BLACK SABBATH - Dehumanizer
Mehr über Black Sabbath
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- I.R.S. / EMI Electrola
- Release:
- 30.06.1992
- Computer God
- After All (The Dead)
- TV Crimes
- Letters From Earth
- Master Of Insanity
- Time Machine
- Sins Of The Father
- Too Late
- I
- Buried Alive
Ich liebe es, zweischneidige Schwerter objektiv zu rezensieren. Kein anderer Output spaltete im Jahre 1992 die Metalunion so heftig wie "Dehumanizer" von BLACK SABBATH.
Erinnern wir uns. 1991 schlug die Nachricht wie eine Bombe ein, dass der Welt göttlichster Heavy-Fronter Ronnie James Dio zurück im Schoße der schwarzen Einheit sei. Die Vorzeichen standen alle auf Sturm. Bass-Sau Geezer Butler sprach von der heaviesten CD, die BLACK SABBATH bis dato veröffentlichten, und Riffmeister Toni Iommi gab sich euphorisch über die erneute Zusammenkunft mit Ronnie. Der wiederum ließ keinen Moment aus zu betonen, wie froh er sei, wieder zur Band zu gehören.
Die Bürde war allerdings auch immens groß, weil man ja in fast gleicher Besetzung Klassiker vom Schlage "Mob Rules" oder "Heaven And Hell" einspielte. Lediglich der vakante Drumposten von Schlagwerker Bill Ward wurde von Dio-Spezie Vinnie Appice besetzt. Doch schon in der Produktionsphase zogen dunkle Wolken am Horizont herauf. Es machten Gerüchte von Streitigkeiten innerhalb der Band und Unstimmigkeiten mit dem Management die Runde. Je näher die Veröffentlichung von "Dehumanizer" rückte, desto mehr wich der Sonnenschein aus den Aussagen aller Beteiligter. Kommen wir zu den musikalischen Argumenten.
Der Opener 'Computer God' ist ein richtig fett groovender und sehr geil arrangierter Heavy-Rocker. Das mächtige Grundriff zermalmt die Schläfenregion mit einem Fingerschnipp, und Dio zeigt, warum gerade der Kleinste der Größte sein kann. Natürlich entfernt sich sofort die Musik von dem, was BLACK SABBATH bisher verkörperte, und tendiert eher in die Dio-Solo-Ecke. Für sich steht aber ein mächtig genialer Song mit einem fetten Ausrufezeichen.
Leider schwächelt schon das folgende 'After All (The Dead)' immens und kann das hohe Niveau des Vorgängers noch nicht mal zur Hälfte erreichen. Schwachbrüstiges Riffing und einfallslose Drums stoßen den Track in den Sumpf der Belanglosigkeit. Doch schon mit 'TV Crimes' geht es wieder steil bergauf. Ein Rocker ohnegleichen, ein Groover vor dem Herrn. Der Refrain sitzt sofort und Geezers Bassspiel haut dem Vier-Saiten-Fass den Boden aus. Blitzsaubere Sache.
'Letters From Earth' geht dann wieder back to the Sumpf und erübrigt daher eine nähere Beleuchtung. Doch mit 'Master Of Insanity' kommt die Band wieder über die Belanglosigkeitsgrenze hinaus. Die Nummer groovt und groovt und groovt und hat ein paar fiese Riffs am Start. So muss das sein. Nichts anderes erwarte ich von einer Band wie BLACK SABBATH.
'Time Machine' ist das wohl bekannteste Stück des Albums. Der Dio-Input ist wieder unüberhörbar, hievt den Track aber weit über Durchschnittsniveau. Meister Ronnies vocal lines sind einmalig und erstklassig und gipfeln in einen Refrain, der den Hörer auch in fünfzig Jahren noch in einer Zeitmaschine back in time schicken wird.
'Sins Of The Father' geht dann wieder Hand in Hand mit der Belanglosigkeit seinen langweiligen Weg durch die Stereokanäle. 'Too late' kann man eine Steigerung attestieren. Wirklich gut ist die Nummer trotzdem nicht. Das folgende 'I' ist ein schöner Midtempo-Stampfer, der nicht wirklich mitreißt, aber auch nicht wirklich wehtut.
Zum Abschluss kommt mein Favorit 'Buried Alive' ins Spiel, der das fieseste Iommi-Riff ever beinhaltet. Monströs, böse und gemein tönt das Lavariff aus den Speakern und Dio intoniert göttlich seine Lyrics. Das Schlagzeugspiel von Appice ist bei dem Song so mächtig, dass man beim Hören auf die Knie gehen muss. Also meine Herren, eine ganze CD vom Schlage 'Buried Alive' hätte allen Kritiker ihre Schandmäuler gestopft.
So kann ich als Schandmaul Nummer eins Folgendes resümieren: Die CD ist zugleich Licht und Schatten. Sie ist nicht gut und auch nicht schlecht. Tracks wie 'Computer God' sind überragend, Tracks wie 'Letters From Earth' sind unterfordernd.
Auf den damaligen "Monsters Of Rock"-Festivals, im Vorprogramm von IRON MAIDEN, sind die Urgesteine sang- und klanglos untergegangen. Und genauso schnell, wie die Reunion in aller Munde war, genauso schnell war sie auch wieder vergessen. BLACK SABBATH hatten ihren 'Black Monday' und vorbei war der Traum vom Triumphzug einer der größten Rockbands aller Zeiten. Qualitativ ist "Dehumanizer" nicht schlecht, leidet aber auch unter seinem schwachbrüstigen und unterproduzierten Sound. Auf der anderen Seite steht Dios Gesangsleistung, die absolut tadellos ist. Entscheidet selbst - ich kann nur bedingt eine Kaufempfehlung aussprechen.
Anspieltipps: Computer God, TV Crimes, Master Of Insanity, Time Machine, Buried Alive
- Redakteur:
- Alex Straka