BENEGAS, ADRIAN - Arcanum
Mehr über Benegas, Adrian
- Genre:
- Theatrical Power Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Reaper Entertainment
- Release:
- 05.05.2023
- I Am The Revenant (Prologue)
- Sanctum
- The Secret Within
- Pain Is The Key
- Alchemy Of Spirits
- Caravan Of Doomed Souls
- At The Mount Of Solitude
- El milagro de saber esperar
- The Spirit Of Visions
- Lux Aeternam
- El mantra secreto de los Espíritus (Epilogue)
Wenn Talent, viel Herzblut und tolle Melodien auf hochkarätige Musiker trifft...
Mit "Arcanum" veröffentlicht Adrian Benegas sein zweites Studioalbum, das grundsätzlich als Fortsetzung der Geschichte des Revenants gedacht ist. Wie schon bei "The Revenant" (2019) hat er auch diesmal wieder auf hochkarätige Mitmusiker gesetzt und so ist als Sänger Ronnie Romero dabei, der unter anderem Leadsänger von Ritchie Blackmore's RAINBOW ist, aber auch bei verschiedenen anderen Projekten mitwirkt, beispielsweise bei MICHAEL SCHENKER GROUP oder ELEGANT WEAPONS – um nur zwei zu nennen. Das Schlagzeug bedient Michael Ehré, der auch bei PRIMAL FEAR trommelt, Bassmann Anis Jouini kommt von MYRATH und an der Gitarre können wir den niederländischen Gitarristen Timo Somers bewundern, der jahrelang bei DELAIN gespielt hat und kürzlich mit deren Ex-Frontfrau Charlotte Wessels auf Tour war. Auch die wunderbare Sängerin Zuberoa Aznárez (TRAGUL, DIABULUS IN MUSICA) ist auf einigen Stücken wieder vertreten. Für die orchestralen Arrangements und einige Growls zeichnet Gorka Elso (DIABULUS IN MUSICA) verantwortlich und Sascha Paeth (AVANTASIA) hat alles wieder gemixt und gemastert. Natürlich ist Komponist Adrian Benegas auch selbst am Keyboard zu hören.
Nun bedeutet eine hochkarätige Besetzung ja nicht unbedingt, dass es ein hochkarätiges Album geworden ist, in diesem Fall sind allerdings die Namen Programm – zusammen mit den beeindruckenden Kompositionen. Wenn ich schon von "The Revenant" begeistert war, so beeindruckt mich "Arcanum" noch mehr, Adrian Benegas hat es geschafft, noch eine Schippe draufzupacken. Er bezeichnet seine Musik selbst als "Theatrical Power Metal" und das kann ich so nur unterschreiben. Ich stelle mir beim Anhören jedesmal vor, dass ich in einem dieser wunderschönen alten Theater sitze und die Musik auf mich wirken lasse. Ihr wisst schon, so mit gepolsterten Sitzen, Balkonen und Logen. Das wäre für mich so der stimmungsvolle Rahmen und zum Schluss - verdiente - Standing Ovations.
Man hört die ganze Mühe, Arbeit und das Herzblut, die in dieser Platte stecken, jedes Detail ist durchdacht, alle Mitwirkenden haben sich so eingebracht, dass eine wunderbare homogene Struktur entstanden ist.
"Arcanum" besteht aus elf Tracks und startet mit einem kurzen Prolog und einem gesprochenen Intro (Erzähler ist Manuel Villar Lifac): 'I am the Revenant (Prologue)' ist untermalt von düsteren orchestralen Klängen. Die Platte endet mit 'El mantra secreto de los Espíritus (Epilogue)', einem ebenfalls nur orchestralen Epilog, diesmal aber nicht düster, sondern von einer gewissen, hoffnungsfrohen Leichtigkeit geprägt.
Widmen wir uns nun dem "inneren Zirkel". Auf dem rasanten 'Sanctum' hören wir zum ersten Mal die unverwechselbare Stimme von Ronnie Romero, eingebettet unter anderem in ein Drumming, das mein freakiges Drummingherz aber mal so richtig erfreut! Kleine Anmerkung: nicht nur bei diesem Track! Herr Ehré "doublebassed" so richtig aus den Vollen, dazu rifft der unglaubliche Timo Somers an der Gitarre und Adrian Benegas lässt seine Finger übers Keyboard fliegen. Mit leichten, melodiösen, fast klassichen Klängen endet dieser erste Track. 'The Secret Within' - übrigens die erste Auskopplung aus dem Album – schlägt in dieselbe Kerbe, was Rasanz angeht. Hier ist auch die wunderbare Zuberoa Aznárez zu hören, es gibt einen ins Ohr gehenden Refrain, Chorgesang und wieder tolle Keyboard-/Klaviermelodien. 'Pain Is The Key' beginnt und endet mit schwindelerregenden Keyboardklängen, dazwischen erwartet uns knallhartes Drumming, hymnischer Chorgesang, frickelige Gitarrenarbeit und ein eindringlicher Refrain – alles natürlich untermalt von Ronnies unverwechselbarer Stimme. Für Gänsehautmomente sorgt das außergewöhnliche 'Alchemy Of Spirits', das teilweise auf Spanisch erklingt und für das die rauhe Stimme von Herrn Romero wie geschaffen ist, dazu noch Zuberoa im Chorgesang. Drei Spanisch-Muttersprachler - Komponist, Sängerin und Sänger – da passt einfach alles zusammen. Bei 'Caravan Of Doomed Souls' bekommen wir das zu hören, was schon im Titel steckt: Dark-Doom-Metal-Vibes, dazu konzertanten Chorgesang, der tief bewegt und mich an 'Carmina Burana' erinnert, Growls, die einen Schauer über den Rücken treiben, ebenso wie Ronnies aussdrucksstarke Gesangslinien und die komplette Instrumentalfraktion, die dieses Stück auf geniale Art und Weise untermalt. Im krassen Gegensatz dazu steht die wunderschöne, unter die Haut gehende Ballade 'At The Mount Of Solitude', bei der das Klavier dominiert und die von Ronnie Romero auf unnachahmliche Weise, ganz ohne Kitsch- oder Bombastattitüde, dargeboten wird. Ein Stück mit Gänsehautfaktor, besonders, wenn man auf den Text achtet. Bevor eventuell zu große Melancholie aufkommt, geht es mit dem flotten 'El milagro de saber esperar' weiter, bei dem sich Ronnie gesangstechnisch wieder auf Spanisch ausleben kann. Hier tritt sogar der Bass mal etwas in den Vordergrund, das Drumming ist auch wieder sehr rasant und es gibt ein wunderschönes akustischen Gitarrenzwischenspiel. Sehr schön auch wieder Zuberoas Gesang. Das nachfolgende 'The Spirit Of Visions' ist in allen Bereichen sozusagen der "Wegföhner" des Albums, alleine das Drumming ist der Oberhammer, Gitarrenriffing, das Keyboardspiel, Gesang - auch Zuberoa ist wieder dabei - und Chorgesang tun ein Übriges dazu. So richtig Gas in allen musikalischen Bereichen gibt auch noch einmal 'Lux Aeternam', das sogar in meinen Ohren mit ein paar fernöstlichen Vibes aufwartet, die mich ganz entfernt an 'Big In Japan' erinnern, bevor mit dem Epilog 'El mantra secreto de los Espíritus' die Reise durch "Arcanum" endet und mich atemlos zurücklässt.
Auch dieses zweite Album ist wieder ein ganz besonderes und außergewöhnliches, musikalisches Projekt von Adrian Benegas. Nicht nur, weil er wieder mit tollen Musikern zusammengearbeitet hat, sondern auch, weil er das, was ihn bewegt, auf brillante, ausdrucksstarke Weise umsetzt. Alle Beteiligten greifen seine Intention auf und machen in genialer Art und Weise das daraus, was in seiner Vorstellung vorhanden ist. Die lange und intensive Arbeit hat sich definitiv gelohnt, denn es ist ein Stück episch-progressiver Power Metal entstanden, dem man sich nicht entziehen kann. Auch wenn man das Vorgängeralbum "The Revenant" nicht kennt, kann man sich in die Thematik von "Arcanum" hineinversetzen, im Booklet gibt es zu jedem Song einen entsprechenden Text mit einer Erklärung. Aber auch wenn man einzig die Musik auf sich wirken lässt, merkt man schon, mit welchem Herzblut Adrian an diesem Album gearbeitet hat. Von Sascha Paeth gemixt und gemastert lässt der Sound ebenfalls keine Wünsche offen. Mit "Arcanum" hat sich Adrian Benegas noch einmal selbst übertroffen und sich selbst die Messlatte für künftige Werke sehr, sehr hoch gelegt.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Hannelore Hämmer