schluss lässt er uns an seinen Gedanken zu seinem schmerzlich vermissten Kollegen Gary Moore teilnehmen und bewirkt wohl nicht nur bei mir auf Anhieb den Wunsch, sich endlich mal wieder dessen essentiellste Werke zu Gemüte zu führen.
Mit dieser wahrlich aufwühlenden und berührenden Geschichte beendet ERIC BELL ein Album, das zwar sehr wohl von melancholischen Momenten und Nachdenklichkeit geprägt ist, auf der anderen Seite aber immer wieder seine pure Lebensfreude und die Hingabe des Musikers zu erkennen gibt. Respekt!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Walter Scheurer