BLOODYWOOD - Rakshak
Mehr über Bloodywood
- Genre:
- Nu Metal / Indian Folk
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 18.02.2022
- Gaddaar
- Aaj
- Zanjeero Se
- Machi Bhasad
- Dana Dan
- Jee Veerey
- Endurant
- BSDK.exe
- Yaad
- Chakh Le
Würziges Rezept.
Der Name der Band mag erstmal abschreckend wirken, doch der Musik der indischen Nu-Metal-Formation mit Folkelementen kann man das nicht nachsagen und auch der Name lässt sich letztendlich mit "Beschützer" übersetzen. Im Gegenteil, sie ist recht unterhaltsam, wie bereits vor Erscheinen des Albums "Rakshak" mit Coverversionen auf YouTube unter Beweis gestellt wurde. Insofern wurde auch bereits in 2017 ein Coveralbum in Eigenproduktion veröffentlicht, welches den Namen "Anti-Pop Vol. 1" trägt. Sympathisch ist ferner, dass BLOODYWOOD sich für verschiedene soziale Projekte und den Tierschutz einsetzt. Die Band aus Neu Delhi wurde 2016 von dem Gitarristen Karan Katiyar, der unter anderem auch für die Flötentöne verantwortlich ist, und dem Sänger Jayant Bhadula gegründet. Später stießen noch Rapper Raoul Kerr, Bassist Roshan Roy, Schlagzeuger Vishes Singh sowie Dholspieler Sarthak Pahwa zu dem Duo hinzu. 2019 dürfte BLOODYWOOD so manchem Festivalgänger im Rahmen des Wacken Open Airs aufgefallen sein. Dieses Jahr ist die Band im Line-up des Brutal Assaults in Tschechien, des Summer Breeze Open Airs in Dinkelsbühl und des Reload Festivals in Sulingen, allesamt im August, enthalten. Außerdem ist für den 13.03.2023 ein Konzert im Lido, Berlin beabsichtigt.
Musikalisch steht auf "Rakshak" deutlich Nu Metal im Vordergrund. Durch den Einsatz traditioneller indischer Instrumente kommt der Folkaspekt zum Vorschein, leider wird er jedoch mitunter zu stark übertüncht. Es wäre wünschenswert, wenn diesem Ansatz ein wenig mehr Gelegenheit gegeben würde, seine Wirkung zu entfalten. Ich kann mir vorstellen, dass eine Beimengung noch traditionellerer Rhythmen und Melodien zum Beispiel im Sinne von klassischem indischen Tanz wie Bharatanatyam, Kathak und dergleichen oder eine kurze Einblendung einer Sequenz aus einem Klagelied die Metalmischung noch explosiver erscheinen lassen mögen. Nur 'Dana Dan' erweckt bei mir den Eindruck einer ursprünglichen und weniger modernen Verwendung. Die Lyrics sind sowohl in Englisch als auch in Hindi und Punjabi gehalten. Die Gruppe nimmt darin zu gesellschaftskritischen Themen Stellung, Der Gesang überzeugt größtenteils, lediglich mancherorts wirkt der Rap emotional etwas unpassend. Trotzdessen ist das erste Album mit eigenen Songs bereits gut gelungen und erklärt, weshalb BLOODYWOOD als erste indische Metal-Band global Aufmerksamkeit zu erregen vermag.
Intros werden auf "Rakshak" regelmäßig kurz gehalten, keines währt länger als eine halbe Minute, so auch die einleitende Flöte in 'Aaj'. Die indischen Melodien und Rhythmen sorgen auf dem Album am ehesten für Abwechslung, womit ich die übrigen Musiker und Sänger keineswegs abwerten möchte. An dem Schreigesang von Jayant Bhadula gibt es nichts auszusetzen. Auch der Rap ist vielerorts passend. Das Klanggebilde ist fulminant und voller Energie, klingt aber manchmal mehr produziert als kreiert. Dennoch weiß das Album positiv zu überraschen. Den sakralen Moment mit martialistischen Drums im hinteren Teil von 'BSDK.exe' hatte ich beispielsweise nicht erwartet. Der Opener wartet mit einem kurzen Monolog auf, bevor seine Brachialität den Hörer wegbläst. Der Indian Folk wurde hier hervorragend beigemischt. Die Stimme erscheint stellenweise schwankend und für einen Moment gar leicht punkig. Im Schlusstrack wiederum überzeugt neben den chaotischen Strophen der indische Gesang. 'Dana Dan', das sich mit sexuellen Missbrauch auseinandersetzt, wartet sogar mit Frauengesang auf, beigesteuert von THE SNAKE CHARMER. 'Endurant' widmet sich dem Thema Mobbing. Der Klargesang ist etwas schwerer verdaulich, doch das folkloristische Beiwerk zum Refrain entschädigt hierfür.
Der dritte Song startet noch ambient, wird dann aber schnell flinker und lauter. Im ausdrucksstarken Refrain lösen sphärischer Frauengesang und hoher Männergesang einander ab. Im Rappart baut sich mehr und mehr Druck auf. In 'Jee Veerey' wird man ausnahmsweise ruhig von Flöte und Akustikgitarre in Empfang genommen. Vom Anfang des Refrains abgesehen, erscheint das ganze Lied weniger heftig als seine Mitstreiter. Das mag daran liegen, dass es sich mit psychischen Erkrankungen und Depression beschäftigt. 'Machi Bhasad' zieht die Geschwindigkeit aber sogleich wieder an und erinnert im musikalischen Aufbau an 'Dana Dan'. Das Liebe und Verlust thematisierende und außerdem längste Stück 'Yaad' mit seinen Piano- und Flötentönen, den indischen Drums, dem Gitarrensolo sowie dem langsameren, fast gesungenen Rap ist eines der Glanzstücke des Albums wie auch der fünfte Song, 'Gaddaar' und 'Zanjeero'. Gitarren, Schlagzeug und Schreigesang erschaffen ein starkes Finale. Das Album transportiert sowohl Freude als auch Wut. Dieser Mix mitsamt dem indischen Kolorit erklärt wohl die Anziehung, die die Gruppe auf den weltweiten Metalmusikmarkt ausübt.
Die oft gezogene LINKIN PARK-Parallele ist nachvollziehbar und doch kann man die beiden Gruppen keineswegs verwechseln. Anfangs verunsichert, wie ein Mix aus Rap und Folk wohl klingen mag, kann ich nun bestätigen, dass es durch die bindende Metalkomponente durchaus funktioniert. Trotzdem gibt es von jemanden, der Ecken und Kanten mag, einen kleinen Abstrich aufgrund der teilweise zu hohen Massentauglichkeit. Für meinen Geschmack spielt die Band noch etwas zu sehr auf sicherem Terrain und wagt zu wenig Kratzer im Bild, die einer Band das gewisse Etwas verleihen können. Nachdem das Album nun aber erste eigene Stücke enthält, bleibe ich insofern entspannt und harre der Dinge, die von BLOODYWOOD künftig auf uns zurollen. Mit "Rakshak" kann man sich die Wartezeit bis dahin definitiv gut vertreiben.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Susanne Schaarschmidt