BLACK OAK ARKANSAS - The Wild Bunch
Mehr über Black Oak Arkansas
- Genre:
- Hardrock
- Label:
- Music Avenue / Soul Food
- Release:
- 21.03.2005
- Forgive And Forget
- Post Toastee
- Dark Purple Blues
- Shake The Devil
- Jim Dandy To The Rescue
- Truth Be Known
- Mutants Of The Monster
- This Is Our Time
- Hot Rod
- No Time
- Happy Hooker
- Top Heavy Dallas
- Hot 'n' Nasty
- The Wild Bunch
- Talk To The Hand
Nun haben BLACK OAK ARKANSAS ihr 1999 erstmals in den Staaten erschienenes Album "The Wild Bunch" also auch in Europa auf den Markt geworfen. Auf die Fahnen geschrieben haben sie sich deftigen Southern Rock, der genau so klingt, wie der Name es vermuten lässt: Alt, rauchig, und süffig wie ein gut gelagerter Whiskey.
Obwohl die Band vornehmlich mit Namen wie LYNYRD SKYNYRD und MOLLY HATCHET in Verbindung gebracht wird, erinnern Songs wie 'Dark Purple Blues' aber auch schon mal an ZZ TOP, die ja ebenfalls in diesen Jahren ihre Karriere starteten. Letztlich ruhen die Songs auf "The Wild Bunch" jedoch alle im unverkennbaren BOA-Sound der nach ihres Sängers Heimatort benannten Band.
Jim Dandys knorrige, knödelnde Stimme ist sicherlich Geschmackssache, passt aber ausgezeichnet zu BLACK OAK ARKANSAS' bluesgetränktem, hartem Southern Rock; und das bedeutet: Aufgemotzter Rock 'n' Roll, schmatzender Boogie, whiskey flavor & blues feeling, heiße E-Gitarren-Solos und satt dröhnende Bässe.
Die Band veröffentlichte bereits 1971 ihr erstes (selbstbetiteltes) Album; KISS und BAD COMPANY spielten einst als ihre Vorbands auf; getourt haben sie in Folge schon mit einer langen Liste von allerlei illustren Größen aus Rock, Southern Rock, Hard Rock und Funk.
Rhythmusgitarrist Rickie Reynolds und Bassist Pat Daugherty spielten bereits in der Stammbesetzung mit James "Jim Dandy" Mangrum auf. Ursprünglich nannte die von Rickie und Jim gegründete Crew sich jedoch KNOWBODY ELSE und suchte ihre Instrumente durch einem Einbruch in der örtlichen Schule zu finanzieren. Gerade noch mal mit einem blauen Auge davongekommen, versuchten die Jungs daraufhin in New Orleans und in Kalifornien ihr Glück, wo sie dann auch ihr erstes Album einspielten und sich nach ausbleibendem Erfolg in BLACK OAK ARKANSAS umtauften. Es folgte ein Deal mit Atlantic Records. BLACK OAK ARKANSAS machten sich zunächst mit exaltierten Liveshows vor Ort einen Namen, fortan wurde der Süden der Vereinigten Staaten ausgiebig und auch in sonst eher selten bespielten venues betourt. Das Album "Raunch And Rock - Live" etablierte die Band 1972 auch kommerziell.
Der Legende zufolge war es ELVIS 'The King' PRESLEY höchstpersönlich, welcher per Telefon den Anstoß zur Cover-Version von 'Jim Dandy To The Rescue' gab, einem R&B-Song von LaVerne Baker, welchen BOA mit der Hilfe von Background-Sängerin Ruby Starr einspielten und auf ihrem 1973er Album "High On The Hog" veröffentlichten, was sowohl Single als auch Album in die amerikanischen Billboard Charts trieb.
Ihre größten Erfolge erlebten BOA in der ersten Hälfte der siebziger Jahre. 1974 zog es die bodenständige Band zurück nach Black Oak, Arkansas, wo man einige kommunale und soziale Projekte unterstützte und die Mitglieder mit ihren Familien eine Farmkommune gründeten.
Mitstreiter in der langjährigen Band-Karriere waren unter anderem Drummer Tommy Aldridge (PAT TRAVERS BAND, OZZY OSBOURNE, WHITESNAKE, TED NUGENT, THIN LIZZY, YNGWIE MALMSTEEN etc.), Andy Tanas (KROKUS) an den Drums, sowie Hal McCormack (SURVIVOR) an der Gitarre.
Das "Wild Bunch"-Setup (2005) besteht neben den original members Jim 'Dandy' Mangrum Rickie (vox), Rickie Lee Reynolds (gt, keys, bk vox) und Pat Daugherty (b, bk vox) noch aus Rocky Athas (ld gt, bk vox) und Johnnie Bolin (dr, perc).
Stevie Ray Vaughans alter Kumpel Rocky Athas war Co-Writer für Glenn Hughes (DEEP PURPLE), arbeitete als Sessionmusiker, und inspirierte mit seinem Gitarrenspiel bereits Größen wie THIN LIZZY und Bryan May (QUEEN).
Johnnie Bolin ist der Bruder von Jazz-Rock-Fusion-Legende Tommy Bolin, dessen Songs 'Post Toastee' und 'Shake The Devil' BLACK OAK ARKANSAS hier auf ihre eigene Weise interpretieren.
Das Album enthält zehn zuvor unveröffentlichte Songs sowie fünf neu eingespielte Klassiker der Band, einige Reviews im Netz führen die Scheibe gar als ihr bestes Werk.
Mir persönlich waren die Jungs bis dato völlig unbekannt, doch brauchte es nicht viele Durchläufe, bis sich mir das Werk erschloss; es ist eben eine groovige, riffbasierte Southern-Rock-Scheibe, und wem dieser Stil zusagt, der wird daran auch seine helle Freude haben - sofern man sich nicht an den Limitierungen des Genres stört und auf die gewöhnungsbedürftige Gesangstimme klarkommt. Da ich BoogieBlues in Maßen, bodenständigen Rock sowieso und verschrobene Vokalarbeit erst recht schätze, geht die Scheibe für mich also voll in Ordnung.
Wer auf Southern Rock mit deftigem Blues und Boogie Flavour sowie einem gewissen Bodensatz an Härte steht, sollte "The Wild Bunch" also unbedingt mal ein Ohr leihen!
Der Opener 'Forgive And Forget' schwappt reichlich bluesrocklastig mit einem schleppenden Drumgroove aus den Boxen und kann mit gelungener Deep-South-Solo-Arbeit aufwarten. Ein grooviger Ohrwurm.
Feinste Bluesrock/Hardrock-Fusion bietet das bald siebenminütige 'Post Toastee', welches aber auch mit funkig schmatzenden Rhythmen, satrianischem Flavour und hendrixianisch ausgespieltem Gitarrengejaule aufwarten kann.
Ziemlich stampfig klingt der Rhythmus von 'Shake The Devil', dessen zwingendem Zentralriff sich wohl kaum jemand wird entziehen können; davon ausgehend wird mit den Gitarren mächtig gestrudelt.
Recht gut gefällt mir auch die klavierbegleitete Rockballade 'Truth To Be Known', die eine andere Seite der Band aufzeigt, auch wenn man sich die etwas kitschige Synthiebegleitung meinetwegen gerne hätte sparen oder durch ein angeheuertes Saxophon hätte ersetzen können, was dem Stück den letzten Schliff hätte geben können. Aber Rocker sind eben selten Feingeister, wie sich leider auch in den zunehmenden Schnulzeskapaden von AEROSMITH immer wieder zeigt.
Doch zurück zu BOA: 'Hot Rod' ist verdammt simpel, und damit irgendwo auch typisch für den Sound der Band. Das Schlagzeug dengelt hier etwas flacher und hochfrequenter, überhaupt klingt die Produktion hier etwas heller als sonst; aber sonst bietet auch dieser Song die gewohnte Kost. Like it or leave it.
Etwas abweichend vom sonstigen Konzept ist der langsame, anzügliche Stil von 'Happy Hooker', einem Stück, welches recht schlicht mit einem an LOU REED erinnernden Riff beginnt, dann als groovig schaukelnder Boogie mit erzählendem (fast schon Sprech-)Gesang bluesig vor sich hin dümpelt und schließlich ein bisschen schmieriges ZZ-TOP-Retroflair verbreitet. Das Teil wird garantiert noch in diversen Fernsehkrimis als Hintergrundbeschallung düsterer Barszenen verbraten werden, bevor der Held vom dort anwesenden Mob dick eins auf die Fresse bekommt (oder andersrum) ...
Recht gediegen klingt das Album mit der titelgebenden Midtempo-Hymne 'The Wild Bunch' im lockerem Westernrhythmus aus; meines Erachtens eines der schönsten Stücke der Scheibe.
[Als Nachschlag folgt dann allerdings noch der Bonustrack 'Talk To The Hand', den man sich genauso gut hätte sparen können, hat die Band ihren Stil in den regulären Tracks doch bereits zur Genüge vorgestellt, ausgepielt und würdig zelebriert; das Teil ist zugegeben nicht übel, aber in den letzten Noten von 'The Wild Bunch' hätte die Platte ein befriedigenderes Ende gefunden als in diesem etwas lieblosen Fadeout zum Schluss ...]
Anspieltipps: Post Toastee, Truth To Be Known, Hot Rod, Happy Hooker, The Wild Bunch
- Redakteur:
- Eike Schmitz