BETWEEN THE BURIED AND ME - Automata I
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2018
Mehr über Between The Buried And Me
- Genre:
- Extreme Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Sumerian Records
- Release:
- 09.03.2018
- Condemned To The Gallows
- House Organ
- Yellow Eyes
- Millions
- Gold Distance
- Blot
Bleibt alles anders.
Mit dem Blick auf die Diskographie von BETWEEN THE BURIED AND ME (BTBAM) bleibt dem geneigtem Extreme Progger die Spucke weg und nix anderes übrig, als den (imaginären) Hut zu ziehen. Mit dem letzten Album "Coma Ecliptic" (2015) setzten Tommy Rogers und Co noch einen drauf und zeigten sich von ihrer bisher melodischsten Seite und ließen Shouts und Blast Beats weitestgehend im Koffer - es wurde das bisher kommerziell erfolgreichste Album der Band. Wie schon mit "Parallax 1&2" (2011 und 2012), hat sich BTBAM nun entschlossen, erneut einen Zweiteiler zu veröffentlichen: "Automata I" und im Sommer folgt "Automata II", allerdings mit dem Unterschied zu "Parallax", dass "Automata" erst im Nachhinein getrennt wurde. Hat das eine Auswirkung auf den Hörprozess? Das werde ich versuchen zu eruieren.
Den Anfang des Mini-Albums mit ungefähr 35 Minuten Laufzeit und übrigens Debüt bei Sumerian Records (man trennte sich freundschaftlich von Metal Blade) macht die bereits bekannte Auskopplung 'Condemned To The Gallows': Ein durch und durch typischer BTBAM-Brocken. Die Band entfacht ein gewaltiges Feuerwerk, wie es keine Zweite kann. Auffällig ist der hohe Adrenalinlevel, der hier bereits vorgegeben wird, jedoch nicht richtungsweisend für "Automata I" ist. Denn schon mit 'House Organ' werfen die Jungs ihr Chamäleon-Outfit über und zeigen sich von ihrer experimentierfreudigen Seite, die für BTBAM-Kenner nicht überraschend sein sollte. Doch wenn man das Soloprojekt des Sängers THOMAS GILES kennt, sind die Parallelen nicht von der Hand zu weisen - und siehe da! Meine Recherchen haben ergeben, dass Rogers tatsächlich einige Parts von "Automata" für sein neues Soloalbum gedacht hatte. Dennoch - und das sei an dieser Stelle schon mal vorab klargestellt - wird nach einem Durchlauf der wieder erhöhte Einsatz von Tommys charakteristischen Shouts deutlich, allerdings ohne das gefundene Gespür für Eingängigkeit aufzugeben. Herrlich!
Und jetzt bitte anschnallen, denn in den nun folgenden neun Minuten von 'Yellow Eyes' ziehen die Amis aus North Carolina sämtliche Register und tun das, was sie am besten tun können: Überirdische genialen, wie verrückten Progressive Metal, der trotz all seiner extremen Facetten total schlüssig ist. Und hier geht die Idee eines zweiteiligen Albums total auf, denn BTBAMs Musik kann so herausfordernd sein, dass die Details verloren gehen und nun hat man endlich Zeit, sich ausführlich mit den Arrangements auseinandersetzen. Definitiv ein Pro für das Konzept! Apropos Konzept: BTBAM geht nicht ohne einen Plot, der diesmal beide (Mini-)Alben umspannt. Ganz kurz gesagt geht es um die Träume eines Protagonisten, der sie nicht mehr von der Realität unterscheiden kann und auf der Suche nach Zugehörigkeit ist.
'Billions' geht in die gleiche experimentelle Richtung wie 'House Organ' und könnte sogar als - für BTBAM-Verhältnisse - eingängig beschrieben werden, so klang die Band noch nie zuvor! 'Gold Distance' ist wohl ein Überbleibsel des kompletten Albums, denn die atmosphärische Zwischensequenz hätte dort wahrscheinlich mehr Sinn ergeben. In diesem Format könnte ich darauf verzichten. Die abschließede Nummer 'Blot' bietet dann in seinen über Zehn Minuten wieder absoluten BTBAM-Wahnsinn und gehört sicherlich zu den besten Longtracks, die die Band bisher komponiert hat und lässt sich nicht in Worte fassen. Wegen seines epischen Ausmaßes hat 'Blot' durchaus das Zeug dazu einen runden Abschluss von Teil 1 abzugeben.
Was mich wieder zur Ausgangsfrage führt: Ja, ich finde, dass der Dramatik von "Automata I" anzuhören ist, dass hier ursprünglich ein größerer Spannungsbogen angedacht war. Daher könnte man die These vertreten, dass man einfache warten sollte, bis im Sommer Teil 2 veröffentlicht wird. Da Teil 1 aber so viel Spaß macht, ist die These eigentlich nicht umsetz-, geschweige denn zumutbar.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Jakob Ehmke