BLIND GUARDIAN TWILIGHT ORCHESTRA, THE - Legacy Of The Dark Lands
Mehr über Blind Guardian Twilight Orchestra, The
- Genre:
- Orchestral Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast (Warner)
- Release:
- 08.11.2019
- 1618 Ouverture
- The Gathering
- War Feeds War
- Comets And Prophecies
- Dark Cloud's Rising
- The Ritual
- In The Underworld
- A Secret Society
- The Great Ordeal
- Bez
- In The Red Dwarf's Tower
- Into The Battle
- Treason
- Between The Realms
- Point Of No Return
- The White Horseman
- Nephilim
- Trial And Coronation
- Harvester Of Souls
- Conquest Is Over
- This Storm
- The Great Assault
- Beyond The Wall
- A New Beginning
Die Neu-Definition von Symphonic Metal.
Es mutete an, nach "Chinese Democracy" und dem neuen TOOL-Album der dritte große Fall von Vaporware im harten Musikzirkus zu werden: die BLIND GUARDIAN-Orchesterscheibe. Doch "Legacy Of The Dark Lands" ist käuflich zu erwerben und stellt den Hörer nicht nur aufgrund der epischen Länge von knapp 140 Minuten (in der 2-CD-Version) vor eine Herausforderung. Denn das auf zwei CDs verteilte Magnum Opus ist nicht nur ein einfaches Metal-Album, dem die Gitarren genommen wurden und das fix am Keyboard arrangiert wurde. Das Songmaterial entstand über Jahrzehnte und wurde tatsächlich auch über die Jahre verteilt aufgenommen.
Den Beginn macht '1618 Overtüre'. Ein langes Intro verkündet Schlachtgeräusche. Bei der sich auftürmenden Dramatik erwartet man irgendwann einen Drum-Beat, der aber nicht kommt. Trotzdem klingt das Orchester opulent, fast brachial. Beim ersten Hören fehlt hier noch die Orientierung, doch die ersten Eindrücke stehen für die generelle Marschrichtung des Albums. Man vergisst schnell, dass keine Rhythmusgruppe oder Bandbesetzung hinzugezogen wird, dass die Dynamik des Orchesters für sämtliche Entwicklungen selbst sorgen muss. Das geschieht mal in aller Süße, die eine Gruppe Streicher aufbieten kann, bei 'Dark Cloud's Rising'. Oder in der Opulenz einer Broadway-Show, wie es bei 'In The Underworld' zu hören ist. So ähnlich gab es das mal bei DREAM THEATERs 'Six Degrees Of Inner Turbulence' auf die Ohren, wenngleich in Kombination mit der üblichen Bandbesetzung.
Es gibt auch Songs wie 'War Feeds War' oder 'In The Red Dwarf's Tower', in denen das Orchester eine Durchschlagskraft entwickelt, die irgendwo zwischen Hans Zimmer und Gustav Holsts "Die Planeten" einzusortieren ist. Das dominierende Blech leistet hier ganze Arbeit und dreht den Gänsehaut-Regler weiter auf. Und es gibt ja noch einen entscheidenden Faktor, der "Legacy Of The Dark Lands" zu einer überzeugenden Angelegenheit macht: Hansi Kürsch. Neben den BLIND GUARDIAN-typischen Harmonien, die in ihren Ursprüngen bis zur Frühphase Anfang der 90er zurückreichen, ist es der Gesang, der aus einem ambitionierten Werk ein tolles macht. Damit das zweifellos abwechslungsreiche Werk auch am Stück ohne Aufmerksamkeitslücken hörbar ist, dienen hörspielartige Szenen zwischen den eigentlichen Songs als kurze Verschnaufpausen. In diesen meist 30 bis 60 Sekunden langen Intermezzi wird aber auch die Erzählung weitergesponnen, für die die Band ja mit dem Fantasy-Schriftsteller Markus Heitz zusammengearbeitet hat. Wer sich also für die Geschichte über die Musik hinaus begeistern kann, wird sicherlich auch Gefallen am Roman "Die Dunklen Lande" finden, dessen Fortsetzung "Legacy Of The Dark Lands" gewissermaßen ist.
Unter dem Strich muss man sagen, dass sich das Warten auf jeden Fall gelohnt hat. Die bemerkenswerte Akribie von André Olbrich und Hansi Kürsch, die das Projekt seit so vielen Jahren mit ihren Ideen gefüttert haben, ist immer präsent. BLIND GUARDIAN gelingt damit nicht weniger als die Neu-Definition von Symphonic Metal. Ein Werk epischen Ausmaßes!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Nils Macher