BLUENECK - The Fallen Host
Mehr über Blueneck
- Genre:
- Ambient Rock/ Post Rock/ Fragile Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Denovali Records / Cargo Records
- Release:
- 10.11.2009
- (Depart From Me, You Who Are Cursed)
- Seven
- Low
- The Guest
- Children Of Ammon
- Weaving Spiders Come Not Here
- Lilitu
- Revelations
Ein Schauer durch und durch.
Das ist eines dieser Alben von erhabener Schönheit, mit ziemlich allen Regungen, die sich der Hörer so vorstellen kann. Wie die eingangs platzierte Pianozartheit es schon andeutet, geht es hier vor allem um das ganze Kopfkino, das sich jeden Tag und unentwegt abspult, um absolut jede Regung, die ein kritischer und zerbrechlicher Zeitgenosse sein Eigen nennen sollte.
'Seven' ist da schon wieder ein kontrastreicher wilder Kollege. Der Beitrag schraubt sich, angehangen an eine dicke fette gitarrenerzeugte Stromlinienwucht, wie der novembrige Rabenstrudel über den alten Schlachtfeldern hinauf und hinauf, die grosse Lautstärke ist das einzige Mittel, dieses fulminante Stück dementsprechend zu würdigen.
Die vier Engländer haben eine Form gefunden, die hauchdünn und zugleich wie Titan im Raume stehen bleibt. Alle acht Fragmente sind in ihrer Grundstimmung melancholisch abwartend angelegt, fast scheu, doch auferstehen sie nach mehrmaligem Hören immer freundschaftlicher und vertrauensvoller. Es kann eine Sucht werden, sie wieder und wieder einzuladen, das kann ich mir gut vorstellen.
Zu meinem Repertoire gehört "The Fallen Host" allemal bereits seit den Wochen des Erhalts, wie in 'Low' diese monotonbedrohliche Schleife sich den Weg in die eigene gepanzerte Empfindung bahnt, das ist schon phänomenal. Der Spannungsbogen hier ist enorm und zugleich bedrohlich, bald schon sehnt man sich das Ende herbei, ohne es so wirklich zu wollen. Verstrickung ist wohl eine angemessene Bezeichnung für diese morbiden und fragilen Trip.
Wurde das feingliedrige Debüt "Scars In The Midwest'" noch nur einer kleinen informierten Nachwelt übergeben, so hat das Teil mit der Dohle auf dem Titel viel viel mehr Beachtung verdient. Das kleine und sehr gut aufgestellte deutsche Label Denovali Records hat sich mit den vier Briten die nächsten adäquaten Hochkaräter in sein Portfolio gelockt.
Die Tour, die im nächsten Januar und Februar 2010 auch deutsche Bühnen streifen wird, kann für fragile und in sich hineinlauschende Zeitgenossen durchaus Erweckungscharakter haben, zumindest spreche ich hiermit eine Schauergarantie aus. Stimmungen zwischen David Lynch und Attentat, zwischen verschneitem Hochland und der anrollen Riesenwelle, die Assoziationen und die Innerlichkeiten spielen in diesem Wegweiser durch den alles fressenden Winter die Hauptrolle.
Die Wirkung dieses meisterhaften Werks zeitlich einzuordnen, wäre jedoch einfach fahrlässig und nicht gemäß. Ein immeraktuelles Stück Feinstmusik.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben