BLOFELD, CARO - Goethe würde Metal hören – Mein Deutschlehrerleben zwischen Pandemie und Pflichtlektüre
Mehr über Blofeld, Caro
- Genre:
- Buch
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Books on Demand
- Release:
- 17.09.2021
- Intro (Metallica – Welcome Home (Sanitarium))
- Über Deutschlehrkräfte (W.A.S.P. – Teacher)
- Feminine Fabelwesen (Nervosa – Raise Your Fist!)
- Sprachver(w)irrungen (Knorkator – Buchstabe)
- Next Level Shit (Korpiklaani – A Man with a Plan)
- Corona- und andere Eltern (August 2020) (Children Of Bodom – Children Of Decadence)
- Goethe würde Netflix kucken ... äh, was? (Tesla – Last Action Hero)
- Schulklassengesellschaft (Grave Digger – Rebellion)
- Lektion gelernt?! (Juni 2021) (Devildriver - Shitlist)
- Credits (Stallion - Die With Me)
Weitere unterhaltsame, aber auch nachdenkliche Geschichten aus Schule und Alltag, inmitten einer immer noch nicht beendeten Pandemie.
Ein gutes Jahr nach "Teach 'Em All – Mein Lehrerleben zwischen Wacken und Werther" dürfen wir uns mit "Goethe würde Metal hören – Mein Deutschlehrerleben zwischen Pandemie und Pflichtlektüre" an neuen unterhaltsamen Geschichten aus dem Schul- und sonstigem- alltag erfreuen. Wobei leider nicht immer alles nur erfreulich ist – also aus Lehrendensicht. Aus der Lesendensicht schon, denn auch diesmal habe ich das Buch wieder in einem Rutsch eingesogen, weglegen kam nicht in Frage. Mit spitzer Feder, hintergründigem, ja leicht fiesem Lächeln und einiges an Sarkasmus lässt uns Caro Blofeld wieder am Leben von Lehrkräften im Allgemeinen und manchmal auch von Deutschlehrkräften im Speziellen teilhaben. Leider kommen auch die Unzulänglichkeiten unseres Schulsystems während Corona zur Sprache, weil sich das einfach nicht ausklammern lässt. Es kommt ebenfalls zur Sprache, worauf unsere Schüler in dieser Zeit alles verzichten müssen, seien es Klassenfahrten, Abschlussbälle und Zeugnisübergaben ohne Eltern.
Die 54 mal kürzeren, mal längeren Kapitel, selbstverständlich auch diesmal mit passenden Metal-Songtiteln "unterlegt", lehren auch den Nichtlehrenden so einiges über den Schulalltag, über Geschichte und Deutsche Literatur und unsere Muttersprache – wobei ich mir jetzt spontan die Frage nicht verkneifen kann, warum es eigentlich keine "Vatersprache" gibt, egal. Ach ja, korrekt gegendert wird natürlich auch.
Wir erfahren, was es mit diesen grauenerregenden gelben Heftchen auf sich hat – ja, da werden Erinnerungen geweckt, stimmt's? Was ist eigentlich die Definition eines Buches? Was sind Erzählperspektiven und wie kann man Schülerinnen und Schüler dazu motivieren, die vom Kultusministerium geforderte Literatur zu lesen? Es geht um die Horrorszenarien bei Rechtschreibung und Grammatik und dass es eigentlich ziemlich wichtig ist, dass man ein gewisses geschichtliches Wissen im Zusammenhang mit Literatur aber auch mit Musik hat, um nachvollziehen zu können, warum ein Buch, ein Musikstück genau so geschrieben worden ist. Egal, ob es sich um Goethes Werther oder 'Paranoid' von BLACK SABBATH handelt. Wie kann man Schülern Wissenschaft und Forschung nahebringen? Was hat es mit Dialekten auf sich? Wie sieht es aus mit Selbstironie oder warum es wichtig ist, auch über sich selbst lachen zu können? Es wird nachgehakt, wie wichtig gegenseitiger Respekt ist, wozu man ein gutes Zeitmanagement braucht und wie das so ist mit dem Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und mit Lüftungskonzepten – um nur einige der Themen zu erwähnen.
In "Goethe würde Metal hören – Mein Deutschlehrerleben zwischen Pandemie und Pflichtlektüre" gewährt uns Caro Blofeld wieder einige Einblicke in ihr Privat- und Schulleben. Natürlich muss man bei ihrem ausgesprochen erfrischenden Schreibstil an vielen Stellen schmunzeln, etliche Themen machen jedoch auch nachdenklich, ja sogar betroffen.
Beenden möchte ich diese Rezension mit einem Zitat, das meiner Meinung nach für viele Bereiche, nicht nur im Schulalltag, gilt, wenn selbst ernannte *hier beliebigen Beruf einsetzen* grundsätzlich alles besser wissen, als diejenigen, die diese Berufe gelernt haben: "Das Gute an Schule ist: Fast jeder war da und »bildet« sich nun seine eigene Meinung darüber. Das Beschissene an Schule ist: Fast jeder war da und »bildet« sich nun seine eigene Meinung darüber. Ob er gefragt wurde oder nicht. Meistens wurde er das übrigens nicht, aber das hindert die wenigsten daran, nichtsdestotrotz oder gerade deshalb, ihre Meinung kundzutun."
P.S.: Klare Kaufempfehlung!
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Hannelore Hämmer