BEYOND THE BLACK - Songs Of Love And Death
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2015
Mehr über Beyond The Black
- Genre:
- Symphonic Melodic Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Airforce 1 Records (Universal)
- Release:
- 13.02.2015
- In The Shadows
- Songs Of Love And Death
- Unbroken
- When Angels Fall
- Pearl In A World Of Dirt
- Hallelujah
- Running To The Edge
- Numb
- Drowning In Darkness
- Afraid Of The Dark
- Fall Into The Flames
- Love Me Forever
Von deutschen Finnen und der Frage, ob Mainstream-Musik ehrlich sein kann.
Das kommt mir ja alles ziemlich finnisch vor hier bei BEYOND THE BLACK. Und ich meine hier nicht Negativ-Klischees wie endlos dunkle Wintertage, Eiseskälte und erhöhte Selbstmordrate, sondern eher einen sehr positiven Aspekt finnischer Musikkunst. Denn die Finnen haben eine ganze Reihe toller Symphonic-Metal-Bands, an die ich mich beim Hören von "Songs Of Love And Death" erinnert fühle. Klar ist hier NIGHTWISH zu nennen, auf die es die eine oder andere Anspielung gibt, doch auch AMBERIAN DAWN zählt bei mir - trotz des letzten schwachen Albums - zu den besonders wertvollen Vertretern der Zunft.
Doch nun erstmal zu BEYOND THE BLACK. Diese junge Band aus Schleswig-Holstein hat nämlich bislang eine besonders glückliche Erfolgsgeschichte vorzuweisen. Sie wurde quasi direkt von den Oberen des Wacken-Open-Airs entdeckt, die diese Band gerne auf ihrem Festival sehen wollten und dies entsprechend gepusht haben. Wie jeder weiß, wird das Wacken von Dagobert Ducks Verwandten regiert, die nur daran denken, im Geldspeicher zu schwimmen, und Dollarzeichen statt Pupillen in ihren Augen haben. Solche Menschen können im Übrigen Musik gar nicht mehr wirklich mögen, sagt man. Und in BEYOND THE BLACK, gesegnet mit einer sehr hübschen neunzehnjährigen Sängerin und einer Fähigkeit, eingängige und jederzeit mitsingfähige Songs zu schreiben, sieht die Musikmafia nun einfach nur die Chance, Millionen von Scheiben verkaufen.
Ich wünschte es wäre so. Wenn ich BEYOND THE BLACK höre, werden nämlich warme Erinnerungen an eine andere finnische Band wach, die bis ans Ende der Tage einen Stammplatz in meinem CD-Schacht haben wird. Wer erinnert sich noch an LAB mit der kleinen sexy Blondine mit großer Stimme und den weißen Engelsflügeln, die mit dem Support von Ville Valo HIMself und Sony Music Mitte der 2000er auch auf dem Sprung standen? Eines von vielen Beispielen von Bands, die trotz (oder eher wegen?) Major-Support sang-, klang- und kommentarlos untergegangen sind und von denen man jetzt nur noch mit Wehmut die letzten verbleibenden YouTube-Videos ansieht. Balsam gegen solche Melancholie ist ein Stück wie 'Running To The Edge', das mit dem selben unbeschwerten Pop-Appeal daher kommt und ähnlich mitreissend rockt wie die Finnen damals.
Auch der Opener 'In The Shadows' klebt im Ohr und führt zur Abnutzung der schwarzen Farbe auf der Repeat-Taste. Nur live kann das noch zu toppen sein und vielleicht sollte ich ja doch mal nach Wacken fahren und mein sauer verdientes Geld in diese so verachtenswerte Kommerz-Maschine pumpen. Zumindest leiste ich einen Beitrag, dass BEYOND THE BLACK nicht den schlimmsten Bandtod stirbt, den man sich vorstellen kann, siehe LAB.
Kommerz hin, Mainstream her, Musik ist Geschmacksache und ich verstehe jeden, der sagt, Songs wie 'When Angels Fall' oder 'Pearl In A World Of Dirt' seien zu klebrig, zu kitschig und zu einfach zu dick aufgetragen. Ja, man kann auch an den Lyrics arbeiten und man kann das eine oder andere Arrangement durchaus etwas weniger offensichtlich aufziehen. Die Band ist ganz jung, sicher auch etwas überrascht durch den unverhofften Erfolg, vielleicht sogar ein wenig unter Druck. Aber wenn die Band nicht in der Schnelllebigkeit des musikindustriellen Haifisch-Beckens verheizt wird, wird sie Zeit haben, ihre eigenen Nuancen noch mehr herauszuarbeiten. Denn auch wenn ich in unseren Redaktion relativ allein dastehe, höre ich hier ein Riesentalent. Alle sind studierte Musiker, die wissen, was sie tun (man höre nur mal die ausgefeilten Gitarrensoli an!) und denen mit Sascha Paeth (RHAPSODY, AVANTASIA) produktionstechnisch die besten Hände für diese Art von Musik spendiert wurde. Sicher ist dies auch ein Grund, weshalb ich BEYOND THE BLACK schon jetzt sehr sehr gerne mag. "Songs Of Love And Death" ist de facto in schwerster Dauerrotation, weil JEDER Song eine kleine Besonderheit verbirgt, wenn man richtig zuhört. Weiter so BEYOND THE BLACK!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Thomas Becker