BLIND EGO - Liquid
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2016
Mehr über Blind Ego
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Gentle Art Of Music (Soulfood)
- Release:
- 21.10.2016
- A Place In The Sun
- Blackend
- What If
- Not Going Away
- Never Escape The Storm
- Tears And Laughter
- Hear My Voice Out There
- Quiet Anger
- Speak The Truth
- Blackened (Single Version)
Flüssige Explosionskraft.
Während es RPWL-Sänger Yogi Lang solo ruhiger als in seiner Stammformation angehen lässt, schlägt Gitarrist Kalle Wallner mit seinem BLIND EGO tendenziell härtere Töne an. "Liquid" ist das dritte Album unter dieser Flagge, für das immerhin sieben Jahre ins Land ziehen mussten. Die Platzierung auf unserem Soundcheck-Treppchen macht deutlich: Das Warten hat sich gelohnt! Mit einer bärenstarken Studioband aus u.a. SYLVAN-, SUBSIGNAL- und PANZERBALLETT-Musikern entstand unter der Sound-Fittiche von Yogi Lang ein astreines Album, das sogar die nicht-proggende Fraktion im Team überzeugen konnte.
Sinnbildlich steht schon der Albumtitel "Liquid" für eine Mischung vieler Einflüsse, die sich in den zehn Songs der Scheibe zueinander gesellen. Grundsätzlich als Hard Rock kategorisierbar, wird so ein Label der Musik aber kaum gerecht, kann die Vielfalt nur unzureichend beschreiben. 'A Place In The Sun' ist insofern der perfekte Opener, weil die meisten Markenzeichen, die "Liquid" ausmachen, den Hörer hier schon in Empfang nehmen. Da ist der rockige Drive, der sich wie ein Motor durch das Album zieht und die 63 Minuten wie im Flug vergehen lässt. Es gibt die für RPWL typischen melancholischen Anwandlungen und ein paar handfeste Hooks, die man so schnell nicht mehr aus dem Ohr bekommt. Als Bindeglied zwischen allen Einflüssen steht das Gitarrenspiel Kalle Wallners, welches man gar nicht genug loben kann. Mal glänzen die virtuosen Leads aus dem Sound hervor, mal beschränkt er sich auf dezente Voicings, die - ebenso wichtig für den Song - das Facettenreichtum der Gitarre prachtvoll in Szene setzen.
Und so finden sich auch unter allen weiteren Songs diese Trademarks, immer mal mehr in die eine oder andere Richtung der musikalischen Liquidität. Beginnt beispielsweise die Single-Auskopplung 'Blackened' eher ruhig mit Akustikgitarre, sorgen Sänger Arno Menses (SUBSIGNAL) und zahlreiche starke Gitarren-Momente für einen Ohrwurm-Aspiranten sondergleichen. Dass die Nummer dann auch noch so sehnsuchtsvoll schließt wie man es von RPWL-Tracks kennt, macht die Sache endgültig rund. Und wo wir gerade bei den Themen Gäste und stilistische Vielfalt sind, darf 'Quiet Anger' nicht unerwähnt bleiben. Da mausert sich der Song bereits nach wenigen Sekunden zum rockigen Groove-Monster, hämmert uns PANZERBALLETT-Bassist Heiko Jung eine Wahnsinns-Slap-Partie um die Ohren. Funk, Artrock und Groove in einem Song? Oh ja!
Ich könnte jetzt auch noch jeden weiteren Song des Albums herauspicken, müsste mich aber in der Bewertung stets wiederholen. "Liquid" funktioniert aber als Ganzes, wenngleich mit Eingängigkeit und kompaktem Songwriting gespickt. Dass die Scheibe nicht langweilig wird, hat sie bei mir schon in vielen vielen Spins bewiesen. Ein gutes Album hatte ich eigentlich auch erwartet, einen Kandidaten fürs Jahres-Treppchen habe ich bekommen. Jeder Fan von anspruchsvollem Hard Rock, einer der "verwandten" Bands (RPWL, SUBSIGNAL, SYLVAN) oder Mensch mit Begeisterungsfähigkeitsollte hier ein Ohr riskieren!
Anspieltipps: Blackened, A Place In The Sun, Quiet Anger
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Nils Macher