BöHSE ONKELZ - Live in Hamburg
Mehr über Böhse Onkelz
- Genre:
- Deutschrock
- Label:
- Rule23 / SPV
- Release:
- 11.04.2005
- Intro
- Hier sind die Onkelz
- Lieber stehend sterben
- Finde die Wahrheit
- Ich bin in Dir
- Buch der Erinnerung
- Danket dem Herrn
- Ja, ja
- Onkelz vs. Jesus
- Wieder mal nen Tag verschenkt
- Terpentin
- Nichts ist für die Ewigkeit
- Firma
- Danke für nichts
- Superstar
- Nur die Besten sterben jung
- Nie wieder
- Immer auf der Suche
- Stunde des Siegers
- So sind wir
- Für immer (Version 2004)
- Heilige Lieder
- Gehasst, verdammt, vergöttert
- Erinnerungen
- Feuer
- Auf gute Freunde
- Kirche
- Mexico
- Ihr hättet es wissen müssen
- Adios (Outro)
Dass die ONKELZ ihren LiveSound bombastisch auf Silberlingen verewigen können, weiß man bereits seit ihrem '97er Referenzwerk "Live in Dortmund". Und diese Kulisse wurde in der Zeit seither sogar noch ausgebaut. Vor zwei Jahren auf der Loreley hörte ich den klarsten Livesound aller Zeiten: Jede einzelne Note jedes einzelnen Instruments war im weiten Rund des Amphitheaters zu vernehmen. Klar, dass die vier Frankfurter Jungs dann auch auf dem Abschlusskonzert ihrer Abschiedstour 2004 wieder alles geben würden. Produzent Michael Mainx und ONKELZ-Chef Stephan Weidner haben aus den bandeigenen Reglern wieder mal das Beste rausgeholt. Die Gitarren kommen rüber wie auf den Studioalben, die Basedrum wummert, die Keyboards sind klar, nur der Bass ist für meinen Geschmack etwas zu leise für eine Live-Aufnahme. Dafür hat man beim Gesang das Gefühl, direkt auf Kevins Schoß zu sitzen. Hinzu kommen die lautstarken Fanchöre, die in der Hamburger Color Line Arena für eine Atmosphäre sorgen, wie man sie sonst nur aus Fußballstadien kennt. Nur in der Frankfurter Festhalle oder im Walstadion könnte die Stimmung besser sein. ;-)
So hört man auch erstmal zwei Minuten lang die 15000 Fans, ehe das eigentliche Intro beginnt, eine Mischung aus Western- und Flamenco-Rythmen. Dann ertönen die ersten Akkorde von 'Hier sind die Onkelz' und Kevin startet in seiner Geburtsstadt mit einem lauten "Jaaaaa!" durch. Anfangs klingt er noch etwas heiserer als sonst, kommt aber immer besser in Fahrt und trifft jeden Ton sicher. Nahtlos geht's mit 'Lieber stehend sterben' weiter, und Stephans "Hallo Dortmund"-Patzer wurde im Studio nachträglich bereinigt. Außerdem scheinen mir ein paar Ansagen gekürzt, oder Stephan entpuppte sich am Tourende ausnahmsweise nicht vor jedem Song als Labertasche. Stattdessen feuert er das Publikum an ("Singt mit uns, Hamburg!" "Jetzt rocken wir das Haus!") und haut mit seinen Bandkollegen einen Hit nach dem anderen raus. Für keine Minute will er die Partystimmung in Abschiedstrauer umschwingen lassen. Vor allem die Songs vom letzten Album "Adios" rocken richtig gut. Die Balladen 'Ich bin in dir' und 'Für immer' gibt's in den härteren Versionen, ehe erstmals die Abteilung "Wünsch dir was" kommt: Stephan lässt das Publikum entscheiden, ob es "Wieder mal 'nen Tag verschenkt" in der Akustik- oder Rock-Variante hören will. Die Hamburger entscheiden sich für Erstere, sehr zur Freude von Kevins strapazierter Stimme. Auf der bald erscheinenden Tour-DVD wird man wohl beide Versionen zur Auswahl haben. Anschließend beginnt 'Terpentin' überraschend etwas getragener, ehe es zum Pogo übergeht - das Quartett will seinen Fans Abwechslung bieten. Das schlägt sich auch in der Setlist nieder, die einige Unterschiede zu den vorigen Live-Alben aufweist. Mit Ausnahme von unverzichtbaren Titeln wie dem passenden 'Nichts ist für die Ewigkeit', bei dem Gänsehaut garantiert ist. Erstmals beendet der Klassiker 'Erinnerungen' bereits das reguläre Set, ehe Motorengeräusche und 'Feuer' den Zugabenblock einläuten. Dann fährt die Arena gefühlsmäßig Achterbahn: Nach der Stimmungsbombe 'Mexico' versucht Stephan, so gefasst wie möglich den allerletzten Song der Abschiedstour einzuläuten. Während er der gesamten Crew dankt, kniet die ausverkaufte Halle Respekt zollend nieder und Kevin verlässt tränennahe für eine Minute die Bühne. Aber er muss da durch und noch einmal 'Ihr hättet es wissen müssen' singen. Beim abschließenden Instrumental 'A.D.I.O.Z.' wird sicher kein Auge trocken geblieben sein.
Aus dem ursprünglichen Vorhaben, wie bei "Live in Vienna" nur eine CD rauszubringen, wurde natürlich nichts. Stattdessen gibt's wie bei den Dortmunder und Frankfurter Live-Alben das volle Zweieinhalb-Stunden-Programm auf zwei Silberlingen im Digi-Pack samt Aufkleber sowie zwei Booklets. "Live in Hamburg" – in den Charts von 0 auf 1 eingestiegen – bietet jedem Fan das, was er erwartet. Einige Fans werden der Band zwar jetzt sicher wieder Ausverkauf vorwerfen, schließlich soll auch noch eine Tour-DVD erscheinen sowie eine Bandbiographie in die Kinos kommen, "Onkelz wie wir" neu eingespielt und sicher auch noch das Abschlussfestival dokumentiert werden. Aber dass eine Band, die für hunderdtausende von Fans ein wichtiger Lebensinhalt war/ist, für diese den Abschied auf Langrille festhält, muss doch jedem einleuchten. Auch wenn es die mittlerweile fünfte offizielle Live-Dokumentation ist. Zudem dürfte sich Kevin mit diesem Live-Album aus seiner Heimat einen besonderen Wunsch erfüllt haben. Ich freu mich schon auf die Tour-DVD und die Aufnahmen der Stripperinnen, die in der Hansestadt die Bühne enterten. Bis dahin versüß ich mir die Zeit mit den CDs, mit denen man im Juni auch perfekt die lange Fahrt zu "los dos ultimos conciertos", zum "Vaya con tioz"-Festival auf dem Euro-Speedway überbrücken kann. No sleep till Lausitz!
- Redakteur:
- Carsten Praeg