BLACK SABBATH - Black Sabbath
Mehr über Black Sabbath
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Vertigo
- Release:
- 13.02.1970
- Black Sabbath
- The Wizard
- Behind The Wall Of Sleep
- N.I.B.
- Evil Woman (Don't Play Your Games With Me)
- Sleeping Village
- Warning
'Black Sabbath'. "Black Sabbath". BLACK SABBATH. Der Song. Das Album. Die Band. Legendärer geht es wohl kaum. Denn bereits mit dem regengetränkten, Kirchenglocken läutenden Intro zum Opener schrieben Iommi, Osbourne, Butler, Ward Geschichte. Der dazu gehörige Düster-Song definierte nicht nur den Begriff Heavy Metal neu, sondern hob nebenbei gleich auch noch das Genre Doom aus der Taufe. Freilich interessierte solcherlei Kategorisierung im Jahre 1970 die Hörerschaft wohl herzlich wenig. Interessant war hingegen der langsam sich steigernde Aufbau des Songs, waren die bedrohlich dröhnenden, schwummrigen und noch lange ausklingenden Bassakkorde, der verhaltene Schlagzeugsound, der eher einem Trauermarsch als einem bluesbasierten Rocksong glich, war Ozzys beschwörende, nasal-nörgelig quäkende Leidensstimme, waren die monumentalen, aus der feierlich dusteren Totenruhe sich spiralförmig aufwuchtenden E-Gitarren-Riffs, begleitet vom dann schließlich doch recht vorantreibend pluckernden Bass und den klirrenden Beckenklängen, war die hochnervöse Grundstimmung, die dieser Song durchaus verbreitete, bevor er schließlich kurz vor der Unerträglichkeitsgrenze einfach so in sich zusammenbrach. Nach über sechs Minuten gebanntem Lauschen. Puff! Und beeindruckend klingt das auch heute noch.
Daraufhin dann den Einstieg in den zweiten Song mit einer auf das Allernötigste reduzierten Mundharmonika zu finden, die mindestens genauso langsam und quälend klingt wie ENNIO MORRICONEs Soundtrack zu "Once Upon A Time In The West" ist schlichtweg genial. Denn so ist der Spannungsbogen sofort wieder gespannt. Doch dieses Mal brummt schon recht bald ein wuchtiges Riff dazwischen und schmort uns einen deftigen Bluesrock/Hardrock-Eintopf zusammen. ZEP wären mit Sicherheit stolz gewesen, so einen Groove zusammenzuzimmern, wie SABB ihn hier mit 'The Wizard' abgeliefert haben. Doch wo Page/Plant/Baldwin/Bonham wohl noch so einige Schnörkel angebracht hätten, verließen sich die Mannen aus Birmingham ganz auf die Power ihres Riffs und begnügten sich mit einigen hektischen Schlagzeug-Fills, recht simpel aber effektiv schwirrender Gitarrenpsychedelik, und natürlich einem extrem basslastigen Mördergroove. Das Teil schiebt ohne Ende, eine massestarrend träge Dampflok ist nichts dagegen.
Etwas beschwingter und somit schön tanzbar schwoft sich das auf einer Story von Lovecraft beruhende 'Behind The Wall Of Sleep' ins Ohr, progressiver Bluesrock vom Feinsten. Hier zeigten SABBATH ihre Vorliebe für erdige Sounds und bewiesen zugleich ihr Händchen für gute Melodien. Dieses Stück wäre seinerzeit sicherlich auch als Akustikliedchen gut angekommen, doch natürlich wird auch hier die Verstärkerleistung schön ausgereizt. Der Song basiert auf einem Blues-Rhythmus, doch Gitarrensolo und Gesang sind eindeutig im Rockbereich angesiedelt. Und wie hier einmal zu hören ist, konnte Ozzy auch mit relativ unangestrengt und natürlich klingender Stimme noch gut singen. Sein markiges Geknödel dagegen kommt beim weitgehend recht einfach gestrickten 'N.I.B.' wieder zum Tragen, wo er sich des Öfteren in schön melodischen Arabesken ergehen darf, bevor die Rhythmussektion stets wieder mit einem dann doch recht monotonen Groove übernehmen darf. Langeweile mag dennoch nicht aufkommen, weil Tony Iommi zwischendruch ganz locker ein prächtiges Solo aus dem Ärmel schüttelt. Obwohl "Black Sabbath" dem zweiten grandiosen Hardrockalbum des Jahres von den britischen Inseln, "Deep Purple In Rock", in Sachen Härte kaum etwas nachstand, so verbreiteten Bill Ward am Schlagzeug und Geezer Butlers sonorer Bass doch noch eine gewisse Grundgemütlichkeit, welche den weitaus scharfkantiger agierenden DEEP PURPLE ein gutes halbes Jahr später völlig abgehen sollte. Daran erkennt man unter anderem, wie stark BLACK SABBATH Anfang der Siebziger noch im Blues verwurzelt waren, von dem sich der Metal in den folgenden Jahren und Jahrzehnten zunehmend emanzipieren würde. Doch zurück zu "Black Sabbath": Das CROW-Cover 'Evil Woman' könnte in abgespeckter Version genauso gut zu besoffener Stunde in irgendeiner verrauchten Bar gespielt worden sein; statt dessen bekommen wir es hier als elektrifizierten Studiotrack mit locker-flockiger Jam-Attitüde zu hören. Seinem etwas primitiven Sound merkt man fast noch am ehesten an, dass das Album seinerzeit in bloß zwölf Stunden eingespielt wurde. Doch auch die zehneinhalb minütige Coverversion von 'Warning' (Original: THE AYNSLEY DUNBAR RETALIATION) hat stellenweise Sessioncharakter. Sie schließt sich in fließendem Übergang an 'Sleeping Village' an; dieses Stück bietet schön groovenden 70er Jahre Heavy Rock mit äußerst atmosphärischem Intro und schnittigen, feurigen E-Gitarrenläufen unter dynamisch gelungener Einbeziehung der damals noch aktuellen Stereo-Klangtechnik. 'Warning' schließlich bietet einen etwas zugekifft anmutenden Abschluss: Passagenweise erinnert Iommis Spiel an JIMI HENDRIX. Begleitet wird er von fast schon jazzigen Drums. Nach wenigen Minuten geht der so weit noch recht konventionelle Bluesrocksong über ein erstes Solo in eine zähe gitarrenlastige Gniedelorgie über, bei der Iommis Finger teils nur so flitzen und bluesiges Tonleiterversatzstück um bluesiges Tonleiterversatzstück in den Verzerrer schicken. Das mag nicht gänzlich ausgereift klingen, ein beachtliches Zeitdokument ist es allemal. Und überhaupt: Für ein Debüt-Album aus dem Jahre 1970 klingt "Black Sabbath" auch heute noch verdammt beeindruckend.
Anspieltipps: Black Sabbath, The Wizard, Sleeping Village.
- Redakteur:
- Eike Schmitz