BLACKLIST 9 - Mentally Ill, Legally Sane
Mehr über Blacklist 9
- Genre:
- Groove Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eclipse Records
- Release:
- 22.03.2019
- Azzip
- Stand In Line
- Kali Smile
- Down
- Madness
- Liars
- Mental Hostage
- Legally Sane
Groovige 90er-Jahre-Zitatesammlung.
Soundtechnisch entführt uns dieses um das Vater-Sohn-Gespann Lonnie und Kyle Silva gebildete Quartett aus dem südlichen Kalifornien direkt in die 90er. BLACKLIST 9 klingt auf "Mentally Ill, Legally Sane", dem ersten Langdreher der sechsjährigen Bandgeschichte, ziemlich vertraut für die Ohren eines ab 1990 musikalisch sozialisierten Metalzine-Schreiberlings: Straighte, groovige Midtempo-Rhythmen, sattes Powerchord-Geriffe, bellender Sprechgesang, quietschende Flageoletts – das hatten wir alles schon mal, und her ist es mittlerweile über zwei Jahrzehnte! Da auf "Mentally Ill, Legally Sane" in erster Linie diese alten Trademarks wieder aufleben, ohne dass ein Aufbruch zu neuen Ufern gewagt wird, geht BLACKLIST 9 größtenteils als schlichter Retro-Vertreter durch – doch auch der Spaß, den die vier Amis an ihrer Musik haben, ist durchweg hör- und greifbar und macht den Achttracker somit zumindest zu einer kurzweiligen Angelegenheit.
Nach einem psychotisch-lärmigen Kurzintro, das musikalisch ohne Relevanz ist und wohl nur dick aufetragen auf den Albumtitel hinweisen soll, geht es im Anschluss mit 'Stand In Line' in die Vollen: Mit PANTERA-Gedächtnisriffs und aggressivem Shout-Gesang rockt das Quartett unbekümmert los und serviert uns eine recht eingängige Rückbesinnung auf den frühen Metal-Sound der 90s. Eine ganz kleine Spur wilder wird es mit 'Kali Smile'; hier wird eindeutig auch früheres SEPULTURA- und SOULFLY-Material als Einfluss identifiziert. 'Down' darf noch Gitarrenquietscher Marke MACHINE HEAD einbauen, sogar ein grungiger, überraschender Zwischenteil aus dem ALICE IN CHAINS-Oeuvre findet hier Verwendung, während 'Madness' klar bei den Crossover- und New-Metal-Vertretern der vorletzten Dekade gewildert hat – klingt nach RAGE AGAINST THE MACHINE auf PANTERA-Exkursion. Handwerklich alles ordentlich gemacht, kompositorisch aber wenig Überraschendes – auf "Mentally Ill, Legally Sane" huldigen Familie Silva und ihre Mitstreiter gut gelaunt und mit der nötigen Dosis Aggressivität ihren alten Heroen.
Nach dem ordentlich angepissten 'Mental Hostage' beendet das verschleppte 'Legally Sane' das knapp halbstündige Hörerlebnis. An dieser Stelle bin ich mit BLACKLIST 9 eigentlich schon durch, denn auch der eine Spur zu träge Ausklang des Langspieldebüts macht letztlich nichts anderes, als mit gelegentlich etwas plumpen textlichen Inhalten durch die 90er zu streunen. Die große Offenbarung ist "Mentally Ill, Legally Sane" also nicht geworden – aber das sollte die Platte aus Sicht der Band wohl auch gar nicht sein. Hier baden vier Musiker genüsslich in den Sounds ihrer Vorbilder und sorgen damit vielleicht auch diesseits des großen Teichs beim Ü30-Publikum für die eine oder andere kurzweilige Rückbesinnung. In den USA sind ähnlich gelagerte Klänge ja bis heute noch deutlich angesagter als hierzulande; dort dürfte sicherlich die Hauptzielgruppe von BLACKLIST 9 angesiedelt sein.
Anspieltipps: Stand In Line, Down, Mental Hostage
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause