BLACK SABBATH - Dehumanizer
Mehr über Black Sabbath
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- I.R.S. / EMI Electrola
- Release:
- 30.06.1992
- Computer God
- After All (The Dead)
- TV Crimes
- Letters From Earth
- Master Of Insanity
- Time Machine
- Sins Of The Father
- Too Late
- I
- Buried Alive
Ein leider nicht angemessen gewürdigtes Album in der Diskographie der Kultband BLACK SABBATH stellt für mich "Dehumanizer" dar, das irgendwie etwas in Vergessenheit zu geraten scheint.
Wir schreiben das Jahr 1992, als dieses Album veröffentlicht wird. Die Grunge-Welle war damals auf ihrem Höhepunkt angelangt. Die Charts wurden von GUNS'N'ROSES, METALLICA, NIRVANA und FAITH NO MORE regiert.
Ronnie James Dio, der die SABBATH-Klassiker "Heaven And Hell" sowie "Mob Rules" (1980/1981) gesanglich veredelte, war für ein Album zur Band zurückgekehrt. Gitarrist Tony Iommi soll zu Ronnie James Dio gesagt haben, dass er für das "Dehumanizer"-Album bloß keine Texte schreiben solle, in denen es um Drachen, Burgen und Fantasy-Kram geht. Der kleine Mann mit der großen Stimme folgte dieser Aufforderung. Aber Ronnie fasste dieses Statement offenbar fast als persönliche Beleidigung auf, wie ich seinerzeit in einem Musikmagazin las.
"Dehumanizer" ist ein ungewöhnliches Album in der SABBATH-Diskographie, da es teilweise ausgesprochen düster klingt und auch viele schleppende Lieder darauf vertreten sind. "Dehumanizer" hat musikalisch nur recht wenig mit den beiden Ronnie-James-Dio-Alben aus den 1980ern zu tun. 'Computer God' startet mit recht gemächlichen, ordentlich knallenden Schlagzeugklängen und einem monolithischen, gewaltigen Gitarrenriff. Ein enorm kraftvoller Titel mit einem schnelleren Mittelteil, der einprägsame und hochwertige Soli von Iommi bietet.
Was ganz deutlich auffällt, ist der ungewöhnliche Mix und Klang des Albums. Der Bass von Geezer Butler pumpt relativ weit im Vordergrund und Geezer zockt auch coolere Basslinien als auf anderen Veröffentlichungen der Band. Das Schlagzeug von Vinnie Appice knallt ebenfalls durchweg gewaltig. Die Produktion klingt druckvoll und auch transparent. Und vor allem: Sie passt perfekt zum den düsteren Songs auf "Dehumanizer".
'After All' kriecht schwerfällig und bedrohlich aus den Boxen. In Traktor-Geschwindigkeit walzt dieser Track nach vorn. Ronnie James Dio (der für mich heutzutage bei weitem der beste Sänger im Heavy-Geschäft jenseits der 50 bzw. 60 Lenze ist) singt ausdrucksstark und charismatisch wie eh und je. Ordentlich Keule gibt es dann mit 'TV Crimes', das schnell und hart daherkommt. Hervorragend zum Abschädeln geeignet. Der Videoclip zu 'TV Crimes' war seinerzeit auf MTV und VIVA zu bestaunen und wurde des Öfteren gespielt. Das waren noch Zeiten ...! 'Time Machine' ist ähnlich cool und groovt ordentlich. Kraftvoller Metal, der sofort ins Ohr geht.
'Letters From Earth' ist doomig ausgefallen und lebt von den tollen Gesangslinien. Ein geiler Track, bei dem lediglich der Refrain etwas langweilig klingt. 'Master Of Reality' hingegen ist wieder ein Knüller geworden. Ein stampfender Metaltrack mit tollem Refrain; mittelschnell, prägnant und mit fetter Gitarrenarbeit. 'Too Late' klingt dann richtig gediegen und die ruhige Gitarrenmelodie am Anfang erinnert dann doch ein klein wenig an "Heaven And Hell"-Zeiten. 'Too Late' besitzt gerade in der zweiten Hälfte klasse Gitarrenpassagen von Riffgott Tony Iommi, die ebenfalls an das zuvor erwähnte Album erinnern. Eine gelungener Midtempo-Track mit balladesken Zutaten.
Mit dem etwas schwächeren 'I' hat sich aber auch ein durchschnittlicher Track auf das Album gemogelt. Die ultimative Dampfwalze 'Buried Alive' – mit den vielleicht fiesesten Riffs, die Iommi je vom Stapel gelassen hat - ist dann aber gegen Ende ein echter Knüller geworden.
"Dehumanizer" zählt sicherlich nicht zu den fünf besten BLACK SABBATH-Alben, aber es enthält gute, oft düstere Songs und glänzt einmal mehr durch tollen Gesang von Ronnie James Dio. Ich liebe die ersten sechs Alben mit Ozzy und ich ziehe den Hut vor den Alben "Heaven and Hell" und "Mob Rules". Die Scheibe "Dehumanizer" ist zwar nicht so geil wie diese beiden genannten Alben, aber sie ist unzweifelhaft gutklassig!
Die weit verbreitete Schlechtrederei dieses Albums ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar. Hört euch dieses etwas vergessene Album der BLACK SABBATH-Diskographie an und bildet euch selbst euer Urteil! Ich jage jetzt noch einmal 'Computer God' über meine Anlage. So, wie ich es vor fast fünfzehn Jahren bereits tat.
Anspieltipps: Computer God, After All (The Dead), TV Crimes, Buried Alive
- Redakteur:
- Martin Loga