BETWEEN THE BURIED AND ME - Coma Ecliptic
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2015
Mehr über Between The Buried And Me
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Metal Blade (Sony)
- Release:
- 10.07.2015
- Node
- The Coma Machine
- Dim Ignition
- Famine Wolf
- King Redeem - Queen Serene
- Turn On The Darkness
- The Ectopic Stroll
- Rapid Calm
- Memory Palace
- Option Oblivion
- Life In Velvet
Welcome to our journey!
BETWEEN THE BURIED AND ME. Eine Band, die dich aus der Komfortzone holt, musikalische Korsetts sprengt, die an anderen Prog-Bands auf der Überholspur vorbeizieht und ihnen die lange Nase zeigt. Jedes Album ist ein weiterer Höhepunkt ihres Schaffens, mit "Colors" (2007) haben sich die Amis ihr eigenes, unsterbliches Meisterwerk geschafft. Die Entwicklung BETWEEN THE BURIED AND MEs geht spätestens seit "Alaska" (2005) stetig voran, weg vom Math-/Metalcore und wird immer mehr mit traditionellen Prog-Elementen unterfüttert, stets mit aberwitzigen und intelligent eingewebten Ausflügen in sämtliche Genres - alles, was Spaß macht, darf sein und dass, ohne Patchwork zu werden! Das letzte Album "The Parallax II: Future Sequence" (2012) offenbart die perfekte Symbiose aus modernen und traditionellen Tönen, kombiniert, mit einer schier unglaublichen Kreativität. Anno 2015 hat man sich vorgenommen eine progressive Rock-Opera aufzunehmen und allem wieder einem Konzept zu unterlegen. Wahnsinn? BETWEEN THE BURIED AND ME!
Die passenden Worte für "Coma Ecliptic" zu finden, fällt mir entsprechend ziemlich schwer. BETWEEN THE BURIED AND ME war schon immer eine Band, die sich selbst herausgefordert hat. Devise: Niemals nie sagen. Eine Rock-Opera ist es nicht im Sinne von überladenen, symphonischen Arrangements geworden und wenn, ist es eine Metal-Opera, klar. Es ist allerdings immer wieder musical-artig aufgezogen und die Meister der Konzepte haben wie erwähnt sich und uns auch dieses Mal eine feine Story kreiert: Der Protagonist liegt im Koma und erfährt mit jedem Song einen andere Episode seines Daseins, in dem er auf der Suche nach dem perfekten Leben ist. Als er es meint, es gefunden zu haben, erwacht er, doch erfährt, dass er #####, bis er letztlich ##### (das soll an dieser Stelle nicht gespoilert werden). Die Frage bleibt offen: Liegen wir vielleicht in einem Koma, angeschlossen an Maschinen und wissen es nicht? Ein netter Hirnfick.
Musikalisch ist auch alles etwas anders als zuvor. Wem BETWEEN THE BURIED AND ME bisher einfach zu viel waren, der wird mit "Coma Ecliptic" wahrscheinlich glücklich werden. Und alle, die die Band für ihre Unberechenbarkeit und musikalischen Eskapaden schätzen, ebenso. Aber kompakter und konzentrierter als zuletzt gehört. Am auffälligsten und wahrscheinlich am streitbarsten für viele Fans ist wohl der dominante Klargesangs-Einsatz von Tommy Rogers. Seine Shouts sind zwar immer noch ein Bestandteil, doch die Gesangsarten haben ihre Rollen getauscht. Wenn man sich aber die Entwicklung der letzten Alben und Rogers Solo-Projekt THOMAS GILES anhört, dürft es jedoch kaum überraschen. Ich begrüße die Entwicklung, doch muss ich auch konstatieren, dass der Gesang an manchen Stellen gerne präsenter, durchsetzungsfähiger hätte sein können. Es scheint manchmal, das Rogers seine Gesangsstimme noch entdeckt, was total nachvollziehbar wäre. Vor allem die humorvollen Einsätze etwa in 'The Ectopic Stroll' stehen ihm meines Erachtens besonders gut (etwa vergleichsweise mit 'Bloom' vom letzten Album).
Trotz einer im Vergleich leichteren Verdaulichkeit, ist Album Nummer sieben alles andere als easy listening. Es braucht ein paar Umdrehungen, bis man Musik, Text und deren Verschmelzungen, mit- und untereinander, versteht. Der wohl "typischste" BETWEEN THE BURIED AND ME-Song des Albums ist der Zehnminüter 'Memory Palace', die Nummer hätte auch auf "Colors" oder "The Great Misdirect" (2009) gepasst. Ein ganz exzellenter Wurf ist 'Famine Wolf'. Ein konfuses Solo-Lick eröffnet diesen chaotischen und doch sehr strukturierten Song - ein Kunststück, das ich selten so gut wie von BETWEEN THE BURIED AND ME umgesetzt gehört habe. Der Song mausert sich zum absoluten Headbanger und führt über einen vom Bass dominierten Mittelpart in ein Jazz-Solo mit gespenstischem Feeling - und explodiert in einem fantastischen Solo, dass zwar nicht ganz an den Klassiker 'Selkies: The Endless Obsession' rankommt, aber bei allen Gitarristen für feuchte Finger sorgen dürfte.
Die elf Songs sind alle absolut spannend und lassen einen auch dem dröflzigstem Durchlauf noch weitere (Konzept-)Details entdecken. Hört euch nur mal 'Turn On The Darkness' an: Andere Bands würden aus dem Stoff ganze Alben schreiben. Aus dem Song stammt auch die Zeile "Welcome to our journey, please walk with me, I'll put your mind at ease..." - wer wagt, der gewinnt!
Ich liebe Alben, die sich entwickeln und die den Hörer durch dynamische Höhen und Tiefen führt. Genau dies ist BETWEEN THE BURIED AND ME mit "The Coma Ecliptic" auf großartige Art und Weise gelungen. Falls ich tatsächlich im Koma liege, hat es einen verdammt guten Soundtrack!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke