BLACKMORE'S NIGHT - Past Times With Good Company
Mehr über Blackmore's Night
- Genre:
- Folk Pop / Rock
- Label:
- SPV
- Release:
- 28.10.2002
- Shadow Of The Moon
- Play Minstrel Play
- Minstrel Hall
- Past Time With Good Company
- Fires At Midnight
- Under A Violet Moon
- Soldier of Fortune
- 16th Century Greensleves
- Beyond The Sunset (Instrumental)
- Morning Star
- Home Again
- Renaissance Fire
- I Still Remember
- Durch den Wald zum Bach Haus (?)
- Writing On The Wall
Um sich zu dieser Zeit des fallenden Laubes in den nächtlichen Schutz eines Ofens zu kuscheln, dabei ein gutes Buch oder die Gesellschaft guter Freunde genießend, liefern BLACKMORE’S NIGHT zur rechten Zeit die perfekte musikalische Begleitung mit ihrem ersten Live-Album, das direkt als Doppel-CD und in einer limitierten Sonderedition erscheint – wenn schon, dann richtig. Wer von den Uneingeweihten und Kostverächtern mir jetzt lautlos und hämisch Begriffe wie „Volksmusik“ und „Mutantenstadl“ entgegen schmettern will, nur weil besagte Combo inzwischen verstärkt bei Volksmusikereignissen in Deutschland auf sich aufmerksam macht, bekommt von mir persönlich den Kölner Dom zwischen die abstehenden Ohren geprügelt – diese Rezension hat sich keineswegs verlaufen, denn hier ist niemand anders am Werke als Genius Ritchie Blackmore, seines Zeichens Veteran der Legenden DEEP PURPLE und RAINBOW und, seit nunmehr dreißig Jahren auf der Piste, ein Künstler und Könner sondergleichen. Begleitet wird er auf diesem Abschnitt seines musikalischen Schaffens von seiner Lebensgefährtin Candice Night – die mehr als nur schmucke Zierde ist.
Nach drei Studioalben in diesem scheinbar eher ungewöhnlichen Genre wird ein Live-Erlebnis garniert, das keineswegs verfrüht oder gar unnötig wäre. Zudem ist die Mischung aus Folklore, Renaissance-Musik und sanftem Rock bei näherem Hinhören gar nicht so weit ab von dem, was zuvor mit den beiden erwähnten Rocklegenden geschaffen wurde, nur dass die zuvor geschickt verarbeiteten Elemente dieser Richtung nun direkt und ohne viel Verpackungsschnörkel dargeboten werden. Wem BLACKMORE’S NIGHT noch kein näherer Begriff sind, dem empfehle ich einen Blick in unsere bereits vorhandenen Rezensionen, um sich ein genaueres Bild machen zu können. Kommen wir nun direkt zu den vorliegenden Silberlingen.
Einer der Gründe, warum ich bei einem Live-Album, das ja meist eher für Fans von Interesse scheint, ausführlicher auf den Bandhintergrund eingehe, ist die Tatsache, dass „Past Times With Good Company“ – so der recht bezeichnende Titel – sich auch ausgezeichnet für Quereinsteiger eignet und aus meiner Sicht sogar die Studioalben ins Abseits drängt – auch wenn natürlich so manches Kleinod vom wissenden Zuhörer vermisst werden wird. Die Klangqualität ist für eine Live-Aufnahme erstaunlich gut, ich wüsste zu gern, wie das erreicht wurde, denn Overdubs können hier kaum Anwendung gefunden haben, dafür sind die Stücke zu umfassend neu arrangiert und weichen zu sehr von dem ab, was man auf den Studioaufnahmen zu hören bekommt. Allein schon deshalb lohnt sich die Anschaffung auch für jene, welche die ersten Alben bereits ihr Eigen nennen können – ihr werdet hoffentlich ebenso erstaunt mit den Ohren schlackern wie ich. Nachdem ich mir auf der ersten CD schon die „Klassiker“ „Shadow Of The Moon“ oder „Fires At Midnight“ in Versionen von elf bzw. zwölf Minuten zu Gemüte führen durfte, war ich bereits so verwöhnt, dass ich die sechseinhalb Minuten der Geselligkeitsgranate „Home Again“ als viel zu kurz empfand. Ich hoffe, diese Zeitangaben können einen Eindruck davon vermitteln, welche umfangreichen Arrangements einem hier um die Lauscher gewickelt werden. Ausladende Instrumentalpassagen – Ritchies Gitarrenzauberei, Flötenspiel, göttliche Fiedelsoli und mehr – erwarten euch ebenso wie exquisite Perkussionsarbeit und natürlich der Engelsgesang von Candice. Dabei wird mit sehr viel Emotion, Spielfreude und Dynamik gearbeitet, und auch der Live-Charakter kommt nicht zu kurz bei aller Perfektion. Was mich erfreut verwunderte, war der Raum, den der Gitarreneinsatz einnimmt und so trotz aller Folklore das Album für Rockfreunde umso interessanter macht.
Apropos Rock: Als Bonbons finden sich auf der ersten CD der DEEP-PURPLE-Klassiker „Soldier Of Fortune“ und auf der zweiten „16th Century Greensleeves“ von RAINBOW – nur hier eben in der einmaligen Spielweise von BLACKMORE’S NIGHT zu genießen. Spätestens hier wird dann offenkundig, wie eng das aktuelle Wirken von Ritchie Blackmore an seinen damaligen Kreationen angelehnt ist.
Bei einem Leckerbissen dieser Oberliga wäre sogar zu erwägen, etwas mehr Silber klimpern zu lassen und sich gleich die limitierte Edition mit mehr Inhalt einzuverleiben; ich weiß nicht, was genau den Käufer da erwartet, aber werft mal einen neugierigen Blick auf den Inhalt. Also zieht los und holt euch den ultimativen Herbst-Soundtrack für gemütliche Abende, auch wenn ihr keinen Ofen zum Davorkuscheln habt.
Auf der Homepage von SPV kann man sich übrigens nach einem Eintrag in den Newsletter von BLACKMORE’S NIGHT den Killertrack „Fires At Midnight – Live“ herunterladen - die Chance würde ich mir nicht entgehen lassen, auch bei einer Qualität von nur 96 kbps!
Anspieltipps: Shadow Of The Moon; Fires At Midnight; Home Again; Morning Star
- Redakteur:
- Andreas Jur