BLACK COAST - Ill Minds Vol. 1
Mehr über Black Coast
- Genre:
- Hardcore / Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Primordial Records
- Release:
- 09.11.2018
- Ill Minds
- S.L.Y.
- Break The Routine
- Crooked
- Mark Of The Bastard
- Lash Back
Hardcore kennt keine Grenzen!
So langsam versöhnt mich dieses Kalenderjahr mit dem lange Zeit so staubtrockenen, abwechslungsarmen und müde gewordenen Betonkriegergenre wieder: Der crustig angehauchte, moderne Hardcore Punk von THE NIKA RIOTS, das mächtige, todernste metallische Geballer aus dem Hause BAILER, im weiteren Kreise das tiefschwarze "Slaves And Snakes" von NUISIBLE oder jüngst die extreme Hardcore/Death-Metal-Mixtur von FORCEFED HORSEHEAD – endlich wieder Abwechslung, endlich wieder rohe Energie, endlich neue Ideen! Und in dieses mittlerweile sehr weit gefasste Heer an innovativen Straßenkämpfern reiht sich auch BLACK COAST von den britischen Inseln ein: "Ill Minds Vol. 1" ist der erste Teil eines Doppel-EP-Paketes und liefert eindeutig mehr als nur eine erste schmackhafte Kostprobe vom Können der Engländer ab.
Klar ist man sich in Sachen Wut und roher, ungezügelter Energie weitestgehend mit den Landsleuten von BAILER und FALL CITY FALL einig, der Grundansatz fällt aber schwedisch-crustiger aus, und die Gitarrenarbeit ließe beinahe eine Einordnung in die häufig verpönte Melodic-Hardcore-Schublade zu. All das ist aber unterm Strich gar nicht so wichtig, denn was in erster Linie hervorsticht, ist die Fähigkeit der fünf Briten, hocheffizientes und abwechslungsreiches Material zu liefern, das rohe Hardcore-Punk-Energie atmet, mit gelegentlichen, aber nie abgedroschenen eingängigen Elementen arbeitet und der Langeweile des angestaubten Genres endgültig den Garaus macht. Einerseits fehlt mir zwar die eine oder andere absolute Abschussnummer, das mangelnde Hit-Element ließe sich andererseits aber sicherlich auch als Zeichen für die anspruchsvolle Vorgehensweise von BLACK COAST anführen.
Das titelgebende 'Ill Minds' startet den moshbaren Reigen mit einem ungeduldig knurrenden Gitarrenriff, das sich nach kurzer Zeit in einem festlichen, modernen Hardcore-Gemetzel entlädt. Sänger Charlie beißt mit seinen punktgenau gesetzten Schreien ohnehin alles weg, und der halbmelodische Refrain macht einen Schuh draus, plattgenudelte Singalongs geschickt vermeidend. Es setzt effiziente Breaks, headbangtaugliche Vollbremsungen, verzichtet wird auf permanente Wiederholungen oder Standard-Hardcore-Strukturen. Die Single 'S.L.Y.' fällt deutlich grooviger aus als der Opener und dürfte live einen absoluten Mosh-Garanten abliefern, behält die anspruchsvolle Gangart aber bei: Neben gelegentlichen Melodieeinwürfen sägen die Stahlsaiter auch immer wieder genüsslich dissonant durch die Manege. Und da auch die nötige Grundaggression im weiteren Verlauf zu 100% beibehalten wird, geht "Ill Minds Vol. 1" als klarer Beweis für die Möglichkeit durch, auch dieses einst so eng gefasstes Genre weiterzuentwickeln. Mit 'Lash Back' steht am Ende der Scheibe außerdem ein beinharter Smasher, der eine angemessene Brücke zum angekündigten zweiten Teil bauen dürfte.
Unwiderstehlich-aggressive Dynamik, abwechslungsreiches Songwriting sowie die stimmige Mischung aus gelegentlichen melodischen Auflockerungen und häufigen Brachialattacken – mir fehlen nur zwei, drei noch stärker hervorstechende Nummern, dann würde BLACK COAST mit "Ill Minds Vol. 1" im Handumdrehen die Speerspitze der jüngsten Hardcore/Metal-Bewegung stellen. Allen Freunden von corigen Klängen - gleich welcher Natur - sei dieser knackige Sechs-Tracker aber auch so ans Herz gelegt.
Anspieltipps: Ill Minds, S.L.Y., Mark Of The Bastard
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause